Milieuschutzgebiete sollen verhindern, dass gewachsene Nachbarschaften zerstört werden. Bild: IMAGO/Seeliger
Milieuschutzgebiete sollen verhindern, dass gewachsene Nachbarschaften zerstört werden. Bild: IMAGO/Seeliger

Tempelhof-Schöneberg wird wohl in Kürze zwei neue Milieuschutzgebiete bekommen. Für zwei Quartiere am Wittenbergplatz und in Mariendorf sind die Vorbereitungen auf der Zielgeraden. 

Am 16. November stehen in der Bezirksverordnetenversammlung zwei Beschlussvorlagen des Bezirksamtes zur Abstimmung, die den Erlass von Erhaltungsverordnungen („Milieuschutz“) für ein Wohnviertel im Ortsteil Mariendorf und das Quartier rund um den Wittenbergplatz auf den Weg bringen sollen.

Soziale Erhaltungsverordnungen sollen verhindern, dass sich die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung aufgrund von Verdrängung durch teure Modernisierungsmaßnahmen, Veränderungen der Struktur einer Wohnung, der Umnutzung von Wohnungen in Gewerbe oder der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen verändert. 

Diese Gefahr ist in Mariendorf aus Sicht des Bezirksamtes gegeben. Kürzlich hat es einen entsprechenden Untersuchungsbericht abgesegnet. 

Drohende Verdrängung

Überprüft wurde das Gebiet zwischen Teltowkanal, Volkspark Mariendorf und Heilig-Kreuz-Kirchhof. Laut dem Bericht gibt es dort „verschiedene bauliche und
eigentumsrechtliche Aufwertungspotenziale“. Die Nutzung der vorhandenen Potenziale
könne zu Veränderungen der Wohnungsstruktur und des Wohnwerts führen, „was
Auswirkungen in Form von Verdrängung auf die Bewohnenden in den von
Aufwertungsmaßnahmen betroffenen Wohnungsbeständen haben kann“.

Das Potenzial zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen betrage 50 Prozent. 30 Prozent der Wohnungen sei in öffentlicher oder genossenschaftlicher Hand.

Durch den Milieuschutz soll vermieden werden, dass die soziale Mischung in dem Gebiet mit einer gewachsenen Nachbarschaft, vielen einkommensschwachen Haushalten und einem hohen Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte sowie Senioren mit kleinen Renten verloren geht. 

Verlust von preiswertem Wohnraum

Auch in dem untersuchten Gebiet rund um den Wittenbergplatz geht es darum, dem Verlust von preiswertem Wohnraum und der Verdrängung von Menschen mit geringem Einkommen einen Riegel vorzuschieben. Das dort angedachte  Milieuschutzgebiet umfasst den Bereich zwischen Nürnberger Straße, Kurfürstenstraße und Nollendorfplatz.

Läuft alles nach Plan, werden die Vorlagen mit der Mehrheit der grün-roten Zählgemeinschaft beschlossen. Danach kann das Bezirksamt den Milieuschutz als Rechtsverordnung erlassen.

Text: Nils Michaelis