Lieblingseis
Redakteur Ulf Teichert mit Eismacherin Ans Brockfeld. Bild: Ulf Teichert

Ans Brockfeld betreibt das „Lieblingseis“ am Humannplatz. Gelernt hat sie ihr Handwerk bei einem französischen Eismacher auf Grand Canaria.

Als ich vor gut 13 Jahren in meinen Kiez zog, musste ich feststellen, im Speiseeis-Niemannsland gelandet zu sein. Das änderte sich vor zehn Jahren. Damals öffnete in der
Erich-Weinert-Straße, also gleich um die Ecke, das „Lieblingseis“.

Ich kann mich noch erinnern, wie glücklich mich die Tatsache gemacht hat, dass es dort auch den Schwedenbecher gibt. Eine in der DDR erfundene Komposition aus Milcheis, Apfelmus, Sahne und einem ordentlichen Schuss Eierlikör. Ein typisches Ostprodukt.

Neuer Lebensmut

Die Besitzerin Ans Brockfeld stammt aus Rostock. Das erklärt zwar den Schwedenbecher in ihrem Sortiment, nicht aber, warum sie zur Eismacherin wurde. Denn zum Eis kam sie nicht, weil ihr dessen Herstellung in die Wiege gelegt worden war.


Lesen Sie bitte auch: Mal probieren? In Schöneweide gibt es Eis zum Dahinschmelzen


Das Eis war quasi ihre Rettung. Nach Stationen als Dramaturgin in Dresden, Berlin und Stuttgart war sie am Ende ihrer Kräfte. Ans suchte nach neuer Inspiration auf einer Weltreise und landete an deren Ende auf der Kanaren-Insel La Gomera in der Eisdiele von „Yanini“, eines aus Frankreich stammenden grandiosen Eismachers.

„Plötzlich wusste ich, was ich in Zukunft tun wollte“, erinnert sich Ans. Aus zwei Wochen Praktikum wurden drei Jahre. Jahre, in denen sie neue Motivation und Kraft scho?pfte und die Eisherstellung von der Pike auf lernte.


Lesen Sie bitte auch: Ein Eisladen für alle Fälle


„Mein Schokoeis schmeckt noch immer wie das von Yanini“, lacht Ans und erzählt, dass es das Café „El Sueño de Yanini“ in Valle Gran Rey auch noch gibt.

Natürliche Zutaten

Ans Brockfeld beschreibt ihren Job als körperlich anstrengend und höchst kreativ zugleich. In ihrem Eislabor wandern im übrigen nur echte Früchte in die Eismasse, in der sich auch sonst nur natürliche Zutaten tummeln.


Lesen Sie bitte auch:Dieses Eis braucht keine Extras


„Dadurch entstehen ein intensiver Geschmack und die tollen Farben, mit denen Ans Brockfeld bei der Eisherstellung so gerne spielt. Apropos Farben! Damit wären wir bei einer Katze namens Maya.

Deren Fellfarben inspirierten Ans Brockfeld zu dem gleichnamigen und äußerst leckeren Schoko-Kaffee-Sahneeismix. Das besondere an Katze Maya ist, dass sie in der westkenianischen Stadt Siaya lebt.

Zweite Leidenschaft

Dort frönt Ans Brockfeld ihrer zweiten Leidenschaft, dem Verein „Häuser für Waisenkinder e.V.“. „Hier habe ich meine Winterbestimmung gefunden.“ Von ihrer „einfreien“ Zeit von Oktober bis März verbringt sie drei Monate in Siaya.

Seit der Gründung vor zehn Jahren sind auf dem Grundstück, das in einer der benachteiligtsten oder bedürftigsten Gegenden Kenias liegt, eine Grundschule, ein Waisenhaus, Sanitäreinrichtungen, eine Schulküche und eine Farm entstanden.

Weil Ans Brockfeld und ihre deutschen Mitstreiterinnen komplett ehrenamtlich für den Verein tätig sind, kommen 100 Prozent der Spenden direkt bei den Kindern von Siaya an.

„Gerade hat das neue Schuljahr in Kenia begonnen. Wir suchen noch Schulpaten für unsere 30 neuen Knirpse“, erzählt Ans. Sie verspricht allen, die eine Patenschaft abschließen, einen dicken Wunscheisbecher gratis.Ulf Teichert