Zu Besuch in der Bildgießerei Noack: Firmenchef Hermann Noack über „rumeiernde“ Politiker und das, was ihn so richtig auf die Palme bringt.
Sein verschmitztes Lächeln verliert Hermann Noack auch bei ernsten Themen nicht so schnell. Dass es in Zeiten wie diesen immer schwieriger sei, Material zu bekommen oder dass Energie, die sie in seiner Kunstgießerei in rauhen Mengen brauchen, immer teurer werde – angesichts voller Auftragsbücher mag der gelernte Gießereimechanikermeister in das allgemeine Wehklagen nicht einstimmen.
Dafür ist er zu sehr vorausschauender Unternehmer. Was ihn manchmal aufregt, ist das „Rumgeiere“ in der Politik. „Es scheint fast so, dass viele Politiker Angst davor haben, den Bürgern etwas zuzumuten“, vermutet Noack. Dabei sei es eine Frage des Respekts, „ehrlich mit den Menschen umzugehen“.
Vierte Generation
Die Geschichte der Bildgießerei Noack beginnt 1897 in einem unbelüfteten Kellergeschoss in Wilmersdorf: Wenn der junge Firmengründer Hermann Noack nicht gerade seine Mitarbeiter die Kellertreppe hochtragen muss, die während des Gusses der heißen Bronze in Ohnmacht fallen, bespricht er mit den jungen Bildhauertalenten August Gaul und Fritz Klimsch ihre Projekte und führt sie in die handwerklichen Grundlagen ihrer Kunst ein. Bald steht der Name Noack für etwas, das für Künstler eine Verheißung ist: Ein Ort, an dem Kunst und Handwerk im Sinne des Kunstwerks und im wahrsten Wortsinn miteinander verschmelzen.
Bis 2009 befindet sich der Firmensitz in der Fehlerstraße in Friedenau, dann folgt der Umzug ans Spreeufer an der Sömmeringstraße. Durch die Neuherstellung prominenter Denkmale, wie der Quadriga von Schadow, oder den Guss der berühmten Berlinalebären hat die Bildgießerei Noack unübersehbare Spuren im Berliner Alltag hinterlassen. 125 Jahre später wird das Unternehmen noch immer von einem Hermann Noack geführt, mittlerweile in vierter Generation. Noch immer wenden sich die wichtigsten Vertreter der Kunstwelt mit ihren Entwürfen an die Bildgießerei.
Hier lassen Anselm Kiefer, Georg Baselitz oder Tony Cragg ihre Werke gießen, hier versammelte und versammelt sich die internationale Kunstszene, um ihre Ideen gemeinsam mit Noack und seinen Mitarbeitern zu verwirklichen.
Reine Dienstleister
Womit wir am Ende unseres Besuchs doch noch bei einem Thema landen, bei dem Hermann Noack das Lächeln längst vergangen ist. Seit 2014 hat die Steuergesetzgebung Kunstgießereien als reine Handwerksbetriebe eingestuft. Deshalb dürfen sie nicht mehr die ermäßigte Umsatzsteuer von sieben Prozent, sondern müssen volle 19 Prozent aufschlagen.
Zwei Probleme hat Noack damit: Zum einen hätten davon lange Zeit nicht mal die Finanzämter gewusst und würden nun seine und andere Kunstgießereien rückwirkend zu Kassen bitten. Was ihn fast noch mehr ärgert ist, dass man „uns zu rein handwerklichen Dienstleistern degradiert hat“. Das, so Hermann Noack, hätte mit der Wirklichkeit, wie seine Firma und unzählige Künstler sie seit 125 Jahren kennen, nun gar nichts mehr zu tun.
Text: Manfred Wolf