Einkaufszentrum Park Center mit rötlich-hellbrauner Fassade und Glasfronten hinter viel befahrener Kreuzung
Das Park Center in Berlin-Treptow zu besseren Zeiten. Foto: IMAGO / STPP

Das Einkaufszentrum am Treptower Park steht zu großen Teilen leer. Eine Neuausrichtung ist in Planung, doch was letztlich realisiert wird ist noch ebenso unklar wie der Zeitrahmen.

Erst verschwand „Saturn“, dann zog 2022 auch der große „Real“-Markt aus dem Park Center aus – ein Vorgang, von dem noch zu reden sein wird. Und das sind nur die großen Namen, die das verkehrsgünstig gelegene Shopping Center am Treptower Park verlassen haben. Viele Geschäftsflächen stehen leer. Dass etwas geschehen muss, ist allen Beteiligten und Betroffenen klar. Für die Bewohner der umliegenden Kieze war vor allem der Wegfall des Nahversorgers „Real“ ein Schlag. Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, hat etwa in Plänterwald nur wenige Alternativen.

Das Park Center gehört seit wenigen Jahren Kintyre, einem Unternehmen aus Frankfurt am Main, das unter anderem in Immobilien investiert. Auf der englischsprachigen Webseite des Unternehmens ist von einer Neuaufstellung des Einkaufszentrums die Rede, das insgesamt 28.000 Quadratmeter Mietflächen umfasst.

Genaueres erfährt man auf Nachfrage von Toni Pérez-Morell, dem Verantwortlichen für das Center Management. Geplant sei, den Standort besser in den Kiez zu integrieren, die Gebäudestruktur zu öffnen und ein „echtes Stadtquartier“ zu schaffen, das wieder ein „Treff- und Angelpunkt im Einzugsgebíet“ darstelle. Dabei seien Nachhaltigkeit und ein gesundes Mikroklima sehr wichtig.

Wohnungen, Büros, Nahversorgung – aber kein Parkhaus mehr

Konkret ist die Rede von zusätzlichen Wohnungen und nachhaltigen Büroflächen. Die Bestandsgebäude Beerman- und Elsenstraße sowie Am Treptower Park sollen dabei „weitestgehend erhalten bleiben“. Das Parkhaus sei für eine Umnutzung allerdings nicht geeignet – es soll abgerissen werden, da mehr als drei Viertel der Stellplätze leer stünden. Außerdem habe es Priorität, wieder einen Nahversorger für das Center zu finden. Den Auszug von „Real“ hält Pérez-Morell für widerrechtlich. Da das Handelsunternehmen die Flächen weiter gemietet habe, sei es derzeit schwer, die Planungen für den Umbau voranzutreiben.

Beim Bezirksamt Treptow-Köpenick hatte Kintyre letztes Jahr einen Bauvorbescheid beantragt. Dieser wurde im November 2022 bewilligt und erlaubt dem Bauherrn laut Medienberíchten den Abriss von Parkgarage, Büros und Einkaufszentrum sowie den Neubau von acht Gebäuden mit gemischter Nutzung. Die Einzelhandelsfläche könnte sich von 20.300 auf 8.500 Quadratmeter verringern. Verkaufsnutzung und Fitnesscenter würden laut Amt künftig nur noch 17 Prozent der Fläche einnehme – gegenüber 60 Prozent Büros und 23 Prozent Wohnungen. Ein Nahversorger sei im Konzept aber ausdrücklich vorgesehen und werde vom Bezirksamt auch gefordert.

Bauantrag noch in der Schwebe

Pérez-Morell verweist darauf, dass es in einem Bauvorbescheid darum gehe, „grundsätzliche Fragen der Zulässigkeit“ zu klären. Nicht alles, was darin erfragt werde, müsse später in einem möglichen Bauantrag stehen. Man werde sich daran orientieren, was am Standort genehmigungsfähig sei. Ob aus dem Vorbescheid allerdings ein Bauantrag entsteht, sei nicht zwingend gesagt.

Vieles ist also noch offen rund um das Park Center – auch wann und in welcher Form es einen Umbau gibt. Katalin Gennburg vertritt im Berliner Abgeordnetenhaus den Wahlkreis, in dem auch Alt-Treptow und Plänterwald liegen. Die Linken-Politikerin zeigt sich gegenüber dem Abendblatt skeptisch, was die Pläne von Kintyre angeht. Sie kritisiert die mögliche Reduzierung der Einzelhandelsflächen und befürchtet, dass dort wieder nur Büros entstünden.

Katalin Gennburg in weißer Bluse mit kurzen Ärmeln, kurze bräunliche Haare, gelber Ohranhänger, lächelt
Katalin Gennburg (Linke) wurde in ihrem Wahlkreis in Treptow-Köpenick direkt ins Abgeordnetenhaus gewählt. Foto: (c)rico_prauss

Gerade in Plänterwald gelten die Einkaufsmöglichkeiten als überschaubar. Gennburg bezweifelt, dass sich Immobilien-Investoren stets am Bedarf orientierten. Für sie ist vorstellbar, dass die Verantwortlichen erstmal abwarten, um den Druck auf die Lokalpolitik zu erhöhen, Entscheidungen in ihrem Sinne zu treffen.

Wahlkreisabgeordnete schlägt Alternative vor

Gennburg sieht Bezirk und Land in der Pflicht. „Es besteht kein Verkehrskonzept für den Treptower Norden“, sagt sie und verweist auch auf die bestehende Unklarheit über den Weiterbau der Stadtautobahn, der die Zukunft des Standorts entscheidend beeinflussen könnte. Es brauche verlässliche Planungen. Hinsichtlich großer Immobilienprojekte wie dem Park Center könne man mit dem Planungsrecht gegen Fehlentwicklungen vorgehen.

Zu überlegen sei, zur Neuordnung städtebaulicher Missstände Sanierungsgebiete einzurichten und so von Seiten der Politik klare Vorgaben bei Bauvorhaben zu machen. Als Alternative zum Warten auf die Park Center-Investoren bringt Gennburg die ambitionierte Möglichkeit ins Spiel, den Kauf des Centers durch die öffentliche Hand zu prüfen. Im Einkaufszentrum würde sie künftig neben klassischem Einzelhandel und einem Nahversorger gerne Genossenschaften, Start-ups, kulturelle und soziale Einrichtungen sowie Reha-Sportflächen sehen.