Visualisierung des neuen Stadions
So stellt sich das Siegerbüro aus Dresden das neue Stadion im Jahnsportpark vor. Bilder: O+M Achitekten GmbH

Der im April 2022 ausgelobte Wettbewerb zum Jahnsportpark in Prenzlauer Berg wurde nach einer zweitägigen Preisgerichtssitzung am 14. Dezember entschieden.

Der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenar-beit mit Senatsverwaltung für Inneres, Digitales und Sport ausgelobte Wettbewerb wurde nach einer zweitägigen Preisgerichtssitzung am 14. Dezember entschieden. Es wurde ein Entwurf prämiert, der sich durch eine klare städtebauliche Ordnung sowohl der Gebäude als auch der Freianlagen auszeichnet.

Grüne Übergangszone

Entlang einer großzügigen befestigten Haupterschließungsachse in Nord-Süd-Richtung, die auch dem Liefer- und Rettungsverkehr dient und sich zu einer Plaza vor dem Stadionzu-gang ausweitet, sind die Baukörper ihrer Bedeutung nach angeordnet. Die eindeutige Wegeführung findet ihre Entsprechung in der untergeordneten, aber ebenso klar formu-lierten Ost-West-Achse.


Lesen Sie bitte auch Bürgerinitiative kritisiert Planung des Jahnsportparks


Im Schnittpunkt der beiden Wegeachsen ist das Begegnungszentrum (mit Gastro-Terrasse) angeordnet, das auch in der Höhenentwicklung den Mittelpunkt bildet und somit von allen Seiten sichtbar wird. Wegeführung und Gebäudefolge entsprechen den Hauptbesucher-strömen.

Eine rundum vorgesehene durch Bäume gebildete grüne Übergangszone fasst das Ensemble zum öffentlichen Straßenraum, ermöglicht die Integration der notwendigen Umfriedung und stärkt damit den Parkcharakter. Das Thema Inklusion ist nicht nur integrativer und selbstverständlicher Bestandteil und Gestaltungsmittel, sondern auch funktional eingebunden.

Dringender Handlungsbedarf

Der Jahnsportpark und das Große Stadion bieten seit Jahrzehnten zahlreichen Sportvereinen und -verbän­den, Schulen wie Hochschulen und weiteren Sportinteressierten Raum für den sportlichen Lehr-, Übungs- und Wettkampfbetrieb. Der Jahnsportpark übernimmt als Freiraum zusammen mit dem benachbarten Mauerpark eine wichtige Funktion für Freizeit und Erholung sowie Klimaschutz und Ökologie.

Gleichwohl weisen der Jahnsportpark und insbesondere das Große Stadion heute erhebliche funktionale Mängel auf. Aufgrund zahlreicher sicherheitsrelevanter baulicher Mängel musste das Stadion im Januar 2021 vorübergehend für den Betrieb geschlossen und kann seit der Wiedereröffnung im Sommer 2021 nur noch eingeschränkt genutzt werden. Es besteht dringender Hand­lungsbedarf.

Mit umfassenden Bau- und Sanierungsmaßnahmen soll der Jahnsportpark zu einem Leuchtturmprojekt für Inklusion, Teilhabe und Gleichberechtigung werden. Das Gelände wird zu dem Stützpunkt für Behindertensport entwickelt und bleibt dabei weiterhin den Bürgerinnen und Bürgern, Schulen und Vereinen als Sportstätte erhalten.

Erhalt prägender Bauteile

In einem mehrjährigen Prozess wurden unter breiter Beteiligung der Fachverwaltungen, Verbände, Vereine und der Stadtgesellschaft die Entwicklungsmöglichkeiten für den Jahnsportpark und das Große Stadion un­tersucht und abgestimmt. Insbesondere die Möglichkeit eines Erhalts und Umbaus des Großen Stadions wur­den geprüft.

Nachhaltigkeit und Verwendung vorhandener Bausubstanz wurden zu wichtigen Themen im Wett­bewerb. Die ortsprägenden Wälle, aufgeschüttet aus dem Trümmerschutt der zerstörten Stadt nach dem zweiten Weltkrieg, werden weitgehend erhalten bleiben. So soll auch das neue Stadion sinnvoll am Stand­ort des bestehenden Stadions in die Wallanlage eingepasst werden. Der Siegerentwurf folgt damit auch einem deutlichen Wunsch der Öffentlich­keit, prägende Bauteile und -elemente des Bestandes zu erhalten und zu integrieren.

