Eine Hummel fliegt eine Reihe von Mohnblumen an, die von der Morgensonne beleuchtet werden.
Eine Hummel fliegt eine Reihe von Mohnblumen an, die von der Morgensonne beleuchtet werden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin (dpa) – Das deutschlandweite Insektensterben schreitet selbst in Naturschutzgebieten weiter voran. Das haben die Untersuchungen des Forschungsprojekts «DINA» (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) unter der Leitung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) ergeben, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden. An dem Projekt waren neben dem Nabu acht wissenschaftliche Institutionen beteiligt. Die Ergebnisse zeigten, dass sich ein im Jahr 2017 wissenschaftlich belegter massiver Schwund von Insekten in Naturschutzgebieten weiter fortsetze, sagte Projektleiterin Gerlind Lehmann vom Nabu. «Ich habe befürchtete, dass es so ist, ich habe gehofft, dass es nicht so ist.»

Im Jahr 2017 hatten ehrenamtliche Insektenkundler des Entomologischen Vereins Krefeld nachgewiesen, dass die Gesamtmasse an Fluginsekten in Teilen Deutschlands von 1989 bis 2016 um mehr als 75 Prozent abnahm. Nach Angaben von Lehmann zeigt das Dina-Projekt, dass sich das Gesamtgewicht der Insekten, das in direkter Beziehung mit dem Artenreichtum stehe, sich seitdem in keiner Weise erholt hat. Genaue Zahlen sollen in den kommenden Monaten veröffentlicht werden.

Für das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wurden zwischen Mai 2019 und April 2023 fliegende Insektenpopulation an 21 verschiedenen Standorten in Deutschland erfasst, die alle innerhalb eines Naturschutzgebiets lagen. Hierfür wurden sogenannte Malaise-Fallen aufgestellt. Das sind zeltartige Netze, in denen Fluginsekten in einen Sammelbehälter geleitet und getötet werden. Alle Standorte befanden sich auf offenem Land sowie in unmittelbarer Nähe zu konventionell betriebenen Ackerflächen.

Eine besonders große Bedrohung für die Insektenvielfalt besteht den Ergebnissen zufolge darin, dass sich Naturschutzgebiete oft in unmittelbarer Nähe zu Äckern befinden, auf denen für Insekten tödliche Pestizide ausgebracht werden. In über 25 Prozent der knapp 9000 Naturschutzgebiete in Deutschland liegen laut Lehmann Äcker mit einer Größe von mindestens einem halben Hektar. Die Folge: In den untersuchten Insekten seien Rückstände von 47 unterschiedlichen Pestiziden festgestellt worden. An mehr als der Hälfte der untersuchten Standorte sei sogar ein verbotenes Pestizid nachgewiesen worden.

Um die biologische Vielfalt in Naturschutzgebieten zu schützen und das Artensterben aufzuhalten, forderten die Projektteilnehmer unter anderem, dass die Umgebung von Schutzgebieten bei der Planung mitgedacht werden müsse.