Berlin will der Wohnungsknappheit mit Neubau-Projekten begegnen. Der NABU Berlin setzt sich nun für kreativere Lösungen ein: Etwa für die Bebauung von Supermärkten.
Die Wohnungsknappheit in Berlin wird immer dramatischer. Der Senat setzt deshalb vor allem auf Neubau: Rund 20.000 neue Wohnungen sollen in den kommenden Jahren entstehen. Für den NABU Berlin kein Weg, um die Stadt nachhaltig zu gestalten. Gemeinsam mit dem Mieterverein und der Berliner Architektenkammer fordert der Landesverband die Politik deshalb dazu auf, „ihre Prioritäten und Zielmarken im Wohnungsbau zu überdenken und das Potenzial von bereits versiegelten Flächen besser zu nutzen“.
Kreative Lösungen statt Neubau
„Wir brauchen keine Wohnungspolitik, die blind auf Neubau setzt“, sagt Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des NABU Berlin, „wir brauchen jetzt kreative Lösungen, damit uns ein sozialer und ökologischer Wohnungsbau gleichermaßen gelingt. Das kann beispielsweise das Überbauen auf Dächern von Autohäusern sein, aber auch die Modernisierung von vorschnell zum Abriss freigegebenen Wohnungen. Auch über den Umbau von Wohnungen mit gerechterer Pro-Kopf Verteilung der Wohnfläche müssen wir diskutieren.“
Laut dem Verband stünden für Aufstockungen rund 1.140 Hektar Fläche – mehr als drei Mal so viel wie die Fläche des Tempelhofer Feldes – potenzielle zur Bebauung zur Verfügung. Potenzial sehen sie vor allem in der Bebauung von Supermärkten und Autohäusern, aber auch von Parkplätzen. Dadurch würden Bauvorhaben, die grüne Freiflächen verdrängen, nicht notwendig.
Grünflächen schaffen Lebensqualität
Auf den Erhalt möglichst vieler Grünflächen legt auch Auch Dr. Ulrike Hamann, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins, Wert: „Besonders für Mieterinnen und Mieter, die sich keinen Garten oder Balkon leisten können, sind Freiflächen als Naherholung wichtig. Und wir brauchen Sie, um Überhitzung der Stadt zu reduzieren und die Wohnungen mit Frischluft zu versorgen.“ Daher seien Bauprojekte auf bereits versiegelten Flächen bei der Nachverdichtung zu bevorzugen.
Sorge bereitet dem Mieterverein zudem, dass insbesondere bei Abriss und Neubau von Gebäuden oftmals größere und teurere Wohnungen entstehen. „Gerechtes Wohnen kann nur gelingen, wenn Wohnraum bezahlbar und die geschaffene Wohnfläche auch fair unter den Bürger*innen aufgeteilt wird“, sagt Hamann.
In einigen Bezirken, darunter Pankow und Lichtenberg hat sich die Bebaaung von Discountern bereits bewährt. 2019 prognostizierte der Senat, dass mit der Bebauung von 330 Berliner Supermärkten zwischen 14.000 und 36.000 neue Wohnungen entstehen könnten.
Text: kr/red