Der Autobahnzubringer am Breitenbachplatz. Bild: IMAGO/Jürgen Ritter

Der Berliner Senat hat einen baldigen Abriss der Brücken am Breitenbachplatz angekündigt. Aus Sicht der Charlottenburg-Wilmersdorfer SPD-Fraktion gehen die Pläne nicht weit genug.

Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf begrüßt, dass endlich konkrete Vorschläge für den Abriss des Autobahnzubringers der früheren A104 und die offene Umgestaltung des Breitenbachplatzes auf dem Tisch liegen. Die vorgeschlagenen Varianten der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz würden jedoch zu kurz greifen und viel Entwicklungspotenzial verschenken.

„Anstatt an der Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße aufzuhören, sollte der Senat in enger Zusammenarbeit mit dem Bund den Rückbau der gesamten A104 angehen und Konzepte für die dadurch neu zu schaffenden städtebaulichen Potentiale vorlegen“, heißt es in einer Mitteilung. In Zeiten von Hitzesommern, akutem Flächenmangel und der immer weiter wachsenden Stadt könnten Berlin und Charlottenburg-Wilmersdorf es sich nicht leisten, in kleinem Stückwerk zu denken und Chancen liegenzulassen.

„Dringender Bedarf an Flächen“

Dazu Claudia Spielberg, Sprecherin für Stadtentwicklung: „Unser Bezirk hat dringenden Bedarf an Flächen. Für bezahlbaren Wohnungsbau, für wohnortnahe Grünflächen, für soziale Infrastruktur. Dieser Bedarf wird in den kommenden Jahren nur noch größer. Mit dem Rückbau des Autobahnzubringers entstehen insbesondere nördlich der Dillenburger Straße neue städtebauliche Potenziale.“

Der Senat solle jetzt in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt nachlegen und Konzepte entwickeln, wie diese genutzt werden können. Außerdem sollten die Rückbaupläne auf die gesamte A104 ausgeweitet werden. Die Potenziale für eine mutige, soziale und umweltfreundliche Weiterentwicklung Wilmersdorfs wären erheblich. „Eine ,Mini-Autobahn‘ von der Mecklenburgischen Straße bis zum Hohenzollerndamm, die jetzt in den von der Verkehrsverwaltung  vorgestellten Varianten übrigbliebe, braucht hingegen niemand“, so Spielberg.

„Gesundheitsschädliches Relikt“

Nico Kaufmann, Sprecher für Umwelt, Grünflächen, Natur- und Klimaschutz, ergänzt: „Der Breitenbachplatz wird endlich zu einem Ort, an dem man sich gerne draußen aufhalten möchte. Die Autobahntrasse quer durch den Kiez ist ein umwelt- und gesundheitsschädliches Relikt aus dem letzten Jahrhundert.“

Die Bürger im Kiez würden nach dem Abriss des Zubringers von weniger Lärm, besserer Luftqualität und mehr Stadtgrün direkt vor ihrer Haustür profitieren. „Wir hoffen jedoch sehr, dass der Senat nicht an der Schlangenbader Straße haltmacht“, so Kaufmann.

Auch rund um den Hohenzollerndamm, die Forckenbeckstraße und die Mecklenburgische Straße produziere die Autobahn 104 erhebliche negative Einflüsse auf Umwelt, Klima und Gesundheit – das habe der Umweltgerechtigkeitsatlas des Senats erneut unterstrichen. Kaufmann: „In Zusammenarbeit mit dem Bund kann hier ein Vorzeigeprojekt für Klimaanpassung im innerstädtischen Raum und Entlastung für Zehntausende Menschen entstehen.“

Zwei Varianten für Rückbau

Am 29. Dezember hat Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) die Ergebnisse der Verkehrs- und Machbarkeitsuntersuchung Breitenbachplatz vorgestellt. Die wesentliche Erkenntnis lautet: Der Rückbau der ehemaligen Autobahnbrücken an der Schnittstelle von Steglitz und Wilmersdorf ist technisch machbar und verkehrlich zu bewältigen.

Zwei von zehn Planungsvarianten werden derzeit favorisiert. In Variante 1 wird der Verkehr ebenerdig über den Breitenbachplatz und dann weiterhin durch den Tunnel unter der Überbauung an der Schlangenbader Straße geführt. In Variante 3 wird darüber hinaus auch die Tunnelverbindung geschlossen, sodass weitere Möglichkeiten für eine Umnutzung des heutigen Verkehrsraums entstehen.

In beiden Varianten werden die Brückenbauwerke über den Breitenbachplatz nicht mehr benötigt und können zurückgebaut werden. Die finale Entscheidung zur Verkehrsführung im Abschnitt der Schlangenbader Straße steht noch aus.

Brücken zerschneiden Wohngebiet

Die in den späten 70er-Jahren errichteten Spannbeton-Brücken teilen den Breitenbachplatz mitten im Wohngebiet. Etliche Initiativen setzen sich seit Jahren für den Abriss der mehr als 500 Meter langen, insgesamt vierspurigen Doppelbrücken ein.

„Ein Abriss dieses besonders drastischen Relikts der autogerechten Stadt wird den Platz und seine Umgebung enorm verbessern“, erklärte Jarasch.

Text: red/nm