Durchfahrtssperren im Samariterkiez in Friedrichshain-Kreuzberg.
Durchfahrtssperren im Samariterkiez in Friedrichshain-Kreuzberg.

Manche Kiezthemen haben Sie, liebe Leser, und uns jahrelang begleitet. Hier und da hätten wir gerne etwas anderes berichtet als es uns die Realität gestattet hat. Aus gegebenem Anlass lassen wir unserer Fantasie freien Lauf, ganz nach dem Motto „30 Jahre Abendblatt – was wir endlich mal gerne schreiben würden“.

Friedrichshain-Kreuzberg ist jetzt autofrei. In einer Nacht- und Nebelaktion leisteten 230 Mitarbeiter des Straßen- und Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg sowie aus benachbarten Bezirken ganze Arbeit und rammten an allen Straßenkreuzungen rot-weiße Metallpoller 30 Zentimeter weit in den Boden. 2.400 dieser Hindernisse sollen Autofahrer daran hindern, den Bezirk zu passieren. Alle parkenden Autos innerhalb des nun errichteten größten Kiezblocks der Welt werden sukzessive durch Einsatzfahrzeuge mit Sondergenehmigung abgeschleppt und an Orten außerhalb der Bezirksgrenzen abgestellt, erklärt Stadtrat Florian Schmidt (Grüne) feierlich gegenüber dem Berliner Abendblatt.

Wenige Ausnahmen

Eine Ankündigung über die Maßnahme zur Errichtung eines Kiezblocks im gesamten Bezirk mit der Bitte, das eigene Auto entweder zu verkaufen oder an anderer Stelle abzustellen, habe bereits vier Wochen zuvor jeder Anwohner in seinem Briefkasten vorfinden können. Ausnahmen gäbe es nur für Menschen mit Behinderung, denen es nicht zuzumuten sei, Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen sowie für Lieferverkehr. „Das haben wir natürlich nicht ernst genommen“, sagt Harald K., der seit 30 Jahren an der Warschauer Straße wohnt und die Versuche eines autofreien Bezirks bisher mit einem Schmunzeln bewertete. „Nun werde ich wohl aufs Fahrrad umsteigen müssen“, lenkt er ein.

Bessere Luft in Friedrichshain-Kreuzberg

„Wir sind das Vorbild für Berlins Mobilität der Zukunft“, freut sich Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) über diesen erfolgreichen Mammutakt. Sie sei ganz sicher, dass sich alle Anwohner des Bezirks schon ganz bald über mehr Platz, bessere Luft und mehr Ruhe freuen werden. Auch darüber, dass Kinder nun unbeschwert auf den Straßen spielen könnten. Eine Studie hat übrigens belegt, dass die Bereitschaft zur Verkehrswende im Bezirk sehr groß ist. Die Umfrage ergab, dass zwei Drittel der 1.000 befragten Anwohner keine parkenden Autos in ihren Kiezen wollen.

Sollten Sie, liebe Leser, eine eigene Utopie für Berlin oder Anmerkungen zum Text haben, dann schreiben Sie mir eine Mail oder hinterlassen einen Online-Kommentar

Text: Sara Klinke, Bild: IMAGO / Bernd Friedel