Schloss Wackerbarth.
Besinnliche Tage auf Schloss Wackerbarth. Bild: djd/Schloss Wackerbarth/Rene Jungnickel

Dem Kultgetränk auf der Spur: Verschollen und wiederentdeckt – besonderes Rezept aus Sachsen.

Im Winter gibt es neben Schlittenfahren, Plätzchenduft und Kerzenschein wohl kaum etwas, das unsere Gemüter mehr erheitert als wärmender Genuss. Ob mit oder ohne Alkohol, weiß oder rot, vollmundig oder fruchtig – besonders der Glühwein ist hierzulande sprichwörtlich in aller Munde, wärmt Körper und Herzen. Doch wo kommt er eigentlich her? Und wie landete er auf den deutschen Weihnachtsmärkten? Eine Spur führt ins Elbtal und fast 190 Jahre zurück.

Leckere Erfindung

Im sächsischen Elbtal liegt eine der kleinsten, aber auch schönsten Weinregionen Deutschlands. Seit mehr als 850 Jahren prägt der Wein hier die Landschaft und das Leben. Und bringt dabei so manch genussvolle Entdeckung hervor.

Auf Schloss Wackerbarth, im Herzen der Sächsischen Weinstraße gelegen, entstand aus Ideenreichtum und Geschick das älteste bekannte Glühweinrezept Deutschlands: Im Dezember 1834 suchte August Raugraf von Wackerbarth nach einem Getränk, das die Kälte vergessen macht und das Herz erwärmt. Er fügte unter anderem Safran, Anis und Granatapfel in weißen Wein – und erhitzte die Flüssigkeit. Ein Geistesblitz, der uns heute noch beglückt.

Kürzlich wiederentdeckt

Lange verschollen, wurde das historische Rezept erst Ende 2013 im Nachlass des Raugrafen im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden wiederentdeckt. Nach eingehender Prüfung durch Historiker war klar, dass es sich um ein besonderes Getränk handelt, das man heute als Glühwein bezeichnen würde. Um diese vergessene Tradition mit neuem Leben zu erfüllen, passten die Winzer von Schloss Wackerbarth die alte Rezeptur behutsam an den heutigen Geschmack an.

Aus ausgewähltem sächsischen Weißwein, Traubensaft und fein würzenden Zutaten schufen sie ein feinfruchtiges Wintergetränk mit erlesenem Geschmack. Kommt der Glühwein also aus Deutschland? Einige Historiker sehen den Ursprung eher im römischen Reich. Tatsächlich findet sich ein entsprechendes Rezept bei den Römern. Diese hatten Wein damals schon mit reichlich Honig, Kräutern, Obst oder Gewürzen verfeinert, um den sauren Geschmack abzumildern. Zusätzlicher Zucker sorgte dafür, dass er länger haltbar blieb.

Schwedische Version

Aber auch zu Zeiten des schwedischen Königs Gustav Wasas im 16. Jahrhundert wurde bereits gewürzter Wein getrunken. Ob dieser damals auch heiß serviert wurde, wie der heutige schwedische Glögg, darüber sind sich die Experten allerdings uneins. Den sächsischen Glühwein nach historischem Rezept können Besucher in diesem Winter wieder vor Ort genießen.

Historisches Rezept

Jeden Tag können große und kleine Gäste hier außerdem bis Februar das romantische Ensemble von Schloss Wackerbarth entdecken und vor Ort ein buntes Kulturprogramm erleben. Am ersten Dezemberwochenende etwa lockt ein Manufakturzauber-Weihnachtsmarkt mit Handwerkskunst, Kultur und natürlich Genuss. Für Kinder gibt es außerdem ein Programm der Landesbühnen Sachsen mit Märchenlesung und Weihnachtswerkstatt. Tickets für den Weihnachtsmarkt und Informationen zum Programm finden sich online.

Text: djd/red