Die Zahl der Wohngeldanträge hat in Neukölln ungeahnte Höhen erreicht. Bild: IMAGO/Steinach
Die Zahl der Wohngeldanträge hat in Neukölln ungeahnte Höhen erreicht. Bild: IMAGO/Steinach

Wer in Neukölln auf Wohngeld angewiesen ist, braucht viel Geduld. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Bescheid beträgt derzeit 19 Wochen.

Die Anzahl nicht beschiedener Wohngeldanträge, welche älter als zwei Monate sind, liegt bei 1.412. Insgesamt sind 2.141 Anträge anhängig. Das hat Martin Hikel, Bezirksbürgermeister von Neukölln, jetzt auf eine parlamentarische Anfrage der Linken mitgeteilt.

Der SPD-Politiker nennt verschiedene Gründe für den Bearbeitungsstau. Durch das 2019 verabschiedete „Starke-Familien-Gesetz“, das unter anderem eine Erhöhung des Kinderzuschlags vorsah, habe sich der Arbeitsaufwand in der Sachbearbeitung im Bereich Bildung und Teilhabe erhöht.

35 Prozent mehr Anträge

Zudem habe die Novellierung des Wohngeld im Jahr 2020 die Zahl der Anträge erheblich gesteigert. Bei einer fast gleichbleibenden realen Personaldecke seien circa 35 Prozent mehr Anträge im Jahr 2020 eingegangen. Auch die Corona-Krise, die für viele Beschäftigte Kurzarbeit mit sich gebracht hat, habe die Zahl der Wohngeldanträge in die Höhe getrieben.

Diesem Wachstum habe die Personalentwicklung im Wohngeldbereich nicht standgehalten. Die Anzahl der Einstellungen in den Jahren 2020 und 2021 belief sich auf sieben Sachbearbeiter, wovon sich durch Abwanderung im Mai nur noch zwei Sachbearbeitende dauerhaft im Wohngeldbereich befanden. „Die Einarbeitung von Personal im Wohngeldbereich ist sehr zeit- und lernintensiv, was eine hohe Fluktuation begünstigt“, so Hikel.

Mehr Personal

Der Wohngeldbereich muss seit 2019 mit stark ansteigenden Antragszugängen kämpfen, bei einer zu geringen Personaldecke. „Eine personelle Verstärkung würde sich positiv auf die Abarbeitung der Wohngeldanträge auswirken und ist aus meiner Sicht zwingend erforderlich“, so Hikel.

Andere Bezirke sind bei der Bearbeitung von Wohngeldanträgen weitaus schneller. In Reinickendorf liegt die Bearbeitungszeit durchschnittlich bei 5,4 Wochen, heißt es aus der dortigen Verwaltung. Dies sei der Berliner Spitzenwert. Der Bezirk Treptow-Köpenick benötige 0,2 Wochen länger. Berlinweit lag der Schnitt im Jahr 2019 bei 8,6 Wochen, im Jahr 2021 waren es 10,3 Wochen.

Text: Nils Michaelis