Weihnachten-2020
Happy little sisters wearing Christmas pajamas opening gift boxes by a fireplace in a cozy dark living room on Christmas eve. Celebrating Xmas at home.

Eingeschränkte Kontakte und geschlossene Geschäfte: Das nahende Weihnachtsfest sorgt in Zeiten von Corona für gemischte Gefühle.

Eigentlich war die Weihnachtsstimmung schon vor den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern vom vergangenen Sonntag im Eimer. Ein Advent ohne Weihnachtsmärkte, vorweihnachtliche Konzerte oder Märchentheater: Schon lange war den Menschen klar, dass sie sich vor allem in den eigenen vier Wänden auf das Fest einstimmen müssen. Und weil schon vor Wochen entschieden wurde, dass die Kontaktbeschränkungen in Berlin auch an Weihnachten gelten, halten die meisten Hauptstädter bei der Vorbereitung des Festtagsprogramms ohnehin den Ball flach. Was soll man auch großartig planen, wenn maximal fünf Menschen (Kinder ausgenommen) miteinander feiern dürfen?

Wirtschaft erlebt eine harte Prüfung 

Dass nun auch noch der Einzelhandel heruntergefahren wurde, macht die Liste der Grausamkeiten komplett. Erst recht aus Sicht von Beschäftigten und Arbeitgebern. Mitten in der umsatzstärksten Zeit des Jahres müssen sie den zweiten harten Lockdown seit Ausbruch der Corona-Pandemie verkraften. „Das werden viele Unternehmen ohne entsprechende Staatshilfen nicht überstehen“, so Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland. Beatrice Kramm, die Präsidentin der IHK Berlin, spricht von einer „harten Prüfung“ in den kommenden Wochen, und zwar nicht nur für viele Läden und Geschäfte.

Andererseits war dieser Schritt angesichts der Corona-Zahlen lange zu erwarten gewesen. Es entbehrt ja auch jeder Logik, wenn Kultureinrichtungen und Lokale trotz ausgefeilter Hygienekonzepte schließen müssen, sich die Menschen aber dicht an dicht ausgedehnten Shoppingfreuden hingeben dürfen. Genth und Kramm betonen, dass die Corona-Bekämpfung oberstes Ziel sein müsse. Sich dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu stellen, fordert auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Um Leben zu retten, sei eine drastische Verringerung aller Kontakte und der Verzicht auf viele Treffen über die Feiertage nötig. Und: „Feiern lassen sich nachholen, über Geschenke freuen sich Freunde und Verwandte auch später noch.“

Pragmatischer Ansatz für ein Fest danach

Steinmeiers pragmatische Worte könnten manche von uns ermutigen, die aktuellen Beschränkungen nicht zu schwer, wohl aber ernst zu nehmen. Wer weiß: Lässt sich Weihnachten in diesen Tagen möglicherweise neu entdecken? Brauchen wir wirklich all die Dinge, die wir in anderen Zeiten noch auf den letzten Drücker eingekauft haben? Oder werden wir stattdessen noch fauler und bestellen noch mehr Geschenke bei Internethändlern?

In jedem Fall dürften sich für Familien, denen weder endlose Einkaufstouren noch große Feierlichkeiten zu Hause oder Besuche bei Verwandten bevorstehen, neue Freiräume auftun, die sie womöglich schon lange ersehnt haben. Warum nicht einfach mal ziellos über den Boulevard Unter den Linden oder den Kurfürstendamm schlendern und die festliche Beleuchtung genießen? Oder lieber ein Abstecher ins Grüne? Mal sehen, was nach Corona von unseren weihnachtlichen Gewohnheiten geblieben sein wird.

Datum: 17. Dezember 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: Getty Images Plus/iStock/MNStudio