Bundesverdienstkreuz Charlottenburg-Wilmersdorf
Charlottenburg-Wilmersdorfs Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD, links) überreicht Christoph Heubner die Urkunde zum Großen Verdienstkreuz.

Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten, ist ihm zur Lebensaufgabe geworden. Nun wurde Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, mit dem Großen Verdienstkreuz geehrt.

Heubner nahm die Auszeichnung dieser Tage von Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, entgegen. Der 72-Jährige setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, die Lebensgeschichten der Opfer des Nationalsozialismus in die Gegenwart und Zukunft weiterzutragen, teilt das Bezirksamt mit.

Unter anderem als Vizepräsident des deutschen Auschwitz-Komitees und durch großen persönlichen Einsatz habe Heubner viel für die historisch-politische Bildung auf dem Gebiet der Holocaust Education geleistet, heißt es zur Begründung der Würdigung. „Sein kontinuierliches und nachhaltiges Engagement gilt dem Ziel, die Erinnerung an den Holocaust lebendig zu halten.“

Engagement ausgeweitet

Dieses Ziel habe Heubner kompetent und effektiv über einen langen Zeitraum auf verschiedenen Wegen verfolgt und tue es noch. „Auch nach den erhaltenen Auszeichnungen hat er sein Engagement nicht nur unermüdlich fortgesetzt, sondern es noch ausgeweitet.“

Zudem habe er sich unermüdlich für die Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen von Auschwitz eingesetzt.

Pionierarbeit in Polen

Heubner wuchs in Hessen als Sohn eines Pfarrers auf. Nach dem Abitur verweigerte er den Wehrdienstdienst und leistete stattdessen in einem Obdachlosenasyl im Rahmen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienst in Oxford, einen Friedensdienst. Später betreut er die ersten Gruppen der Aktion Sühnezeichen in der KZ-Gedenkstätte Stutthof in Polen.

Es folgte ein Studium der Geschichte, Germanistik und Politik sowie ein erstes Staatsexamen. Nach dem Staatsexamen war er hauptberuflich für die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste tätig.

Von 1980 bis 1986 beteiligte er sich an dem Bau der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz und engagierte sich seit 1985 im Internationalen Auschwitz Komitee.

2003 war Christoph Heubner in die Eröffnung des Koordinationsbüros des Internationalen Auschwitz Komitees in Berlin involviert. 2005 wurde er erneut als Mitglied des Vorstands der Stiftung für die Internationale Jugendbegegnungsstätte gewählt.

Auszubildende besuchen KZ-Gedenkstätte

Darüber hinaus begleitet Christoph Heubner seit mehr als 30 Jahren Auszubildende der Volkswagen AG und polnische Berufsschüler während der Ausbildung auf einen vierzehntägigen Arbeits- und Seminaraufenthalt in der Gedenkstätte Auschwitz.

Für seinen Einsatz wurde Christoph Heubner 2002 mit dem Verdienstkreuz am Bande und 2014 mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse geehrt. „Auch nach diesen Auszeichnungen hat sich Christoph Heubner weiter mit großem Einsatz ehrenamtlich engagiert und sich unermüdlich für die Verfolgung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen von Auschwitz eingesetzt“, so das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf.

Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau organisierte  Heubner 2015 eine große Gedenkfeier, an der neben der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch zwei Überlebende sprachen.

Sonderausstellung initiiert

Zugleich wurde auch die von ihm initiierte Sonderausstellung „Geboren in Auschwitz“ des Internationalen Auschwitz Komitees 2015 in Berlin eröffnet.

Im Juni 2018 lud Christoph Heubner die Rapper Farid Bang und Kollegah in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz ein, nachdem diese sich in ihren Song antisemitisch geäußert hatten. Die Rapper folgten der Einladung.

Heubner sagte zu der Begegnung: „Für die Auschwitz-Überlebenden ist der Besuch der Rapper eine Genugtuung und auch eine Geste an ihre jungen Fans, dass Hass, Menschenverachtung und Antisemitismus in keiner Kunst einen Platz haben sollten.“

2020 hat sich Christoph Heubner auch als Schriftsteller seinem Lebensthema „Auschwitz“ in unterschiedlichster Weise genähert. So entstand 2020 zuletzt das Buch „Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen“.

Text: Nils Michaelis, Bild: BA CW/Brühl