Höhere Eigenanteile an den Pflegekosten belasten Pflegebedürftige und Angehörige.
Multiple Sklerose (MS) beginnt meist im jungen Erwachsenenalter und begleitet Erkrankte ihr ganzes Leben lang. Durch chronische Entzündungen schädigt die Erkrankung das zentrale Nervensystem.
Zwar kann MS heutzutage meist gut behandelt werden und über viele Jahre keine nennenswerten Behinderungen verursachen, doch der Verlauf ist sehr individuell. Bei manchen Patienten kommt es in kürzester Zeit zu starken Beeinträchtigungen, bei anderen summieren sich die Schäden mit zunehmendem Alter. Menschen mit MS haben deshalb ein erhöhtes Risiko, pflegebedürftig zu werden.
Fast jeder Vierte benötigt Unterstützung
So nahmen laut dem Deutschen MS-Register 2021 4,1 Prozent der MS-Erkrankten ambulante Pflegehilfen in Anspruch. Fast jeder Vierte benötigt Unterstützung im häuslichen Umfeld, die überwiegend von Angehörigen geleistet wird. Mit dem Alter steigt der Pflegebedarf deutlich an, bei MS-Erkrankten über 60 beträgt der Anteil fast 50 Prozent. Durch die häufigere und oft schon früh einsetzende Pflegebedürftigkeit sind Menschen mit MS besonders stark von den Defiziten des Pflegesystems betroffen.
Denn wie die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) kritisiert, hat die letzte Pflegereform gerade bei den Angehörigen und in der häuslichen Versorgung kaum für finanzielle Entlastung gesorgt. Das zuletzt 2017 angehobene Pflegegeld wurde nicht erhöht und kann aufgrund der galoppierenden Inflation seinen Zweck kaum noch erfüllen.
Ein Beispiel: Für das Pflegegeld bei Pflegegrad 3 von derzeit 545 Euro pro Monat wird allein für 2022 und 2023 ein Kaufkraftverlust von fast 75 Euro prognostiziert. Die Pflegesachleistungen wurden Anfang des Jahres zwar um fünf Prozent erhöht, aber auch diese sind durch die Inflation schon wieder aufgezehrt. Das bedeutet weniger Hilfe durch den Pflegedienst oder mehr Zuzahlung aus der eigenen Tasche.
Die DMSG setzt sich für Verbesserungen ein
Angesichts dieser Probleme fordert die DMSG eine schnelle und dauerhafte Entlastung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen . Um die Kostensteigerungen auszugleichen, müsse das Pflegegeld noch in diesem Jahr erhöht und jährlich an die Preisentwicklung angepasst werden.
Dringend nötig ist nach Ansicht der Fachgesellschaft auch ein einheitliches Budget für die Kurzzeit- und Verhinderungspflege, eine pauschale Auszahlung des Entlastungsbetrags von 125 Euro monatlich ohne Nachweise sowie mehr Geld für Pflegeheimbewohner. Nur so könne verhindert werden, dass sich die Lage von Pflegebedürftigen immer weiter verschlechtert.
Quelle: djd