Ob Migrationsgeschichte oder Geschlecht: Die Verwaltung von Tempelhof-Schöneberg will vielfältiger werden. Davon sollen auch die Ämter selbst profitieren.
„Wir müssen den Prozess der diverseren Ausrichtung der Verwaltung weiter denken und gehen“, heißt es aus dem Bezirksamt. „Dabei ist es wichtig, dass wir Kategorien wie Geschlecht, Migrationsgeschichte, Beeinträchtigung in ihrem Zusammenspiel berücksichtigen.“ Wichtige Schritte hierzu seien eine diversere Personalpolitik, Zielgruppenorientierung und der Abbau von Zugangshürden.
Anlass für die Ankündigung ist eine Fachtagung zum Thema Diversität, die kürzlich im Rathaus Schöneberg stattgefunden hat. Vertreter von der Verwaltung und den freien Trägern beraten darüber, wie eine diverse und barrierefreie Verwaltung und Trägerstruktur aussehen kann.
Diverse Personalpolitik
Dabei ging es um grundsätzliche Fragen, wie zum Beispiel eine Veranstaltung möglichst barrierefrei geplant werden kann oder wie eine diverse Personalpolitik aussieht. Auch die Frage der richtigen Ansprache und der Verwendung einfacher Sprache wurden diskutiert.
„Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt, um die Verwaltung weiterzuentwickeln“, so Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne). „Als Bezirksbürgermeister möchte ich mich dafür einsetzen, mit allen zuständigen Akteuren diesen Prozess fortzusetzen, um eine möglichst moderne Verwaltung zu entwickeln, die für alle Menschen offen ist.“
Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg sei in Sachen Diversität schon gut aufgestellt, heißt es von dort. Die Beauftragten, etwa für Partizipation und Integration oder für Menschen mit Behinderung, würden intersektional zusammenarbeiten. „Die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung werden durch das Inklusionskonzept des Bezirksamtes fortwährend berücksichtigt.“
Menschen aus 28 Nationen
Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund könne nicht eindeutig ermittelt werden, da davon auszugehen ist, dass auch unter den rund 2.200 Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit ein gewisser Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund sein wird.
Aktuell arbeiteten zusätzlich 85 Menschen aus 28 verschiedenen Nationen im Bezirksamt. Von den rund 2.300 Beschäftigten des Bezirksamts seien 200 Menschen schwerbehindert. Auf der Leitungsebene gebe es 78 männliche und 132 weibliche Beschäftigte.
„Mit Stellenausschreibungen versucht das Bezirksamt ganz gezielt die Diversität im Personal zu erhöhen, indem Menschen mit Behinderung, Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund ausdrücklich zu einer Bewerbung ermutigt werden“, teilt die Behörde mit.
Geschlechterklischees überwinden
Auf Ausbildungs- und Jobmessen erkläre der Bezirk gegenüber Interessenten explizit das Ziel, dass der Personalkörper die Wirklichkeit in der Berliner Bevölkerung wiederspiegeln soll. „Mit der Teilnahme an Boy’s und Girl’s Days versuchen wir junge Menschen für Ausbildungsberufe zu begeistern, die noch immer einem Geschlechterklischee unterliegen“, so das Bezirksamt.
Eine große Diversität bei den Beschäftigten des Bezirksamtes biete einen großen Mehrwert durch die vielfältigeren Erfahrungen dieser Menschen. Dies ermögliche es der Verwaltung, unterschiedlichen Facetten eines Themas besser auszuleuchten. Zudem könne über Angebote und Dienstleistungen zielgruppenorientierter informiert werden.
Text: Nils Michaelis