Produktion des neuen Rasierers von Gillette sichert Betrieb in Tempelhof bis 2022.

Gute Nachrichten: Der Rasierer-Produzent Gillette, der die scharfen Klingen bereits seit rund achtzig Jahren an der Oberlandstraße in Tempelhof produziert, wird auch in den kommenden Jahre die allerneueste Produktlinie „SkinGuard Sensitive“ hier fertigen. In einer groß angelegten Werbekampagne unter dem Motto „Made in Berlin“ wird die nächste Evolutionsstufe des seit 20 Jahren hier gefertigten Mach-3-Rasierers medienwirksam in den kommenden Wochen präsentiert. Der Mach 3 selbst wird in Zukunft im polnischen Lodz hergestellt. „Wir sind froh, dass wir mit der neuen Tarifvereinbarung die Mindestbeschäftigtenzahl hier vor Ort auf 832 Stellen sichern konnten“, sagt Betriebsratsvorsitzender Lars Papenbrock zur neuesten Entwicklung am Standort im Berliner Süden.

Internationaler Markt

Die Entscheidung für den Verbleib der Produktionsstätte in Berlin fiel in den vergangenen Monaten im Headquarter des Mutterkonzerns, dem Konsumgüter-Giganten Procter & Gamble (P&C) im US-amerikanischen Boston. Dort stand man vor der Wahl, die gesamte Fertigungskette auch für das neue Produkt in ein Land mit niedrigeren Lohnkosten zu verlagern. „Auch unser Markt steht unter Druck. Die Wettbewerbslage ist angespannt und die Bart-Trends der vergangenen Jahre haben für spürbare Umsatzrückgänge in unserem Segment geführt“, erläutert P&G-Geschäftsführer Matthias Weber die derzeitige Wettbewerbssituation, die den Berliner Standort in seiner aktuellen Größenordnung fraglich machte. „Wir konnten der Berliner Geschäftsführung gute Argumente an die Hand geben, um sich für den Standort Berlin auch in Boston stark zu machen“, sagte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) bei einem Betriebsrundgang in den Produktionsstätten, bei dem auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller zugegen war. „Das was unsere Stadt ausmacht, nämlich Berlin als Gründer- und Wissenschaftsstandort, hatte sicherlich seinen Ausschlag für diese positive Entscheidung gegeben“, ergänzte dieser auch angesichts der 18 Projekte von zwölf Berliner Start-ups, deren Ideen und Produkte bereits in die Gillette-Fertigung der vergangenen Jahre integriert wurden.

Mit Wermutstropfen

„Für uns war es sehr wichtig, dass der Berliner Industriestandort mit der Verabredung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gesichert wurde“, so Müller. Grundsätzlich sei die Berliner Gillette vom Konzern zwar nicht in Frage gestellt gewesen. „Die Situation war 2018 hier jedoch sehr angespannt“, schilderte Betriebsrat Papenbrock das Verhandlungsklima der vergangenen Monate. Im Ergebnis musste die Belegschaft einen großen Wermutstropfen mit dem – wenn auch sozialverträglich angelegten – Stellenabbau von rund 180 Arbeitsplätzen hinnehmen.

Weniger Masse

Die Einführung der neuen Produktionsreihe mit dem „SkinGuard Sensitive“ sei zwar ein Ersatz zur wegfallenden Produktion des Mach 3 – aber eben leider nicht in der bis dato umgesetzten Produktionsgröße, lautet das Fazit anderer Mitarbeiter an diesem Vormittag. Jetzt gelte es, mit der jüngsten P&C-Zusage zur Produktion des neuen „SkinGuards“ in eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft zu schauen. Und die Aussichten dafür könnten schlechter ausfallen. „Die schärfsten Rasierklingen der Welt können am besten im Berliner Werk gefertigt werden. Das wird auch in Zukunft die beste Expertise für die Leistungsstärke dieses Werks sein“, sagte Gillette-Marketingleiter Jean-Gabriel Duveau.

Datum: 07. Februar 2019, Text und Bilder: Stefan Bartylla