Tenor Björn Casapietra gastiert am 1. April in Berlin-Schmöckwitz. Foto: Stella Casapietra
Tenor Björn Casapietra tritt am 1. April in Berlin-Schmöckwitz auf. Foto: Stella Casapietra

Björn Casapietra gastiert für ein intimes Konzert im kleinen Rahmen in der Dorfkirche Berlin-Schmöckwitz. Doch für den Solo-Tenor ist es ein echtes Heimspiel. Wir sprachen mit ihm über seine Heimat, Sehnsuchtsorte, die Schauspielerei und was das Publikum am 1. April in Schmöckwitz erwartet.

Zur Person: Björn Casapietra

Björn Casapietra ist ein echter Tausendsassa: Den meisten ist er heute als Sänger bekannt, doch als Moderator und Schauspieler stand er auch schon etliche Male vor der Kamera und war unter anderem bei “Unter Uns” und “Traumschiff” zu sehen. Zudem schreibt Casapietra als Journalist über Jüdisches Leben in Berlin.

Geboren wurde er in Genua, Italien, aufgewachsen ist der heute 53-Jährige jedoch in Berlin-Schmöckwitz. Ebendort gibt Björn Casapietra am 1. April in der Dorfkirche ein Konzert – Tickets dafür sind jetzt im Vorverkauf zu haben.

Herr Casapietra, am 1. April treten Sie in Schmöckwitz in der evangelischen Dorfkirche auf. Ein echtes Heimspiel für Sie, oder?

Casapietra: Genau, in der Kirche habe ich vor vielen Jahren schon mal gespielt. Ich gebe an die 100 Konzerte pro Jahr in ganz Deutschland, zuletzt waren wir in Münster, Hamburg, Sachsen, Thüringen, eigentlich überall. Doch das Konzert am 1. April soll etwas Besonderes sein, so eine Art Heimatkonzert im intimen Rahmen. In Schmöckwitz bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen, meine alte Heimat sozusagen. Es geht mir darum, zu sagen: Hey, hier komme ich her, hier bin ich aufgewachsen. Auch ich bin Köpenicker und singe für euch.

Björn Casapietra freut sich sehr auf den Auftritt in seiner Heimat im April. Foto: M. Motorbiene

Wo leben Sie heute?

Casapietra: Inzwischen lebe ich in Berlin-Mitte. Meine Mutter hat leider mein Elternhaus in Rauchfangswerder, ganz in der Nähe von Schmöckwitz, ohne mein Wissen verkauft. Das war schmerzhaft, weil ich mich immer sehr darum kümmerte. Ich ging eigentlich davon aus, dass ich mein Leben am Zeuthener See verbringe.

Doch meine Mutter ist leider ziemlich krank. Sie hat das Haus für einen Spottpreis verkauft und ist nach Italien zurückgegangen. In Mitte fühle ich mich auch wohl, doch wenn ich in Schmöckwitz bin, dann kenne ich jede Ecke. Hier trank ich das erste Bier mit meinen Kumpels, dort der erste Kuss, all sowas. Das ist Heimat, und das ist Schmöckwitz für mich.

Stichwort Heimat, geboren wurden Sie in Genua im nördlichen Italien.

Casapietra: Genau, in einem Nonnenkloster direkt am Meer. Meine Mutter wohnte damals noch in Leipzig. Sie ist extra nach Italien für meine Geburt geflogen, denn sie wollte, dass ich die Möglichkeit bekomme, die freie Welt zu sehen. Wäre ich in der DDR geboren, hätte ich die Grenze nicht übertreten können. Doch ich habe den italienischen Pass und hätte nach der Schule zum Checkpoint Charlie fahren, mir einen Snickers-Riegel holen und wieder in den Osten gehen können. Ich habe beide Welten kennengelernt: West- und Ost-Berlin, das war eine krasse Zeit.

Was verbindet Sie heute noch mit Italien?

Casapietra: Ich werde mein Leben lang zwischen den Stühlen stehen und fühle mich dort auch wohl. Ich fühle mich als Italiener, bin aber auch Ossi und dem freien Westen zugeneigt. Ich habe eine riesige Familie in Italien und bin im Sommer oft dort. In Genua habe ich immer noch dieses Gefühl von Heimat, das ist schön.

Seit einigen Jahren arbeiten Sie neben dem Gesang und der Schauspielerei auch als Journalist, wie kam es dazu?

Casapietra: Mein Vater war in der Wehrmacht und der Zweite Weltkrieg war bei uns zuhause ein niederschmetterndes Thema. Immer wenn das aufkam, war er außer sich. Die Geschichte des Judentums in Deutschland und Europa wird mich immer begleiten. Ich bin Zionist, ich mag das Land Israel und die Menschen dort sehr.

