Fundstücke
Gruppenfoto mit Bezirksstadtrat Alexander Ewers. Bild: BA Reinickendorf

17 junge Menschen haben im Rahmen eines internationalen Workshops des Ökumenischen Jugenddienstes zwei Wochen lang gemeinsam auf dem Gelände der früheren Wittenauer Heilstätten, der heutigen psychiatrischen Institutsambulanz des Vivantes Klinikums, gearbeitet und dabei Stücke historischer Grabsteine entdeckt.

„Gerade in einer Zeit, in der Konflikte auch in Europa wieder mit Waffengewalt ausgetragen werden, ist es wichtig, dass junge Menschen aus aller Welt zusammenstehen. Vielen Dank für Euren Einsatz! Dies ist ein wichtiger Beitrag, damit die grausame Geschichte dieses Ortes nicht in Vergessenheit gerät“, sagte Bezirksstadtrat Alexander Ewers bei einem Empfang der Freiwilligen.

Tausende Patienten ums Leben gekommen

In der Zeit des Nationalsozialismus kamen zwischen 1939 und 1945 über 4.600 Patienten in und durch die Wittenauer Heilstätten ums Leben. Es ist davon auszugehen, dass viele dieser Menschen auf dem Anstaltsfriedhof begraben wurden.

Die Workcamp-Teilnehmer kamen aus Brasilien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, der Ukraine, Ungarn und Polen und sind im Alter zwischen 15 und 23 Jahren. Während ihres freiwilligen Einsatzes entfernten sie auf dem Gelände unter anderem Efeu, um so Mauern, alte Wege und Fundamentreste wieder sichtbar zu machen. Sie sammelten zudem Müll und legten Kompostflächen an. Bei den nötigen Bodenarbeiten endeckten sie dann die Bruchstücke historischer Grabsteine, auf denen die Namen von Verstorbenen teilweise noch zu erkennen sind.

Grabsteinreste
Einige Fundstücke. Bild: Familie Orland vom Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof.

Mögliche Nachkommen finden

Chiara Torchio aus Turin ist 19 Jahre alt. Ihre Eindrücke schilderte sie so: „Es war ein wirklich einmaliges Erlebnis. Obwohl ich wusste, dass die Geschichte die Gegenwart beeinflusst, habe ich mich auf einer anderen Ebene mit den Menschen verbunden, die einst hier lebten und starben. Als ich diese alten Grabsteine mit meinen eigenen Händen gefunden und berührt habe, hatte ich das Gefühl, mich in ihre Lage versetzen zu können.“ Sie hofft nun darauf, dass mögliche Nachkommen der Verstorbenen gefunden und benachrichtigt werden können.

Der Freundeskreis Alter Anstaltsfriedhof arbeitet seit vielen Jahren daran, die Toten namentlich zu identifizieren. In über 460 Fällen ist dies bereits gelungen. Erst im Januar dieses Jahres war der Gedenkort Alter Anstaltsfriedhof feierlich eingeweiht worden.

Text: red