Immer wieder brennt es in Wohnblocks im Gebiet Heerstraße Nord. Mieter sammeln Unterschriften für einen Sicherheitsdienst. Die Gewobag ist skeptisch.
„Am Tag ist es noch okay“, sagte Nicole Achiri, die in der Siedlung an der Obstallee im Spandauer Ortsteil Staaken wohnt, dieser Tage dem rbb. Aber nachts komme die Angst. Die meisten Brände der vergangenen Monate waren zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens ausgebrochen.
Im September hatte ein Nachbar sie und die anderen Bewohner des Hauses an der Obstallee 17 geweckt, als er die Flammen bemerkte. Noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr konnten alle Mieter das Haus verlassen. Verletzt wurde niemand. Das Haus war allerdings über Wochen unbewohnbar. Reparaturen zogen sich über Monate hin.
Serie von Bränden
Das, was Nicole Achiri erlebte, ist ein Fall von vielen. Seit Herbst brennt es immer wieder in Treppenhäusern, Hausaufgängen und Kellern der Wohnblocks im Gebiet Heerstraße Nord in Staaken. „Den Mietern brennt der Zustand in den Häusern auf den Nägeln!“, heißt es vom örtlichen Quartiersmanagement.
Gegenwärtig sammelm Initiativen der Mieterschaft der Gesellschaften Gewobag sowie Adler/Westgrund Unterschriften. Sie fordern einen Sicherheitsdienst in der Großwohnsiedlung an Heerstraße und Magistratsweg. Bis Anfang Januar waren mehr als 1.200 Unterschriften zusammengekommen.
Letzter Funke
„Einen letzten ,Zündfunken‘ für die Aktion ausgelöst hat der Brand Anfang November im Haus Obstallee 20“, so das QM. „Viel zu viele Mieter klagen über Müll, Schäden, zerstörte Türschlösser und ungebetene Gäste in den Häusern.“
Gerade in den Häusern der Gewobag werden Stimmen immer lauter, die mehr und effektiveren Service für Instandhaltung und Reparatur, mit Ansprechpartnern vor Ort aber auch Sicherheitsdienste in den drei Teilen der Großwohnsiedlung fordern, so das QM. In vielen Gebäuden liegen Müll und Sperrmüll in Fluren und auf Treppen.
Sozialer Brennpunkt
Die Obstallee-Siedlung und die Rudolf-Wissell-Siedlung an der Heerstraße mit insgesamt mehr als 8.000 Wohnungen wurden in den 1970er-Jahren gebaut. Die Mieten sind vergleichsweise günstig. Der Bereich an der Heerstraße Nord gilt als sozialer Brennpunkt. Das Büro der Quartiersmanager hat laut rbb selbst einen Brandschaden.
2019 übernahm die landeseigene Wohnungsgesellschaft Gewobag viele Häuser. Von ihr fühlen sich die Mieter jetzt im Stich gelassen, weil vieles nicht funktioniert. Aber vor allem, weil das Unternehmen den Sicherheitsdienst des vorherigen Vermieters abgeschafft hat.
Runder Tisch
Spandaus Bezirksbürgermeisterin Carola Brückner (SPD) hat bis Ende des Monats einen Runden Tisch zur Lösung der Probleme der Mieter im Gebiet Heerstraße Nord angekündigt. Laut rbb hat die Gewobag ihre Teilnahme zugesagt. Gegenüber dem „Berliner Abendblatt“ weist eine Sprecherin darauf hin, dass das Unternehmen darüber hinaus seit Jahren regelmäßig bei einem Runden Tischen zur Lage in dem Quartier vertreten sei.
„Mehr als 70 Haushalte, deren Wohnungen besonders von den Brandschäden betroffen waren, haben wir unverzüglich in einem Spandauer Hotel untergebracht“, so die Sprecherin über die seit Herbst getroffenen Maßnahmen. „Mit dem zuständigen Mieterbeirat haben wir uns eng zum Sachstand der Brandvorfälle und wann eine Rückkehr in die betroffenen Wohnungen wieder möglich ist, ausgetauscht.“ Für die von den Fahrstuhlausfällen betroffenen Menschen seien Tragehilfen organisiert worden.
Nutzlose Appelle
„Appelle an die Mieter bezüglich des Umgangs mit Müll und Sperrmüll waren bisher nicht so erfolgreich wie die Mieterverteter und wir uns das wünschen würden“, heißt es zum Thema Abfall. Seit Übernahme der Bestände entsorge ein Dienstleister dreimal pro Woche Sperrmüll. Zudem verfüge das Quartier über neun fest zugeordnete Hauswarte, die alle täglich vor Ort sind.
Eine mögliche Sicherheitsbestreifung habe man geprüft. „Unter Berücksichtigung der Größe des Quartiers, der baulichen Gegebenheiten sowie der sehr unterschiedlichen Tageszeiten und auch Ursachen lässt sich ein Zusammenhang zwischen Schadensereignissen und fehlender Bestreifung nicht herstellen“, teilt die Sprecherin mit. Hierbei sei die Gewobag auf die Unterstützung weiterer Akteure wie der Polizei angewiesen.
Text Nils Michaelis, Bild: IMAGO/Schöning