Mit 14 oder 15 Jahren hatte ich ein Buch in den Händen, da waren alte Fotos vom Scheunenviertel in Berlin-Mitte zu sehen. Und die Menschen sahen alle so anders aus als wir. Sie hatten Schläfenlocken und Hüte auf und lange Bärte. Als ich die Fotos sah, fragte ich mich, wo sind denn diese Menschen, warum sieht man sie nicht mehr? Im Scheunenviertel begegnen mir immer wieder Spuren jüdischen Lebens, darüber schreibe ich. Doch das ist eher ein Hobby. Ich will nur die Erinnerung aufrecht erhalten. Denn wenn wir uns an die Menschen nicht mehr erinnern, dann sind sie wirklich tot.

„Ich wollte nicht mehr warten und lieber mein eigener Chef sein.“

Björn Casapietra

Neben dem Gesang und dem Journalismus sind Sie auch noch Schauspieler …

Casapietra: … ich war Schauspieler! Ich habe wirklich lange nichts mehr gedreht. Doch eine Zeit lang war ich sehr erfolgreich, das reichte vom “Traumschiff” bis hin zur eigenen Serie im ZDF. Manchmal wäre ich gerne wieder Schauspieler, aber irgendwie ist die Liebe zur Musik zu groß geworden. Bei der Schauspielerei saß ich zu viel zuhause und wartete ständig darauf, dass das verdammte Telefon klingelt und mir eine Rolle angeboten wird. Doch ich wollte nicht mehr warten und lieber mein eigener Chef sein. Jetzt lebe ich von meinen CDs und Konzerten, das macht mich stolz. 

Eine ihrer bekanntesten Rollen war im “Traumschiff” in den frühen 2000er-Jahren. Was waren die schönsten Drehorte aus dieser Zeit für Sie?

Casapietra: Für das “Traumschiff” zu drehen macht an sich keinen Spaß, das war eine oberflächliche Feel-Good-Serie. Du musst einfach nur gut aussehen und deinen Text runterbringen. Aber die Drehorte waren wirklich der Hammer, das vermisse ich sehr. Vor allem die Drehs in der Südsee. Ich war in Bora-Bora, in Fiji, Neukaledonien und wie sie alle heißen. Es stimmt, was Harald Schmidt einst sagte: Entscheidend ist nicht das Drehbuch, sondern der Drehort.

„Ich will, dass die Leute das Gefühl haben, dass die Sterne etwas heller leuchten.“

Björn Casapietra

Gibt es auch für Sie als Musiker noch solche Sehnsuchtsorte?

Casapietra: Ganz ehrlich, ich bin nach drei Jahren Pandemie, wo wir alle zuhause saßen und unseren Beruf nicht ausüben konnten, einfach nur froh, Menschen durch meine Musik wieder glücklich machen zu können – egal wo. Wir leben in einer erneuten Angst vor dem Atomkrieg! Was ist jetzt wichtiger, als Lieder zu singen, die Menschen Hoffnung, Zuversicht und Trost geben?

Das ist genau mein Ding, deswegen liebe ich die Himmelslieder so sehr. Auch in Schmöckwitz wird vom “Ave Maria” über das “Wiegenlied” von Brahms bis hin zu “Tochter Zion” von Händel alles dabei sein. Und natürlich “Hallelujah” von Leonard Cohen, das ist immer ein Highlight. Ich will, dass die Leute in der Nacht des Konzerts das Gefühl haben, dass die Sterne etwas heller leuchten.

Trotz “nur noch” einem Beruf kommen Sie gut rum, wenn man sich so Ihre kommenden Konzerttermine anschaut.

Casapietra: Früher war ich auf jeder Gala und Party, war ständig in der “Bunten” oder in der “SUPERillu”, doch das ist vorbei. Ich bin ein bisschen aus dem Rampenlicht verschwunden, schließlich bin ich inzwischen Familienvater und keine 30 Jahre mehr alt. Dennoch planen wir für dieses Jahr richtig viele Konzerte, auch im Westen Deutschlands. Nach drei Jahren Pandemie sind die Träume vielleicht wieder etwas kleiner geworden, doch mir reicht es, wenn ich die Leute mit Liedern und Gesang glücklich machen kann.

Weitere Infos und Tickets

Noch sind Tickets für das Frühlingskonzert von Björn Casapietra im Vorverkauf zu haben und können online hier bestellt werden. Alle Infos zum Konzert auf einen Blick:

  • Termin: Samstag, 01. April 2023, 18:30 Uhr
  • Ort: Ev. Kirche
  • Adresse: Alt-Schmöckwitz, 12527 Berlin-Köpenick
  • Preis: ab 36,85 €

Interview: Sascha Uhlig