Das WWF-Logo ist auf einem Aufsteller zu sehen.
Das WWF-Logo ist auf einem Aufsteller zu sehen. Foto: Jens Kalaene/ZB/dpa/Archiv

Berlin (dpa/bb) – Angesichts der Sorge vor einer neuen Umweltkatastrophe in der Oder fordert der WWF Deutschland ein Moratorium für den Ausbau des Flusses. «Wenn auf deutscher Seite gebaggert wird, werden die Ufer zur Großbaustelle, das Flussbett veröden, die Oder verliert an Selbstreinigungskraft. Die nächste Umweltkatastrophe wäre somit vorprogrammiert», erklärte der Referent für Gewässerschutz beim WWF, Tobias Schäfer, am Dienstag. Die Oder sei rein formal im Eigentum des Bundes. Daher liege die Verantwortung auch beim zuständigen Bundesverkehrsminister, die Revitalisierung des Flusses voranzutreiben. Der Ausbau werde den Zustand der Oder nicht verbessern, sondern verschlechtern, stellte der Fachmann dar.

Im vergangenen Sommer war es zu einem massenhaften Fischsterben gekommen. Deutsche und polnische Experten kamen zu dem Schluss, dass höchstwahrscheinlich die toxische Wirkung einer Blüte der giftigen Goldalge Prymnesium parvum den Tod der Fische verursacht hatte.

Für Unruhe sorgen derzeit auch Meldungen aus Polen. In dem von der Oder abzweigenden Gleiwitzer Kanal in Polen hatten Behörden insgesamt 450 Kilogramm toter Fische geborgen. Eine Sauerstoffanreicherung des Wassers wurde angeordnet, weil der Sauerstoffgehalt des Wassers dort dramatisch gefallen war. «Die Proben vom 10. Juni zeigen das Vorkommen von Goldalgen im Kedzierzyn-Kanal und an zwei Stellen im Gleiwitzer Kanal. Die Algen haben sich möglicherweise mit der Strömung bewegt», hatte das Umweltministerium mitgeteilt.

Es sei ein alarmierendes Déjà-vu, wenn bereits zu Beginn des Sommers massenhaft tote Fische im Bereich der Oberen Oder gefunden werden, sagte Schäfer. «Der Vorfall zeigt, wie brenzlig die Situation ist.» Kurzfristige Symptombehandlung sei in der akuten Situation richtig, allerdings sei das keine Lösung des Problems. Es müsse darum gehen, die Gesundung der Oder als Flussökosystem voranzubringen. «Hier ist auf deutscher Seite vor allem das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, das bislang unbeirrt an seinen Ausbauplänen festhält.»