
Berlin (dpa/bb) – Über die Friedrichstraße in Berlin ist schon viel diskutiert und gestritten worden. Sie gehört seit Kaisers Zeiten zu den bekanntesten Adressen der Hauptstadt. Auch Touristen kommen kaum daran vorbei – nicht nur wegen des gleichnamigen S- und U-Bahnhofs mit seinen zahlreichen Umsteigemöglichkeiten.
Kultur- und Unterhaltungsfans haben hier Anlaufstellen wie das Kabarett-Theater Distel oder den Friedrichstadtpalast. Es gibt Cafés, Restaurants und Geschäfte – aber auch Probleme. Ein Beispiel dafür ist die Schließung des Luxuskaufhauses der französischen Warenhauskette Galeries Lafayette im Sommer 2024.
Die Friedrichstraße soll attraktiver werden
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat für den Nachmittag ins Rote Rathaus eingeladen, um über die Zukunft der Friedrichstraße zu informieren. Auch die aktuelle Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sowie Vertreter des Einzelhandels und vom Aktionsbündnis «Rettet die Friedrichstraße» sollen anwesend sein.
Es geht darum, wie die Friedrichstraße wieder attraktiver werden kann, wie sich erreichen lässt, dass mehr Menschen zum Bummeln und Shoppen kommen – und möglichst keine weiteren Geschäfte schließen.
Unter Rot-Grün-Rot wurde die Friedrichstraße für Autos gesperrt
Das war schon einmal ein großes Thema unter dem rot-grün-roten Vorgängersenat. Die Antwort der grünen Verkehrssenatorin Bettina Jarasch lautete mitten im Wahlkampf Ende Januar 2023, einen rund 500 Meter langen Abschnitt nahe dem Gendarmenmarkt für Autos zu sperren.
Die Grünen-Politikerin sah darin einen Beitrag dazu, Berlins historische Mitte «fußgängerfreundlich» zu gestalten. Auf die Fahrbahn kamen Sitzmöbel, die allerdings nicht überall Begeisterung auslösten.
Gegen die Sperrung selbst ging etliche Gewerbetreibende und Anwohner auf die Barrikaden. Der Abschnitt zwischen Leipziger und Französischer Straße war von August 2020 bis November 2022 schon einmal für Autos dicht. Er musste aber nach einer Gerichtsentscheidung, wonach es dafür nach Abschluss eines Verkehrsversuchs 2021 keine Rechtsgrundlage gab, wieder freigegeben werden.
Die Straßensperrung war eine Steilvorlage für die CDU
Vertreter des Bündnisses «Rettet die Friedrichstraße!», dem Gewerbetreibende und Initiativen angehören, warfen Jarasch vor, die Friedrichstraße ohne Konzept erneut zu sperren und warnten vor negativen Folgen für den Handel. In den Jahren zuvor hatten bereits etliche Geschäfte in der Friedrichstraße dichtgemacht – nicht nur, aber auch wegen der Corona-Pandemie.
Die Sperrung war für die Berliner CDU eine Steilvorlage, die die Grünen ohnehin gerne als Anti-Autofahrerpartei kritisierten – und im Wahlkampf umso mehr. Das Thema Friedrichstraße, hieß es hinterher, habe der CDU viele zusätzliche Stimmen gebracht und maßgeblich dazu beigetragen, dass sie bei der Abgeordnetenhauswahl im Februar 2023 stärkste Partei wurde – und Kai Wegner Regierender Bürgermeister.
Schwarz-Rot hat die Sperrung schnell aufgehoben
Schon bald nach der Regierungsbildung wurde das Teilstück der Friedrichstraße wieder für den Autoverkehr freigegeben, die Sitzmöbel verschwanden. Die neue CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner stellte ein «Masterplanverfahren» für die Friedrichstraße in Aussicht.
Davon war lange nichts mehr zu hören – und Manja Schreiner ist schon nicht mehr im Amt. Nun kommt das Thema wieder auf den Tisch – und etliche Ideen, wie sich die Aufenthaltsqualität in der Friedrichstraße spürbar steigern lässt, sollen vorgestellt werden.
