Kiemuseum Lichtenberg
Kiemuseum Lichtenberg. Bild: Sascha Uhlig

Der Bezirk Lichtenberg im Osten von Berlin, das sind nicht nur Plattenbauten und Industrie, sondern auch Kultur,  Sport, Natur und vieles mehr. Das beweist nicht nur ein Abstecher nach Lichtenberg selbst, sondern auch das örtliche Museum, das sich seit 2006 in dem heute Stadthaus genannten ehemaligen Rathaus von Boxhagen-Rummelsburg befindet.

Es gab noch viel zu tun, als vor wenigen Tagen die Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Museum Lichtenberg kurz bevor stand. Anlass dafür war das 111-jährige Jubiläum des legendären Arbeitersportvereins Sparta Lichtenberg, doch gerade mal drei Tage vorher war bis auf ein großes Wandplakat und einige Kästen noch eher wenig zu sehen. Die Ausstellung befand sich noch mitten im Aufbau. Kein Wunder, schließlich war eines der interessantesten Exponate noch auf dem Weg ins Museum.


Lesen Sie auch: Botanischer Garten: Ein Ausflug für alle Sinne


“Erst gestern Abend kam noch eine Zusage für ein ganz besonderes Ausstellungsstück”, erzählt Dirk Moldt, seines Zeichens zuständig für die Archiv- und Sammlungsleitung des Museums. “Eine Bank aus der Umkleidekabine von Sparta Lichtenberg, die war gar nicht so einfach zu kriegen”, so der gelernte Uhrmacher und promovierte Historiker. “Sowas sieht man sonst ja kaum, doch genau dort bündeln sich vor, während und nach den Spielen die ganzen Emotionen des Sports, das reicht von Hoffnung über Freude und Wut bis Enttäuschung”, so der 58-Jährige, der auch selbst in Ost-Berlin aufwuchs.

 

Doch wie so manch andere Exponate auch, erreichte die Umkleidebank des SV Sparta erst wenige Tage vor der Eröffnung das Museum. Ein voller Erfolg wurde die Vernissage nicht zuletzt dank der geladenen Gäste dennoch. Unter ihnen neben Bezirksbürgermeister Michael Grunst natürlich auch einige Mitglieder von SV Sparta selbst. Wie hätten sie sich diesen Abend entgehen lassen können?

Das Besondere im Alltäglichen

Dr. Dirk Moldt und Anna Maria Katz
Dr. Dirk Moldt und Anna Maria Katz.

Ebenfalls bei der Eröffnung der Sonderausstellung mit vor Ort: Museumsleiterin Anna Maria Katz, die es erst vor gar nicht allzulanger Zeit nach Berlin zog. “Wir wollen die Geschichte Lichtenbergs weiterentwickeln”, sagt Katz, die das Museum seit Ende des vergangenen Jahres leitet. “Jeder, der zu uns in die Ausstellung kommt, kann auch sein ganz eigenes Stück Geschichte da lassen, daher auch die Schreibmaschine. Wir wollen Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und das Archiv stets mit interessanten Gegenständen und dessen Geschichten erweitern”, so die 1981 in Polen geborene Kunsthistorikerin und Kuratorin.

Überraschend dürfte dabei für viele Besucher der vor zwei Jahren neugestalteten Dauerausstellung ein ganz alltäglicher Gegenstand sein: der Eierschneider. Dieser ist nämlich eine Erfindung aus Lichtenberg, genauer gesagt die des Unternehmers Willi Abel. “Davon war ich selbst sehr überrascht, dass so ein vertrauter Gegenstand aus Lichtenberg kommt”, erklärt Katz. “Denn wirklich jeder kennt den, doch nur die wenigsten wissen um die Geschichte hinter solch alltäglichen Objekten.“

Wie riecht Lichtenberg?

Das neueste Exponat im Museum Lichtenberg ist hingegen eine Vinyl-Schallplatte des House-Musikers Johannes Albert. Dieser widmete dem Bezirk im Jahre 2019 direkt ein ganzes Album, nachdem er kurz zuvor dorthin gezogen war. Das Cover des Albums zeigt den Stadtpark des Bezirks, die Tracks darauf heißen „Hooligan“ oder „Dong Xuan“. Hat Lichtenberg einen eigenen Sound? Und wenn ja, wie klingt er? Eine Interpretation davon gibt’s hier zu hören.

 

Generell wird die Geschichte des Bezirks in dem Museum ganz und gar multisensorisch erfahrbar – sogar anhand von Gerüchen! Diese reichen von Rieselfeldern über Bohnerwachs bis hin zu Maschinenöl und sind gemäß dem Motto der Dauerausstellung an Orte des Lebens und Arbeiten in und um Lichtenberg gekoppelt.

Zur Info: Museumssonntag in Berlin

Zwar ist der Eintritt im Museum Lichtenberg ohnehin kostenlos, jedoch weisen wir an dieser Stelle gerne auf den Museumssonntag in Berlin hin. Denn jeden ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt in fast allen Museen der Hauptstadt frei. Weitere Infos und alle teilnehmenden Museen lassen sich online finden. Der nächste Museums­sonntag ist am 7. August 2022.

Die von den Gestaltern buerojolas modern konzipierten Räume des Museums zeigen zudem auch noch Drohnenaufnahmen von Lichtenberg, mit welchen sich die Straßen, Häuser und Parks des Bezirks aus der Vogelperspektive aus einem ganz anderen Blickwinkel entdecken lassen. Doch das ist nur eine von vielen neuen Ansichten, die man auf den Stadtteil im Osten Berlins bei einem Besuch im Museum Lichtenberg erhält.

 


Auf einen Blick

Adresse
Türrschmidtstr. 24
10317 Berlin

Internetadresse
www.museum-lichtenberg.de

Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag 11 – 18 Uhr
Sonntag 14 – 18 Uhr

Eintritt
Eintritt frei

Text und Fotos: Sascha Uhlig