Ein Spaziergang im Lichtenberger Ortsteil Falkenberg, durch den alten Dorfkern und zum größten Tierheim in ganz Europa.
Festes Schuhwerk ist für diese Erkundung notwendig. Wir verlassen die Tramhaltestelle Prendener Straße der Linien M4 und M17 und tauchen ein in ein Neubaugebiet, indem wir uns an einem Hügel links vorbei parallel zur Vincent-van-Gogh-Straße in Gang setzen. An der Randowstraße geht es links ab, dann diagonal über den Quartierpark Randowstraße und rechts bis zur Wartiner Straße. Die macht eine Linkskurve, rechts führt die Passower Straße zu den Falkenberger Krugwiesen. Kurz bevor es in den Park geht, befindet sich rechts in einer Holzhütte das Umweltbüro Lichtenberg.
Wir betreten die Krugwiesen, der Hauptweg führt links Richtung Norden. Kurz hinter dem Falkenberger Wiesengraben geht es nach rechts, bis links ein Pfad zur Hellersdorfer Straße führt, die links in die Dorfstraße mündet. Wir befinden uns nun im alten Dorfkern von Falkenberg. Das ehemalige Straßendorf stammt aus dem 13. Jahrhundert. Und der Dorfkern hat ein ähnliches Problem wie jene Kerne in Alt-Mariendorf, Bohnsdorf oder Biesdorf: Der Autoverkehr schmälert das Vergnügen der Besichtigung.
Ehrwürdige Ortsteil-Besitzer
Nun gilt es, vorsichtig die Straße zu überqueren (Zebrastreifen gibt es keine). Auf der anderen Seite erwartet uns der Gutspark Falkenberg, eine stufenförmige Grünanlage. Das beschädigte Gutshaus wurde 1962 abgerissen. Hier stoßen wir auf eine der berühmtesten Familien der Berliner Historie: die von Humboldt. 1791 kaufte Marie-Elisabeth von Humboldt – die Mutter von Wilhelm und Alexander – Falkenberg. Hier liegt sie auch begraben, ein Stück weiter die Dorfstraße hinunter rechts auf dem alten Friedhof mit der Kapelle, die 1795 im Auftrag Marie-Elisabeths im klassizistischen Stil umgestaltet wurde.
Direkt gegenüber vom Friedhof steht das eingeschossige ehemalige Gutsarbeiterhaus. Es stammt aus dem Jahr 1856, ein um 1820 erbautes Haus war abgebrannt. Es ist das einzig erhaltende Lehmhaus in Berlin und diente als Heimstatt für Landarbeiterfamilien. Dass das Haus heute so gut dasteht, ist dem Förderverein Landschaftspark Nordost e.V. zu verdanken, der es 1997 sanierte. Hier residiert das Café „Lehmsofa“ (Dorfstraße 4a, Falkenberg, Tel. 93 52 26 14, Mi–So 12–17 Uhr, Homepage: www.cafelehmsofa.wixsite.com/falkenberg). Neben frisch gebackenem Kuchen, einen Raum für Feiern und Catering bietet es auch kanadische Speisen.
Größtes Tierheim Europas
Wir gehen zurück zum Gutspark. Direkt davor führt ein Weg auf eine große Freifläche. Sie ist bereits Teil des riesigen Regionalparks Barnimer Feldmark, der sich bis nach Strausberg erstreckt. Hinter einem trockenen Weiher gehen wir nach rechts und kommen über eine kleine Treppe auf eine Anhöhe, die den Blick auf die Wiesen freigibt – und auf ein an einer Mauer angebrachtes Zitat von Friedrich Nietzsche, wie es aktueller nicht sein kann: „Die Gefahr des Weisen liegt darin, dass er sich in die Unvernunft verliebt.“
Im Zickzack geht es nun zum Hausvaterweg, der uns nach links hinüber zum Tierheim Berlin (Hausvaterweg 39, Falkenberg, Tel. 76 88 80, www.tierschutz-berlin.de) bringt. Von wegen Tierheim – Tierstadt wäre wohl angemessener: Mit 16 Hektar ist das Tierheim Berlin das größte in Europa! Es beherbergt nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Affen, Schafe, Reptilien – viele Arten von Tieren werden hier versorgt. Und da ein Tierheim keine Heimat für immer sein soll, suchen natürlich alle Bewohner ein neues Zuhause. Wer sich auf der Homepage die Fotos der vermittelbaren Tiere ansieht, bekommt feuchte Augen.
Am Tiergelände vorbei führt der Hausvaterweg in Richtung Westen. Öffentlich zugänglich (November – März: tgl. 8–16 Uhr) ist der Tierfriedhof. Weiter geht es zum Weg namens Grüne Trift und links in eine Kleingartenkolonie, von dort bringt uns der Hauptweg bis kurz vor die Falkenberger Chaussee. Vor einer BVG-Wendeplattform geht ein Pfad nach rechts bis zur Dorfstraße, die uns wiederum nach links zum Ausgangspunkt an der Tramhaltestelle führt. Für die etwa 6,5 Kilometer lange Strecke sollte man um die 2,5 Stunden einplanen. Man sollte Proviant mitnehmen. Es gibt nur wenige Einkehrmöglichkeiten.
Text: Martin Schwarz