Fritz Blomeyer bringt deutsche Käsekultur nach Berlin.
Wer in Berlin guten Käse aus Deutschland sucht, stößt unweigerlich auf Fritz Blomeyers Laden an der Pestalozzistraße. Der Kiez scheint wie gemacht für die Spezialitäten, die der gelernte Käser hier seit vier Jahren anbietet. Nebenan verkauft die Traditionsmanufaktur Wald ihr handgemachtes Königsberger Marzipan, zwei Hausnummern weiter gibt es edle Weine aus Portugal. Der Käseladen war dennoch eine Neuheit an der beliebten Straße. „Ich habe mich einfach gefragt: Was fehlt noch in Berlin? Und bin dann ziemlich schnell auf guten deutschen Käse gekommen“, erklärt der gebürtige Wendländer die Anfänge seiner Leidenschaft für das regionale Käser-Handwerk.
Tatsächlich wissen wohl nur wenige, wie vielfältig die Landschaft des Molkereiproduktes hierzulande ist. „Der deutsche Käse kann es durchaus mit dem aus Frankreich aufnehmen. Vor allem in den vergangenen 50 Jahren hat sich hier eine spannende Käsekultur entwickelt“, schwärmt Blomeyer. „Im Gegensatz zu unseren Nachbarländern, wo eine Region nur eine Käsesorte produziert, gibt es bei uns keinerlei regionale Einschränkungen.“
Handwerk gelernt
Und Blomeyer weiß, wovon er redet: „Seit knapp 13 Jahren arbeite ich schon mit Käse.“ Auf dem Weg zum Händler nahm er aber erst einmal ein paar Umwege. Denn nach dem Abitur entschied er sich zunächst für ein Jurastudium. „Da habe ich dann gemerkt, was ich nicht machen möchte“, sagt er lachend. Stattdessen wollte er sich hauptberuflich mit gutem Essen beschäftigen, allerdings ohne selber als Koch zu arbeiten. Dafür zog es ihn in die besten Käsereien des Landes. Drei Jahre lernte er das Handwerk in fünf unterschiedlichen Betrieben: kreierte Weichkäse mit Weißschimmel am Erdmannshof im lauenburgischen Krukow, produzierte im Allgäu den für die Region so bekannten Bergkäse und lernte am Capriolenhof die Kunst der Ziegenkäse-Herstellung.
Mehr als nur Käse
So viel Spaß wie ihm das Handwerk auch macht, „der Handel interessierte mich schon immer mehr“. So kam es, dass Blomeyer den Käse, den er auch heute noch aus ganz Deutschland bezieht, auf Märkten anbot. Und scheinbar war er nicht der einzige Berliner, der auf guten deutschen Käse gewartet hat. Schnell sprach sich seine Auswahl herum und so konnte er 2015 sein Geschäft im Westen der Stadt eröffnen. Das „Gesicht des Ladens“ ist Anne Michalla. Gemeinsam mit der Shopmanagerin bietet er nun an fünf Tagen die Woche seine Spezialitäten zum Kauf an. Und diese beschränken sich nicht mehr nur auf den prominent in der großen Glasvitrine platzierten Käse.
Längst finden sich auch Weine, Kekse, Bio-Eier und mehr in den Regalen des gemütlichen Ladens mit den hohen Decken. Eben „alles, was man für ein leckeres Abendessen braucht“, erklären Blomeyer und Michalla die Idee hinter dem wachsenden Sortiment. Hand legt der gelernte Käser aber immer noch an. Zumindest dann, wenn es darum geht, die gelieferten Käselaibe zu affinieren, also zu veredeln. Er hofft, dass der deutsche Käse in Zukunft sein kulinarisches Schattendasein endgültig hinter sich lassen kann. „In den vergangenen Jahren hat sich schon einiges getan. Ich wünsche mir einfach, dass der Trend zu handwerklich hergestellten Lebensmitteln weitergeht.“
Datum: 23. Juni 2019, Text: Katja Reichgardt, Bilder: Stefan Bartylla