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Das 66 Meter hoche Wochhaus soll vier Windkraftanlagen aufgesetzt bekommen. Die Bezirksverwaltung hat Bedeneken. (c)_BE_Berlin_GmbH_mit_Prof_Gerd_Jaeger

Kurz vor der Bahnbrücke am Bahnhof Lichtenberg entsteht ein neues Hochhaus. In dem 22-geschossigen Gebäude sind 394 Wohnungen und rund 2.800 Quadratmeter Gewerbefläche vorgesehen. Für Aufsehen sorgen Pläne für vier Windräder auf dem Dach.

Die Installation einer Windkraftanlage auf dem Dach des 64 Meter hohen Hauses an der Frankfurter Allee 218 will das Bauamt Lichtenberg allerdings nicht genehmigen: Verschattung und Lärm auf dem Haus zwischen den Bahngleisen und der sechsspurigen Frankfurter Allee würden für Probleme sorgen, heißt es aus der Verwaltung.

Der Bauantrag für die Windkraft-Anlage für das Haus wurde am 20. August vergangenen Jahres eingereicht. Die Versagung der Baugenehmigung wurde der HOWOGE nach eigenen Angaben bereits in Aussicht gestellt. „Wir werden hier noch Überzeugungsarbeit leisten müssen, aber wir geben nicht auf“, heißt es in einer HOWOGE-Mitteilung.

Die Bedenken gegen das Windkraftprojekt hegt ein Sachbearbeiter aus dem Bauamt, der dazu eine geeignete Vorschrift gefunden haben soll, berichten Fachleute aus dem Umfeld des Lichtenberger Bezirksamtes. 

Gute Versorgungsquote

Neben einer Photovoltaik-Anlage seien insgesamt vier Kleinwindenergieanlagen zur Unterstützung der Stromversorgung des Gebäudes geplant. Für die Anlage ist ein mittlerer Jahresenergieertrag von rund 120.000 Kilowattstunden eingeplant – 80 bis 100 Wohneinheiten könnten mit dem Strom vom Dach ganzjährig versorgt werden. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für den Sommer dieses Jahres geplant.

Technik ist bereits vorbereitet

Die Anlagen werden über je einen Rotor mit drei Blättern verfügen und sollen an den vier Ecken auf dem Dach des Gebäudes installiert werden. Sie reichen nicht über das Gebäude hinaus. „Die Statik des Daches haben wir so ausgelegt, dass der Bau von vier bis zu 25 Meter hohen Windrädern möglich ist. Die Fundamente für die Windräder sind bereits gegossen. Die Kleinwindanlagen sind Teil der Gebäudetechnik und in ihrer städtebaulichen Wirkung vergleichbar mit Masten oder Antennen“, erklärt ein HOWOGE-Techniker.


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Umweltauswirkungen

Im Rahmen der Planungen habe die HOWOGE unterschiedliche Gutachten erstellt. Hinsichtlich des Schattenwurfs, der Schallemission sowie des Naturschutzes hätten keine schädlichen Einwirkungen auf die Umgebung festgestellt werden können.

Auch der Eisabwurf im Winter wurde geprüft: Wegen der kleinen Rotordurchmesser werde sich – im Gegensatz zu Großanlagen – kaum Eis bilden.

Aufgrund der Beschichtung der Blätter bilde sich Eisansatz nur am stehenden Rotor bei entsprechender Wetterlage. Komme Wind auf, laufe die Anlage in Folge der geänderten Aerodynamik der Rotorblätter gar nicht erst an. Darüber hinaus würden die Rotorblätter nicht über das Gebäude hinausragen.

Gute wirtschaftliche Auslastung

Noch ist die Kilowattstunde „Windstrom“ über den Lebenszyklus der Anlage hinweg im Vergleich zu Solarstrom aus der Photovoltaik-Anlage fast doppelt so teuer. Eine Windkraftlage erzeuge allerdings im Vergleich zur PV-Anlage kontinuierliche Energie – auch abends, nachts und im Winter.

Daher habe sie trotz der höheren Kosten ein gutes wirtschaftliches Potenzial: Durch die kontinuierliche Energieerzeugung werde der Strom direkt im Haus verbraucht und muss nicht eingespeist oder zwischengespeichert werden.  

Text: red/ylla, Bild: HOWOGE