Eheschließungen in Marzahn-Hellersdorf gestalten sich derzeit schwierig. Bild: iSTock/Getty Images Plus/Mukhina1
Eheschließungen in Marzahn-Hellersdorf gestalten sich derzeit schwierig. Bild: iSTock/Getty Images Plus/Mukhina1

Land unter im Standesamt Marzahn-Hellersdorf: Bis Ende des Jahres finden keine Eheschließungen an Samstagen statt. Aktuell gibt es auch keine Termin- und Telefonsprechstunden. Die Verwaltung arbeitet an einer Lösung.

„Das Standesamt Marzahn-Hellersdorf befindet sich aktuell in einer äußerst schwierigen personellen Situation, die so nicht vorhersehbar war. In der Zeit vom 1. bis 19. August 2022 finden keine Termin- und Telefonsprechstunden statt. Die Standesbeamtinnen unternehmen alles ihnen Mögliche, um sämtliche Anliegen schnellstmöglich zu bearbeiten.“ Dieser Hinweis findet sich seit Neustem auf der Internetseite des Standesamtes Marzahn-Hellersdorf.

Standesamt läuft auf Sparflamme

Was Beurkundungen und Eheschließungen angeht, läuft der Bezirk gerade auf Sparflamme. Anfang des Jahres wurde angekündigt, wegen Personalnot bis zum 31. Juli 2022 Eheschließungen an Wochenenden auszusetzen. Doch auch im August bleibt das Problem, ist sogar gewachsen. Eheschließungen an Samstagen wird es, abgesehen von den bereits vereinbarten Terminen, bis Ende des Jahres nicht geben. Wahrscheinlich wird diese Maßnahme auch in 2023 noch fortgeführt, teilt Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) dem Berliner Abendblatt mit.

Anwesenheitsquote bei 33,7 Prozent

Die Personalsituation im Standesamt sei sicherlich in allen Bezirken problematisch, dennoch sei sie in Marzahn-Hellersdorf besonders schwierig, sagt Lemm. Im Juni 2022 war Marzahn-Hellersdorf der einzige Bezirk, in dem die Anwesenheitsquote der Mitarbeiter im Standesamt unter 50 Prozent sank – nämlich auf 33,7 Prozent.

„Wir haben als Amt bereits reagiert und mit Umsetzungen gearbeitet. Außerdem werden wir vier zusätzliche Stellen im Standesamt schaffen, von denen zwei hoffentlich in den nächsten zwei Monaten besetzt werden können“, sagt der Bürgermeister. Darüber hinaus habe der Bezirk sich an den Senat gewendet und um Unterstützung durch eine Notabordnung gebeten.

CDU kritisiert Bürgermeister

Für die CDU Marzahn-Hellersdorf sei jetzt ein trauriger Höhepunkt erreicht – basierend auf dem Fall eines heiratswilligen Paares, das sich monatelang um einen Termin bemüht, keinen bekommen, dafür aber den Hinweis kassiert haben soll, doch in einen anderen Bezirk zu ziehen, weil es dort wahrscheinlich schneller gehe (der Tagesspiegel-Checkpoint berichtete darüber). „Unser Bürgermeister sollte Heiratswillige begrüßen, statt sie zum Umzug zu animieren. Statt für Besserung zu sorgen, wird den Marzahn-Hellersdorfern zusätzlicher Aufwand zugemutet oder gar die Verlagerung des Wohnsitzes empfohlen. Das sagt viel aus über das Aufgabenverständnis des Bezirksamtes“, schimpft der CDU-Fraktionsvorsitzende Johannes Martin. Ein Standes- und Bürgeramtstermin müsse innerhalb von 14 Tagen möglich sein, so seine Forderung. Von dieser ist das Standesamt jedenfalls momentan weit entfernt, wenn nicht einmal Terminsprechstunden stattfinden können.

Dass jemand im Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf eine „Wegzugsempfehlung“ ausgesprochen hätte, sei nicht bekannt, sagt Gordon Lemm. In diesem genannten Fall habe es sich außerdem um eine sogenannte „Anmeldung einer Eheschließung mit Auslandsbeteiligung“ gehandelt. Diese sei zeitaufwendiger und aufgrund der Personalnot mehrere Monate nicht bearbeitet worden.

Bindung an Wohnort

Anders als bei den Bürgerämtern besteht bei Eheschließungen eine Bindung an den Wohnortbezirk, die Zuständigkeit im Falle einer Anmeldung der Heirat richtet sich also nach dem Wohnort. Die Trauung kann wiederum in einem frei gewählten Standesamt stattfinden. Bürgeramtstermine dagegen können berlinweit gebucht werden.

Text: Sara Klinke