Fraktionen diskutieren weiter über einen geschichtsbewussten Umgang mit dem Areal.
Mit einem „Appell“ für eine „Entnazifizierung“ des Olympiageländes hat sich der ehemalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder in der Wochenzeitung Die Zeit vom 14. Mai ausgesprochen – und erntete mit diesen Aussagen einigen Zuspruch, aber auch viel Kritik. Seine Forderungen waren Grund genug, in der vergangenen Woche Experten in einer Online-Diskussionsrunde dazu zu Wort kommen zu lassen.
Für einen geschichtsbewussten Umgang mit dem Areal hatten sich zuvor bereits Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) und Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) ausgesprochen. Schruoffeneger sagte, er begrüße den Debattenanstoß. „Wir brauchen eine breite Debatte darüber, welche Botschaft zukünftig von der Architektur des Olympiageländes ausgehen soll“, ergänzte er.
Mehr Aufklärung
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Felix Recke hingegen, sieht eine erneute Umgestaltung kritisch. Er wundert sich über Strieders Vorstoß: „Warum hat Senator Strieder nicht damals im Jahr 2000, als er die Sanierung des Olympiastadions in Aufrag gab mit seinen dargestellten Maßnahmen begonnen? Was ist heute anders?“, fragt er auf Facebook. Konkret geht es in Strieders Idee darum, die vielen Skulpturen, die in den 30er-Jahren nach den Vorstellungen der NS-Ästhetik entstanden sind, zu entfernen.
Bislang hat der bestehende Denkmalschutz dies verhindert. Für viele sind aber gerade diese Skulpturen ein Weg, sich mit der Geschichte des von Hitler geplanten Großbauprojekts auseinanderzusetzen. Einig sind sich die Fraktionen darin, dass die Aufklärung auf dem Gelände, wie Peter Strieder ebenfalls erläutert, unzureichend ist. Schautafeln und eine – meist defekte – Multimedia-Station am Eingang reichten schlicht nicht aus, um Besucher aufzuklären.
Datum: 5. Juni 2020, Text: kr, Bild: imago images/Westend61