Bismarckstraße
Auch beim ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck sieht die Studie judenfeindliche Tendenzen.

Bei 290 Namen von Straßen oder Plätzen in Berlin gibt es antisemitische Bezüge. In mehr als 101 Fällen empfiehlt eine neue Studie die Umbenennung.

Ob die Bismarckstraße in Charlottenburg, der Cosimaplatz in Friedenau oder die Jahnstraßen in Britz und Kreuzberg: 290 Straßen- und Platznamen in Berlin haben antisemitische Bezüge. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie, die der Berliner Antisemitismusbeauftragte Samuel Salzborn beauftragt hat .

„Wir wollten eine systematische Grundlage für eine wichtige gesellschaftliche Diskussion schaffen“, so Samuel Salzborn laut einem Bericht von rbb24. Straßennamen seien eine hohe Form der Ehrung. Berlin sei gut beraten, diese Ehrung immer wieder kritisch zu prüfen.

Öffentliche Debatte gefordert

Auch der Autor der Studie, Felix Sassmannshausen aus Leipzig, empfiehlt eine gesellschaftliche Debatte und in einer Vielzahl der Fälle auch eine Umbenennung.

Zu den betroffenen Straßennamen gehörten laut Studie bereits diskutierte Straßennamen wie die Treitschkestraße in Steglitz und die Pacelliallee in Dahlem, aber auch alle Martin-Luther-Straßen, die Otto-Dibelius-Straße in Charlottenburg oder der Pastor-Niemöller-Platz in Pankow.

Zum früheren Reichskanzler Otto von Bismarck (1871-1890), der neben der besagten Straße auch einer Allee und einem Platz den Namen gab, heißt es in der Studie, er habe intensive Kontakte in das antisemitische Lager des Kaiserreichs gehabt, ohne selber für antisemitische Äußerungen bekannt zu sein. Mit der Reichsgründung habe er faktisch die jüdische Emanzipation im Kaiserreich unterstützt, gegen die er sich allerdings noch 1847 ausgesprochen hatte.

Im Falle Bismarcks empfiehlt die Studie keine Umbenennung, sondern eine „digitale Kontextualisierung“.

Text: red/nm, Bild: IMAGO/Nicolaj Zownir