Am 8. Juli fand das erste gemeinsame Treffen der Berliner und Brandenburger CleanUp-Initiativen statt. Foto: Kehrenbürger Lichtenberg
Am 8. Juli fand das erste gemeinsame Treffen der Berliner und Brandenburger CleanUp-Initiativen statt. Foto: Kehrenbürger Lichtenberg

Eine alte Pizzaschachtel hier, die lieblos weggeworfene Kippe dort. Typisch Berlin eben, ein bisschen Schmutz gehört scheinbar dazu. Denken so manche, doch nicht so die “Kehrenbürger”.

Denn die Kehrenbürger Lichtenberg machen ihrem Namen regelmäßig alle Ehre und treffen sich zu sogenannten Clean-ups – und das in ihrer Freizeit. Hochmotiviert werden von den nachbarschaftlichen Initiativen die Müllreste in Parks und anderswo eingesammelt.

Nicht selten auch dort, wo die Berliner Stadtreinigung gar nicht erst hin kommt. Oder mangels Personal und Zeit nicht hin kann. Im Boden steckende Kronkorken, alte Plastiktüten im Parkgebüsch, die Liste des trotz der BSR lange liegenbleibenden Unrats ist lang. Doch die Motivation der Kehrenbürger, auch dagegen etwas zu tun, ist mindestens ebenso hoch.

Gemeinsam Müll einsammeln

Einer von ihnen ist Albrecht Trübenbacher, der im Bezirk Lichtenberg seit fünf Jahren regelmäßig Clean-ups organisiert. Für sein Engagement in Sachen Sauberkeit wurde der 57-Jährige sogar schon mit dem Bezirkstaler durch Bürgermeister Michael Grunst (Linke) ausgezeichnet. Anfang 2021 war das, doch Trübenbacher ist noch immer motiviert dabei, auch wenn es nicht immer so leicht fällt, weitere Kehrenbürger zu finden, wie er zugibt.

„Von den angemelden 14 Müllsammel-Initiativen waren am Ende nur acht vor Ort im Görlitzer Park”, sagt der hauptberufliche Lehrer scheinbar enttäuscht. Dabei weiß er schon aus den Erfahrungen in Lichtenberg, wie häufig sich die Leute zwar hochmotiviert zum Müllsammeln anmelden, am Ende aber doch nicht auftauchen. Zwar habe er bei Instagram inzwischen zahlreiche Follower, doch aktiv mitmachen ist für die meisten dann doch nochmal etwas anderes, so Trübenbacher. Es kam schon vor, dass er trotz einiger Anmeldungen alleine zum Müllsammeln angetreten ist.

Aber auch einige wenige Kehrenbürgerinnen und Kehrenbürger können bereits einen wichtigen Beitrag zu einem sauberen Stadtbild leisten. „Bei glühender Hitze haben wir so um die 4000 Kronkorken an dem Tag eingesammelt”, so Trübenbacher. Von jeder Menge Einweggrills, Scherben, Verpackungen, Kippen und etlichen Spritzen ganz zu schweigen.

So engagiert wir hartnäckig

„Ich bin so aufgewachsen, dass man einen Ort stets sauberer verlässt, als man ihn vorgefunden hat”, sagt Trübenbacher, wenn man ihn nach seiner Motivation zu den Clean-ups fragt. Er selbst sei auch Raucher, doch eine Kippe lässt er nirgendwo liegen. “Mich stört das auch beim Wandern, überall lassen die Leute ihren Müll liegen. Ich finde das eine Respektlosigkeit gegenüber dem Wunder der Natur”, so Trübenbacher. 

Auch deshalb bleibt der 53-Jährige so hartnäckig wie engagiert, steckt in seiner Freizeit viel Arbeit in die Kehrenbürger-Webseite und versucht über Plattformen wie Nebenan.de oder andere SocialMedia-Kanäle zu den Clean-Ups auf. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. 

Zuletzt rief Trübenbacher zu einem gemeinsamen Treffen aller ehrenamtlichen Müllsammel-Initiativen von Berlin im Görlitzer Park auf. Rund 15 Stück davon gibt es in der Hauptstadt, so Trübenbacher. Doch viele davon kannte er bislang nur über das Internet.

Nicht lange warten

Ausgegangen ist die Initiative eigentlich von der BSR, die anfangs auch Gerätschaften, Müllbeutel, Handschuhe und so weiter gestellt hat. Doch inzwischen arbeitet laut Trübenbacher bis auf kleinere Absprachen kaum noch eine der vielen Berliner Müllsammel-Initiativen noch direkt mit der BSR zusammen. Geblieben ist jedoch der Name “Kehrenbürger”, den sich Trübenbacher für seine Clean-ups einfach angeeignet hat, wie er offen zugibt. 

Inzwischen steckt Trübenbacher nicht nur viel Zeit und Leidenschaft in das Projekt – sondern auch Geld. “Einige Tausend Euro inzwischen”, wie er selbst sagt. “Wir kriegen zwar auch Geld vom Bezirk, Lichtenberg war und ist da eigentlich immer sehr großzügig”, so Trübenbacher. Doch bevor er einen “langen Antrag” stellt, kauft er nicht selten die benötigten Geräte und Materialien einfach selbst. Das geht schneller, sagt er. Damit der nächste Clean-up in Lichtenberg nicht erst lange auf sich warten lässt.

Mehr Infos und kommende Termine auf: www.kehrenbuerger-lichtenberg.org

Text: Sascha Uhlig