Verteilt über das gesamte Festivalgebiet im Norden von Neukölln, bieten acht „Signals“ dem Publikum konkrete Anlaufpunkte für eigene Entdeckungen. Bild: IMAGO/Martin Müller
Verteilt über das gesamte Festivalgebiet im Norden von Neukölln, bieten acht „Signals“ dem Publikum konkrete Anlaufpunkte für eigene Entdeckungen. Bild: IMAGO/Martin Müller

Ab dem 24. Juni wird Neukölln wieder zur Kunstmeile. „48 Stunden Neukölln“, Berlins größtes freies Kunstfestival, geht in eine neue Runde.

Vom 24. bis 26. Juni (Freitag, 19 Uhr bis Sonntag, 19 Uhr) werden etwa 230 künstlerische Projekte an mehr als 180 Orten präsentiert. Sie setzen sich mit dem Festivalthema „Kafay? yemek/Ich esse meinen Kopf“ auseinander. Das teilen die Veranstalter mit.

„Kafay? yemek“ ist eine der meistbenutzten Redewendungen in der türkischen Sprache und bedeutet übersetzt „seinen Kopf zu essen“. Die Redewendung kann als heftige, unerwartete Reaktion in dramatischen Momenten genutzt werden, im Positiven wie im Negativen, und ihr Gebrauch im täglichen Leben ist sehr vielfältig.

Von bildender Kunst bis Theater

Die am Festival teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler haben sich von diesem Thema zu Beiträgen in den unterschiedlichsten Sparten anregen lassen – von bildender Kunst bis hin zu Performances, Musik und Theater. 

In diesem Jahr gibt es verstärkt Kooperationen mit verschiedenen Initiativen und Veranstaltungsformaten in Neukölln und darüber hinaus, darunter das IÇ IÇE-Festival für neue anatolische Musik und das Kunstbildungsprogramm Ubuntus e.V., das seinen Fokus auf politische Gegenwartskunst und unter anderem das Thema „Zugang zum Kunst-Sektor“ legt.

Internationale Kooperationen

Internationale Kooperationen wie die seit 2017 bestehende Zusammenarbeit mit dem dänischen Trekant-Festival werden fortgeführt.

Verteilt über das gesamte Festivalgebiet im Norden von Neukölln, bieten acht „Signals“ dem Publikum konkrete Anlaufpunkte für eigene Entdeckungen. Die Augmented-Reality-Installation „ENNUI“ von Funda Zeynep Ayguler zeigt zwei digitale Figuren, die gelangweilt und müde auf einer verlassenen Tankstelle (Sonnenalle 9) sitzen. 

Auf dem Richardplatz erkundet die neunkanalige Soundinstallation „I love you, Seni seviyorum, Ich liebe Dich“ von Shona Stark die diversen Bedeutungen und Emotionen hinter dieser zentralen Aussage.

Gefühle sichtbar machen

„Du siehst mich mit einem Auge, ich seh‘ dich mit zweien“ ist eine interaktive Videoinstallation von Wael Toubaji in der Passage (Karl-Marx-Straße 131), die die Verlegenheit in den Blicken der Menschen Nordeuropas widerspiegelt. Ebenfalls in der Passage installieren brustudio mit „WOMB“ einen mit Klang und Licht synchronisierten Ort, der es ermöglicht ganz man selbst zu sein. 

Auf dem Balkon am Körnerpark (Schierker Straße 8) lädt das interdisziplinäre Team von Rurbane Realitäten dazu ein, die eigenen Emotionen in der gemeinsamen Installation „Entangled Emotions“ zu verweben und so die Gefühle der Nachbarschaft sichtbar zu machen. 

Julia Frankenberg bietet mit dem „Squirt Eis“ Gelegenheit zu Gesprächen über weibliche Sexualität und den Gender Data Gap, ihre Squirt-Eis-Rikscha steht im Prinzessinnengarten Kollektiv Berlin (Neuer St. Jacobi Friedhof, Hermannstraße 99-105). 

Bilder und Stimmen aus Neukölln

Am Sasarsteig sucht das Kiezkollektiv nach Zuckerwattemomenten, die uns immer wieder aufatmen lassen, und macht auf einer Memory-Wand die Nutzer des vernachlässigten Treppenaufgangs sichtbar: „Sugarcoating Sasarsteig“. 

Für ihr Projekt „Not on a Map“ sammelt das Kunstkollektiv Trial and Theresa mit umgebauten Fahrrädern Bilder und Stimmen aus Neukölln und projiziert sie an wechselnden Orten wieder zurück in den Kiez.

Weithin sichtbare Infopoints bieten dem Publikum an drei Stellen im Festivalgebiet die Möglichkeit, sich analog über das dezentrale Programm zu informieren. Die auffälligen, dreieckigen Strukturen finden sich am Hermannplatz, am Herrfurthplatz und an der Ecke Richardstraße/Jan-Hus-Weg. Hier geben Helfer Auskunft zu den Veranstaltungen aller Sparten im öffentlichen Raum, in Neuköllner Projekträumen, Wohnungen und Ateliers und nehmen selbst Rückmeldungen an das Festivalteam entgegen.

Route für Familien mit Kindern

An den Infopoints starten auch die kostenlosen Spaziergänge der Kunstvermittlung, die mit Moderationen in mehreren Sprachen – darunter Deutsch, Türkisch und Englisch – verschiedene Ziele im Festival ansteuern. Wer sich selbständig auf den Weg machen möchte, kann sich an den Infopoints und auf dem Festivalplan auf Papier über mögliche Routen durch das Festivalgebiet informieren. Eine der angebotenen Routen eignet sich besonders für Familien mit Kindern.

Das gesamte Festival-Programm findet sich auf der Website 48hnk.de.

Text: red/nm