Der hochbauliche und städtebaulich-freiraumplanerische Planungswettbe­werb wurde im April dieses Jahres europaweit ausgelobt. In der 1. Phase des Wettbewerbs haben 24 teilnehmende Planungsteams ihre Ideen und Konzepte für den Sportpark sowie das Stadion eingereicht. Im August 2022 wählte das Preisgericht 15 Planungsteams aus Ar­chitektinnen und Architekten sowie Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten aus, um ihre Entwürfe bis diesen November weiter zu entwickeln.

Nutzbarer Freiraum

Aufgabe in der 2. Phase war es, die Realisierbarkeit der eingereichten Konzepte darzustellen. Dabei war die sportliche Funktionalität als Kernthema zu berücksichtigen. In der 2. Phase waren Fachplanerinnen und Fachplaner der Tragwerksplanung und der Technischen Gebäudeausrüstung für das Große Stadion hinzuzuziehen. Auf­gabe auf städtebaulich-freiraumplanerischer Ebene war es, Sportfelder, Multisporthallen sowie individuell nutzba­ren Freiraum funktional anzuordnen und zu erschließen.

Die Anbindung an öffentlichen Nah- und In­dividual­verkehr sowie der Nachweis von Stellplätzen und die fußläufigen Wegebeziehungen zum Stadtraum waren zu berücksichtigen. Besonders zu beachten war der Umgang mit dem Baumbestand und bestehen­den Sport­flächen. Vorschläge für Bauwerksbegrünung und Regenwasserbewirtschaftung bei minimalem Versiegelungs­grad zum Schutz des Stadtklimas wurden erwartet.

Die Gesamtmaßnahme gliedert sich in drei Bauabschnitte: Der 1. Bauabschnitt sieht die Ertüchti­gung von Ausweichstandorten und den Abriss bzw. Teilabriss des alten Stadions vor. Im 2. Bauab­schnitt werden auf der Grundlage des durchgeführten Planungswettbewerbs ein Neu bzw. Umbau des Großen Stadions durchgeführt. Dies schließt die Freiraumplanung des unmittelbaren Stadion­umfelds mit ein.

Der 3. Bauabschnitt beinhaltet die sukzessive Neuordnung des Sportparks. Die Baudurchführung soll bis Ende 2027 abge­schlossen sein und weitgehend bei laufendem Sportbetrieb durchgeführt werden. Der Kostenrahmen des geprüften Bedarfsprogramms für den Neu- bzw. Umbau des großen Stadions wurde mit 97 Millionen Euro brutto (Stand: Index Mai 2019) eingeschätzt.

Ergebnis

Die Wettbewerbsjury, bestehend aus Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Tragwerksplanern sowie Vertretern der beteiligten ortskundigen Verwaltungen und der Stadtgesellschaft entschieden unter dem Vorsitz von Prof. Uwe Schröder und Barbara Ettinger-Brinkmann nach ausführlichen Diskussionen und Abstimmungen folgende Prämierungen:

1. Preis: Arbeit 2001      O+M, Carsten Otto und Christian Müller, Architekten GmbH BDA, Dresden sowie LOR Landschaftsarchitekten Sabine Otto und Manja Richter PartGmbH, Dresden mit 180.000 Euro

2. Preis: Arbeit 2015      TOPOTEK 1 Architektur GmbH, Dan Budik und Martin Rein-Cano, Zürich sowie TOPOTEK 1, Martin Rein-Cano und Dan Budik, Berlin mit 112.500 Euro           

3. Preis: Arbeit 2011       ATELIER . SCHMELZER . WEBER, Paul Schmelzer und Peter Weber, Dresden sowie RSP Freiraum GmbH, Christoph Ritter, Sandro Schaffner und Manuel Corvey, Dresden mit 67.500 Euro

Zudem wurden zwei Anerkennungen zu je 45.000 Euro vergeben. Jedes Planungsteam, dass sich für die 2. Phase qualifizieren konnte, erhält eine Aufwandsentschädigung.

Das Preisgericht empfiehlt den auslobenden Verwaltungen einstimmig, die mit dem 1. Preis ausgezeich­nete Arbeit zu realisieren. Der Vorsitzende Prof. Uwe Schröder ist davon überzeugt: „Mit der Entscheidung für den 1. Preis gelingt für den Jahnsportpark für alle – auf hohem architektonischen und städtebaulichen Niveau – ein besonderes Projekt der Inklusion, welches das große Stadion wie auch den Sportpark als Ganzes umfasst“.

Text: Redaktion