Wirtschaft: Technologie-Ableger der TU Berlin etabliert eLearning Plattform für Klavier- und Keyboard.
Klavier lernen, wann und wo immer man möchte, mit bekannten Songs aus Klassik und Pop – das ist das Konzept der Berliner flowkey GmbH. „Statt eines Notenblatts stellt man das iPad auf das Klavier oder Keyboard und kann direkt loslegen“, sagt Jonas Gößling, Gründer und Geschäftsführer der flowkey GmbH. Das Besondere dabei: Über das Mikrofon erkennt flowkey, welche Töne der Nutzer auf seinem eigenen Instrument spielt. So kann sich flowkey in Echtzeit dem individuellen Lerntempo des Nutzers anpassen und sofortiges Feedback geben.
Hits üben
Die Grundversion von flowkey ist kostenlos, die Premium-Version mit zahlreichen zusätzlichen Songs und Features kostet ab 9,99 Euro pro Monat. Den Nutzern stehen zum Üben mehrere hundert Songs zur Verfügung, darunter aktuelle Chart-Hits. „Wer seine Lieblingssongs spielt, bleibt motiviert und hat mehr Spaß beim Üben“, sagt Gößling. Die flowkey GmbH wurde 2014 von drei Absolventen der TU Berlin gegründet; das Trio war mit den bisherigen Online-Lösungen, ein Instrument lernen zu können, nicht zufrieden. Mit Hilfe eines erfahrenen Teams aus eLearning-Experten, professionellen Musikern und Musikpädagogen entwickelten sie eine eLearning Plattform, bei der das Hören und Spielen von Musik im Vordergrund steht. Das Unternehmen wurde mit dem Exist-Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert und vom Centre für Entrepreneurship der TU Berlin unterstützt. Aktuell fokussiert sich das Unternehmen auf die Instrumente Klavier und Keyboard – weitere Instrumente sollen folgen.
Die von flowkey entwickelte Technologie gilt als weltweit einzigartig und gibt dem Nutzer Feedback in Echtzeit. Zudem wurde der Lernablauf weiter vereinfacht; selbst Einsteiger ohne Notenkenntnisse können innerhalb kürzester Zeit ihren ersten Song auf dem Klavier spielen. „Wir erwarten, dass wir durch die mobilen Apps für iPad und schon bald auch für Android-Geräte noch in diesem Jahr die Marke von 100.000 Nutzern übertreffen werden“, sagt Gößling. Mit dieser ambitionierten Erwartung im Rücken stieg das flowkey-Trio auch in die „Höhle der Löwen“, einem erfolgreichen Showformat des TV-Senders Vox, bei dem Firmengründer um Investoren werben. 200.000 Euro für fünf Prozent Firmenanteile erhofften sich die Berliner. Dies entspricht einer eigenen Firmenbewertung von stattlichen vier Millionen Euro. Viel zu hoch, befanden die fünf Vox-Löwen – und lehnten dankend ab. Gößling ist dennoch mit dem Fernsehauftritt „absolut zufrieden“, denn er habe ihnen enorme Aufmerksamkeit verschafft. Danach seien die Website-Zugriffe und der Umsatz sprunghaft angestiegen. Die eigene Firmenbewertung habe flowkey bewusst so hoch angesetzt. Erstens wolle man sich nicht unter Wert verkaufen, zweitens habe das Trio künftiges Umsatzpotenzial einkalkuliert. Auch wenn genau diese Rechenart bei den Löwen gar nicht ankam, sagt Gößling: „Ich respektiere die Sicht der Löwen, weiß aber auch, dass beispielsweise amerikanische Investoren durchaus nicht nur in gegenwärtige, sondern eben auch künftige Zahlen investieren.“Inzwischen hat flowkey andere Geldgeber gefunden. Aus privater Hand, aber einen „hohen sechsstelligen Betrag“ auch aus einem Förderprogramm der Investitionsbank Berlin. Und dies sogar, ohne Firmenanteile abzugeben.
Michael Hielscher