Ein gelbes zweistöckiges Schulgebäude mit einem Kunstwerk aus rotem Backstein davor steht hinter einem Grünstreifen: Rahel-Hirsch-Schule
Die Rahel-Hirsch-Schule in Hellersdorf ist seit fünf Jahren Teil eines Netzwerks gegen Rassismus. Foto: Nicole Verdenhalven

Die Rahel-Hirsch-Schule in Hellersdorf hat eine „interkulturelle Weltkarte“ eingeweiht. Doch Schüler und Lehrer setzen sich nicht nur mit Symbolkraft für Verständigung ein.

Es könnte eine ganz normale Weltkarte sein, wie man sie an jeder Schule vermuten würde. Wären da nicht die kleinen, verschiedenfarbigen Leuchten, die in vielen Ländern stecken. Sie symbolisieren die Herkunft der Schülerinnen und Schüler der Rahel-Hirsch-Schule, dem Oberstufenzentrum Gesundheit/Medizin in Hellersdorf, ganz in der Nähe der Alice Salomon Hochschule gelegen. Die unterschiedlichen Farben stehen für die Häufigkeit der jeweiligen Nationalität an der Schule.

Diese „interkulturelle Weltkarte“ wurde am 20. März im Rahmen eines Festakts mit Berlins Bildungssenatorin Astrid Sabine-Busse enthüllt und hängt seither unübersehbar im Foyer der Schule. Das Oberstufenzentrum für Energietechnik II hatte die Installation angefertigt, die Idee kam von der Rahel-Hirsch-Schule selber, wie deren Schulleiterin, Frau Verdenhalven, erzählt. Ursprünglich sollte die Weltkarte bereits 2020, zum 20-jährigen Bestehen der Schule fertiggestellt werden, doch das verschob sich wegen der Corona-Pandemie.

Weltkarte mit kleinen Leuchten hängt an Wand in Schulgebäude. Rechts davon ein Plakat.
Die interkulturelle Weltkarte hängt im Foyer der Rahel-Hirsch-Schule. Foto: Nicole Verdenhalven

Viele Nationen an Berliner Schulen vertreten

Vielfalt ist unter Berliner Schülern seit Langem Realität. Im Schuljahr 2022/23 (Stichtag 16. September 2022) besuchen nach Auskunft der Senatsverwaltung für Bildung 69.352 Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit die öffentlichen Berliner Schulen. Das am häufigsten vertretene Land ist Syrien (10.360 Schüler) vor der Ukraine (5.681), der Türkei (4.381), Bulgarien (3.791) und Polen (3.312). Die rund 2.000 Schüler der Rahel-Hirsch-Schule stammen aus 71 Nationen.

Die Hellersdorfer Schule setzt aber nicht nur ein symbolisches Zeichen für Vielfalt, sondern engagiert sich bereits seit fünf Jahren als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Am gleichnamigen Netzwerk nehmen deutschlandweit über 3.500 Schulen teil. Für einen Beitritt müssen über 70 Prozent der jeweiligen Schülerschaft zustimmen. Der Titel stellt eine Selbstverpflichtung für Schüler und Lehrer dar, jede Form von Gewalt und Diskriminierung abzulehnen und sich für Vielfalt einzusetzen. Auch das kleine Jubiläum als Teil der Initiative wurde beim Festakt gefeiert.

Initiative gegen Diskriminierung im Alltag

Im Alltag gehe es bei „Schule ohne Rassismus…“ um ein friedliches Miteinander von allen, so Schulleiterin Verdenhalven. Auch wenn größere Probleme mit Gewalt und Diskriminierung an der Rahel-Hirsch-Schule selten aufträten, sei man nicht gänzlich frei davon. Vor ein paar Jahren habe man entsprechende Schmierereien in den Toiletten gefunden.

Wichtig sei eine Sensibilisierung für das Thema an der Schule, auch bei Lehrern und Mitarbeitern – etwa bei Fragen der unbewussten Ungleichbehandlung von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund. Einmal habe sich ein Schüler, der mit zwei anderen etwas Verbotenes gemacht hatte, diskriminiert gefühlt, weil seiner Wahrnehmung nach der Beteiligte ohne Migrationshintergrund nachsichtiger behandelt worden sei. Die Auseinandersetzung damit sei spannend gewesen, sagt Verdenhalven.

Eine Arbeitsgemeinschaft von Schülern und einem betreuenden Lehrer kümmert sich darum, die Thematik im Bewusstsein zu halten und stellt das Projekt neuen Schülern vor. Ein weiterer Teil des Festakts am 20. März war die Eröffnung der Wanderausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“. Diese hat zum Ziel, junge Menschen für das Thema Rechtsextremismus zu sensibilisieren und Zivilcourage zu stärken. Bis zu den Osterferien gastiert die Ausstellung nun in der Rahel-Hirsch-Schule und wird im Unterricht besprochen.