Die Moses-Mendelssohn-Stiftung will am Bahnhof Grunewald einen Gedenk-Campus mit 150 Wohnungen für Studierende errichten.
Die Moses-Mendelssohn-Stiftung will am Bahnhof Grunewald einen Gedenk-Campus mit 150 Wohnungen für Studierende errichten.

Am Bahnhof Grunewald erinnert ein Mahnmal an die deportierten Berliner Juden. Dabei soll es nicht bleiben. Die Moses-Mendelssohn-Stiftung will  einen Gedenk-Campus mit 150 Wohnungen für Studierende errichten.

In wenigen Jahren sollen dort angehende Medienwissenschaftler, IT-Fachleute und Historiker sowie Studierende anderer Fachrichtungen neue Gedenk-Konzepte für künftige Generationen entwickeln. Zudem soll die Geschichte der Berliner Deportationen erforscht werden.

In den Räumen des Gedenk-Campus im Ortsteil Grunewald entsteht ein Ausstellungsraum mit einem „history lab“: An Monitoren und interaktiven Lernstationen können sich Besucher ein Bild von der NS-Zeit machen. In dem Dokumentationszentrum sollen Studierende, aber auch Berliner Schüler und andere  Interessierte die Lebensgeschichten dieser Menschen auf Basis von vorhandenen und noch zu recherchierenden Quellen rekonstruieren.

Opfern ein Gesicht geben

Ziel ist es, den vielen Tausend Menschen, die zwischen 1941 und 1945 aus Berlin deportiert wurden, wieder ein Gesicht zu geben, so die Moses-Mendelssohn-Stiftung. Diese steckt rund 20 Millionen Euro in das Projekt. Das Gelände hat die Stiftung gerade von einer Bundesbahn-Tochter gekauft.
 
Auf der Freifläche um das Wohnheim herum wird nach Vorbild der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ein Hain der Gerechten gepflanzt. Bäume erinnern an die Menschen, die etwa in der NS-Zeit Juden versteckten oder ihnen zur Flucht verhalfen.

Von Berlin in den Osten

Am Bahnhof Grunewald begannen im Oktober 1941 die ersten Berliner Massen-Deportationen Richtung Osten. Daran erinnert das Mahnmal Gleis 17 am S-Bahnhof. Hier liegen parallel zum alten Schotterbett verlegte Stahlgussplatten, auf denen Datum, Anzahl der Deportierten und die Bestimmungsorte stehen.
 
Eine der rund 50.000 Deportierten war Johanna Else Ury. Die Schriftstellerin wurde 1877 in Berlin geboren. Ihre bekannteste Figur ist die blonde Annemarie Braun, deren Leben sie in  der Reihe „Nesthäkchen“ erzählt.
 
Wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit wurde Else Ury während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt. 1943 wurde sie im KZ Auschwitz ermordet.

Pläne liegen öffentlich aus

Wer mehr über den Gedenkcampus erfahren möchte, kann vom vom 22. November bis 21. Dezember die Pläne im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf (Abteilung Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt) oder auf der Online-Beteiligungsplattform mein.berlin.de einsehen und kommentieren.
 
Text: red/nm, Visualisierung: Moses-Mendelssohn-Stiftung