In der Saalestraße ballen sich die Probleme. Bild: IMAGO/Joko
In der Saalestraße ballen sich die Probleme. Bild: IMAGO/Joko

Die Saalestraße versinkt in Verkehr, Müll und Fäkalien. Neuköllns CDU-Fraktion vermisst ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die wichtige Verbindung zwischen Sonnenallee und Karl-Marx-Straße.

Wer in der Saalestraße unterwegs ist, dem fallen vor allem der zunehmend dichte Verkehr und die wachsenden Müllberge am Bahndamm auf. Es ist augenscheinlich: In der schmalen Straße zwischen den S-Bahnhöfen Neukölln und Sonnenallee ballen sich die Probleme.

Die wachsende Verkehrsbelastung hat aus Sicht des Bezirksamzes Neukölln vor allem mit den Bauarbeiten an der A100 zu tun. Sperrungen und Umleitungen führen immer wieder dazu, dass sich Blechlawinen durch die zweispurige Straße quälen. Ein Übriges tat zuletzt die Sperrung der Unterführung an der Niemetzstraße wegen Arbeiten an der S-Bahn-Brücke. Hinzu kommen Baumaßnahmen der Berliner Wasserbetriebe in der Braunschweiger Straße.

Weiterer Durchgangsverkehr

Die Verkehrssituation könnte sich weiter verschärfen. Voraussichtlich im kommenden Jahr wird im Zuge der Verkehrsberuhigung im südlichen Richardkiez an der Ecke Braunschweiger Straße/Ecke Unstrutstraße eine Diagonalsperre für Autos angebracht. Das dürfte zur Folge haben, dass künftig weiterer Durchgangsverkehr durch die ohnehin überlastete Saalestraße fließt.

Die Neuköllner CDU-Fraktion vermisst ein Verkehrskonzept für die Saalestraße, das der komplexen Gesamtsituation gerecht wird. Die Saalestraße werde nicht ausreichend in die Planung des Kiezblocks einbezogen. „Deshalb besteht hier der Eindruck, dass sie sich insofern zu einem ,vergessenen Ort‘ entwickelt, als sich die zuständigen Stellen nicht um sie kümmern und erst aufwachen werden, nachdem sie durch Übernutzung im Chaos versinkt“, so ein Sprecher der CDU-Fraktion.

Schlüssiges Konzept

Insbesondere sei die verkehrstechnische Bedeutung der Saalestraße bislang nicht berücksichtigt worden. Die Saalestraße sei auch als Ost-West-Tangente essenziell und drohe, durch Busverkehr, Wirtschafts- und Individualverkehr zu verstopfen. „Es fehlt ein schlüssiges Konzept, das die Verkehrsflüsse bis zum Ende denkt.“

Es bestehe zunehmend der Eindruck, dass es bei der Einrichtung von Kiezblocks in einzelnen Gebieten lediglich zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen kommen wird, die zu massiven Beeinträchtigungen für die umliegenden Gebiete der Kiezblocks führen.

„Dem Bezirksamt ist bewusst, dass die Anwohner durch das erhöhte Verkehrsaufkommen stark belastet werden“, schreibt Bezirksstadtrat Jochen Biedermann in seiner Antwort auf eine Anfrage der CDU-Fraktion zur Lage in der Saalestraße. Der Grünen-Politiker verweist darauf, dass sie im Rahmen des Konzeptes für verkehrsberuhigende und verkehrslenkende Maßnahmen im öffentlichen Straßenraum im Richardkiez eingeladen gewesen seien, sich in den Prozess einzubringen, Vorschläge einzubringen und die vorgeschlagenen Maßnahmen zu diskutieren.

Schlafplatz für Obdachlose

Neben der Verkehrssituation habe die CDU-Fraktion seit vielen Jahren auch die Verwahrlosung des Grünstreifens am Gelände der Deutschen Bahn immer wieder im Bezirksparlament thematisiert. Nachhaltige Initiativen ergriffen, die zu einer Verbesserung führen, habe das Bezirksamt bislang vermissen lassen. Schon lange diene der Bereich als Schlafplatz für Obdachlose und für Müllablagerungen.

„Dass sich das Bezirksamt zusammen mit den zuständigen Senatsstellen seit Jahren nicht für ein nachhaltiges Verkehrskonzept für alle Verkehrsteilnehmer eingesetzt oder mit der Deutschen Bahn eine Lösung für den Grünstreifen gefunden hat, das lässt die Frage offen, ob sie es nicht können oder nicht wollen“, so der Sprecher. Die CDU-Fraktion prüfe derzeit Lösungsvorschläge, die sie als Anträge ins Bezirksparlament einbringen werde.

Text: Nils Michaelis