Tempelhof + Schöneberg = ???.
Stehen Berliner Bezirke vor der Neuordnung?, titelte 1997 das Berliner Abendblatt. Eine entsprechende Reform hatte der Senat demnach für 1999 vorgesehen, stieß damit aber in den damals insgesamt 23 Bezirken und auch über die Parteigrenzen hinweg auf zum Teil große Vorbehalte. Das Ziel einer solchen Reform war indesssen klar: der damalige Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) wollte angesichts klammer Kassen Geld sparen – und zwölf Bezirksparlamente beziehungsweise Bezirksämter kosten schließlich deutlich weniger als deren je 23.
Skepsis in Schöneberg
In Schöneberg stieß die geplante Reform allerdings auf wenig Gegenliebe. Denn dort managte die damalige Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Ziemer bereits eine interne Verwaltungsreform, aus 40 Abteilungen sollten 20 sogenannte Leistungs- und Verantwortungszentren werden – das sollte schließlich auch Geld sparen. Ziemer hatte allerdings noch weitere Vorbehalte, schließlich habe jeder Bezirk seine eigene Struktur und seine unterschiedlichen Ressorts – und Geld könne auch ohne Zusammenlegung gespart werden.
Verspätete Gebietreform
Trotz dieser und ähnlich lautender Einwände hielt der Senat an seinen Plänen fest und setzte sie mit zwei Jahren Verspätung 2001 um. Die Reform sollte schließlich auch als Gleichmacher fungieren, jeder Bezirk sollte dabei in etwa 300.000 Einwohner zählen. Von allen damaligen Bezirken blieben nur Neukölln, Reinickendorf und Spandau unverändert, bei den restlichen wurde munter fusioniert, in Mitte sowie in Freidrichshain-Kreuzberg sogar über den Verlauf der einstigen Berliner Mauer hinweg.
Eigenes Flair
Auch wenn Tempelhof-Schöneberg nach außen hin mit seinen rund 350.000 Einwohnern recht gut in das damalige Gebietskonzept passt, zeigen sich innerhalb des Bezirks große Unterschiede – Tempelhof und Schöneberg haben dabei ihren je ganz eigenen Charakter bewahrt. Das zeigt sich zuletzt zum Beispiel auch bei der Auszeichnung des Bezirks als Fairtrade-Town. So sind die Strukturen für fairen Handel in Tempelhof ganz andere als in Schöneberg, wo es Fairtrade quasi an jeder Ecke gibt.
Daniel Seeger, Bild BAB/Archiv