Die Kampagne „United We Stream“ hat damit begonnen, Spendengelder auszuzahlen. Doch die Berliner Clublandschaft bangt trotzdem um ihre Existenz.

Die Kampagne „United We Stream“ hat damit begonnen, Spendengelder auszuzahlen. Doch die Berliner Clublandschaft bangt trotzdem um ihre Existenz

Die Kampagne „United We Stream“ zur Rettung der Berliner Clubs läuft bereits seit dem 18. März. Seit der behördlich verordneten Schließung konnten über 450.000 Euro von mehr als 14.500 Einzelpersonen gesammelt werden, das verkündeten die Clubcommission Berlin und das Netzwerk Reclaim Club Culture kürzlich in einer Pressemitteilung. Weltweit beteiligen sich 45 Städte in 12 Regionen an der Aktion. Nimmt man all diese zusammen, sind rund 900.000 Euro von 25.000 Unterstützern eingegangen. Acht Prozent davon, also knapp 70.000 Euro, gingen bisher an soziale Zwecke und so 24.000 an den „Stiftungsfond Zivile Seenotrettung“. Die gesammelten Gelder seien jedoch nur ein Anfang, heißt es in der Mitteilung. „Die Existenz der allermeisten Clubs ist nach wie vor massiv bedroht.“

Mehr als 200 Stunden Programm

Seit die Kampagne an den Start gegangen ist, wurden in über 100 Clubs über 200 Stunden Programm gestreamt. 150 ehrenamtliche Helfer in 15 Arbeitsgruppen waren an der Organisation beteiligt. Nun ist mit der Vergabe der ersten Spenden begonnen worden. Der gesamte Topf ist in den sogenannten „Supporting-Pool“ und den „Culture-Pool“ untergliedert. Ersterer macht 20 Prozent der Spenden aus und wird zu gleichen Teilen an die Veranstalter der Live-Stream-Konzerte vergeben. Der „Culture Pool“ in Höhe von 80 Prozent wird von einem unabhängigen zehnköpfigen Jury-Beirat durch einen Verteilungsschlüssel vergeben, der einen fairen Vergabeprozess gewährleistet. „Für ihren Fortbestand ist die Clublandschaft jedoch auf weitere Unterstützung seitens der Politik dringend angewiesen. Die Kampagne ist ein komplementäres Funding und  kann nur einen kleinen Beitrag als Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, schreiben die Initiatoren.

Neue Normalität im Test

Wann die Musikspielstätten wieder wie gewohnt besucht werden dürfen, ist derzeit ungewiss. Ein paar vereinzelte Betreiber, die über Freiflächen verfügen, haben die Öffnungserlaubnis für Restaurants und Cafés genutzt und bereits unter Einschränkungen wieder geöffnet. Das Birgit & Bier in Kreuzberg verkauft in seinem Biergarten unter anderem Pizza, die Tanzfläche jedoch bleibt dicht. Auch das Sisyphos hat tageweise von 15 bis 22 Uhr geöffnet. „Kein Tanz, sondern Sitziphos mit Bedienung am Tisch. Tischzuweisung durch das Sisy-Team, maximal zwei Haushalte pro Tisch. Bitte bringt eine Maske und Kleidung für draußen mit“, so die Betreiber auf Facebook. Seit dem 15. Mai ist auch der Biergarten der Rummels Bucht geöffnet. „Ein „back to normal“ kann und darf es dabei nicht geben. Wir bitten Euch, zusammen mit uns eine neue Normalität auszuprobieren: Achtsam, solidarisch und respektvoll miteinander – nur so kann es klappen“, appelliert die Einrichtung über das soziale Netzwerk an die Besucher.

Datum: 23. Mai 2020, Text: Lisa Gratzke, Bild: imago images/Emmanuele Contini