Wer und warum im evangelischen Gotteshaus zündelte, ist immer noch unklar. Die Gemeinde zeigt sich zutiefst über die Brandstiftung schockiert. Spendenkonto eingerichtet.
Der mehr als 100 Jahre alte Altar der Paul-Gerhardt-Kirche in der Wisbyer Straße stand am Donnerstag vergangener Woche in Flammen. Gemeinsam mit der hölzernen Orgel des Gotteshauses wurde er Opfer der Flammen.
Die Polizei ermittelt indes wegen Brandstiftung, mochte aber bislang nicht von einem Anschlag mit politisch-religiösem Hintergrund sprechen.
Ein Zeuge sah noch einen Mann, der sich hastig aus der Kirche in der Wisbyer Straße entfernte.
Große Solidarität
Die Empörung ist groß. So erklärte Berlins Bürgermeisterin, Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne): „Wer Feuer in einem Gotteshaus legt, greift die Religionsfreiheit und damit die Werte unseres Grundgesetzes an.“
Ihre Solidarität gelte dem Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte, zu dem neben der Paul-Gerhardt-Kirche das Stadtkloster Segen, der Elias Kuppelsaal sowie die Gethsemanekirche gehören.
Letzteres Gotteshaus wurde von der Gemeinde vehement gegen die versuchte Vereinnahmung durch die Querdenkerbewegung geschützt.
Kein Überblick
Pfarrerin Almut Bellmann sprach von einem „tiefen Schock“. „Ich konnte es erst überhaupt nicht fassen“, sagte Bellmann der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Am Freitagabend habe es vor der Kirche eine Andacht gegeben.
„Wir haben noch keinen Überblick über den Schaden“, sagte Bellmann. In der Kirche sehe es wüst aus, überall sei Ruß, auch die Orgel wurde demnach vom Feuer erfasst. „Wir wissen nicht, wer das gemacht hat. Wir warten die Ermittlungen ab.“
Die Polizei ermittelt unter anderem mit Blick auf die Szene der Corona-Maßnahmen-Kritiker, weil diese in der Gegend Proteste abhalten. Dies sei aber nur eine mögliche Richtung, betonte ein Sprecherin.
Spendenkonto eingerichtet
Am 2. November 1908 wurde der Grundstein für die Paul-Gerhardt-Kirche gelegt. Am 12. März 1910, dem 303. Geburtstag des Liederdichters, konnte die Gemeinde im Beisein des Kronprinzenpaares die Einweihung des Neubaus feiern. Das Altarbild stammt von Gerard Noack.
Pfarrerin Almut Bellmann gegenüber der Bild-Zeitung: „Der Altar kann aber in seiner alten Form nicht mehr rekonstruiert werden.“ Auch Orgel und Altarbild sind unwiederbringlich verloren. Nur der Holzengel und die Osterkerze überlebten.
Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet:
EKPN – IBAN: DE48 1005 0000 4955 192101 BIC: BELADEBEXXX
Text: Redaktion, Bild: EKPN