Der erste Teil der aufwändigen Sanierung neigt sich dem Ende zu.

Baugerüste, in Folien eingepackte Wandgemälde und überall aus der Wand ragende neue Kabelstränge sind im Rathaus Schöneberg fast schon Alltag. Seit rund fünf Jahren ist es nun eine Dauerbaustelle, denn dort finden umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Dringend nötige, denn das historische Gebäude wäre in seiner ursprünglichen Form den modernen Anforderungen kaum gewachsen. Mit dem Abschluss des ersten Bauabschnitts im kommenden Jahr wird sich die Situation schon spürbar verbessert haben, doch ist das Ende der Fahnenstange dann noch lange nicht erreicht.

Problem Brandschutz

Die Liste der Herausforderungen ist groß: Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude war nie dafür ausgelegt, dass 640 Menschen unter den heute geltenden Ansprüchen und Vorschriften dort arbeiten. Beim Thema Brandschutz reichte es früher, Hydranten und Anschlüsse für Feuerwehrschläuche im Gebäude zu haben. Schutztüren und Fluchtwege nach heutigen Standards waren damals kein Thema. Alte Wasserleitungen und Heizungsrohre, die im Laufe der Jahre auch mit Asbest isoliert worden waren, altersschwache Elektroinstallationen, Datenleitungen aus den 1980er-Jahren: Die Liste der Probleme war lang, ihre Behebung eine große Herausforderung. Bevor überhaupt mit den Arbeiten begonnen werden konnte, wurden diverse Masterpläne und Gutachten erstellt. Mit dem Ergebnis, dass ein Bedarf von insgesamt rund 32 Millionen Euro für die Sanierung berechnet wurde. Wenn der erste Bauabschnitt Anfang kommenden Jahres abgeschlossen wird, dann werden 15 Millionen Euro investiert worden sein. Inzwischen sind etwa 190 der 470 Büroräume schon modernisiert, etliche Fenster erneuert, Leitungen neu verlegt und der Brandschutz deutlich verbessert worden. „Die Kosten und die Qualität der Arbeiten haben wir gut im Griff“, sagte der Leiter der bezirklichen Gebäudebewirtschaftung, Franz-Wilhelm Garske, kürzlich bei einem Rundgang durch das Gebäude. Er und der Projektleiter für den Rathaus-Umbau, Lech Adamczyk, haben gemeinsam die Koordination der vielen verschiedenen Teile der Maßnahme in ihren Händen.

Denkmal bewahren

Ein ganz großes Thema für den Rathaus-Umbau ist der Konflikt zwischen Denkmalschutz und modernen Anforderungen an die Arbeitsumgebung und Sicherheit der Mitarbeiter. Das geht schon los beim Thema Brandschutz: Allein die Abstimmung darüber, wie Brandschutztüren in das Gebäude denkmalgerecht integriert werden könnten, dauerten ein ganzes Jahr. Außerdem mussten zusätzliche Treppenhäuser eingebaut werden – eine erhebliche Veränderung, aber unvermeidbar. Insgesamt hat sich die Verwaltung für einen Kompromiss zwischen der Enthaltung von Historischem und Modernisierung entschieden. Etwa ein Viertel des Gebäudes wird in seinem ursprünglichen Zustand erhalten oder in diesem wiederhergestellt, zum Beispiel die Brandenburg-Halle oder der Willy-Brandt-Saal, sozusagen als Musterräume, welche die Geschichte widerspiegeln.

Wobei es auch nicht immer einfach ist, zu entscheiden, welche Zeit für die historische Bedeutung entscheidend ist. Der Goldsaal ist zum Beispiel im Jahr 1987 für die 750-Jahr-Feier hergerichtet worden, das ist an sich schon ein wichtiger geschichtlicher Moment, der den Denkmalschutz in einem gewissen Sinne relativ macht. Auch ansonsten braucht es Kompromisse: So hat die 2015 fertiggestellte Ausstellungshalle zwar ihr altes Dach behalten können – aber nur deshalb, weil darüber eine neue Dachkonstruktion errichtet wurde, um das Original vor schweren Dachlasten bei Schnee und Eis zu schützen und die Energiebilanz zu verbessern.

Herausforderung Barrierefreiheit

Defizite gibt es noch bei der Barrierefreiheit, die beim Bau des Rathauses kein Thema war. Im Ist-Zustand müssen Betroffene oft lange Umwege in Kauf nehmen, um bestimmte Räume zu erreichen. Andere erreichen sie überhaupt nicht. Das wurde teilweise schon verbessert, doch es gibt noch immer viel Bedarf für Verbesserungen. Sogar das Foyer des Hauses ist mit dem Rollstuhl bisher nicht erreichbar. Auch dafür wurde ein eigener Masterplan entwickelt, der sich auch auf den nächsten Bauabschnitt ausdehnen wird.

Text/Bilder: Oliver Schlappat