Brandenburger Tor mit Fußgängerampel. IMAGO / imagebroker
Brandenburger Tor mit Fußgängerampel. IMAGO / imagebroker

Egal ob motorisiert, per Fahrrad oder zu Fuß unterwegs: Manche Ampeln in Berlin nerven so richtig. Wir haben in den vergangenen zwei Wochen ausführlich darüber berichtet und auch Sie gefragt.

Wer in Berlin mit dem Auto unterwegs ist, wird nicht selten von Rot gestoppt statt auf der „Grünen Welle“ zu surfen. Doch nicht nur alle motorisierten Berliner, sondern auch viele Fußgänger haben es an so manchen Kreuzungen nicht leicht, wie unsere beiden Artikel von Martin Schwarz in den vergangenen Wochen aufzeigten.

Wir haben Sie gefragt, welche Berliner Ampeln und Kreuzungen Sie besonders nerven – hier sind Ihre besten Antworten!

Berlins nervigste Ampeln und Kreuzungen

Die Ampel an der Ecke Rhinstraße/Meeraser Straße ist weder mit der Ampel der Allee der Kosmonauten noch mit der Ampel der Landsberger Allee synchronisiert, obwohl es sich hier um eine vierspurige Hauptstraße handelt und an besagter Kreuzung hier nur Seitenstraßen abzweigen, welche keinerlei Vorrang genießen.

Detlef W.


Guten Tag, seit Jahren sind die Ampeln im Blumberger Damm fehlgeschaltet. Von Landsberger Allee kommend in Richtung UKB Marzahn. Bei Tempo 80 Km/h ist immer grün.

Jürgen M.


Sehr geehrte Redaktion, an der Straßenbahn-Haltestelle Judith-Auer-Straße stehen zwei Ampeln grundlos nebeneinander. Die Ampel an der Kreuzung mag ihren Zweck erfüllen. Doch die darauffolgende Ampel mitten auf der Hohenschönhauser Straße, neben der Haltestelle, hält unnötig den Straßenbahn- und Autoverkehr auf. Es gibt nur wenige Passanten, die den Übergang wirklich nutzen. Ein Zebrastreifen würde vollkommen genügen.

Dennis G.


Sehr geehrte Damen und Herren,  eine Verkehrsbeeinträchtigung und Rückstau-Ampel ist die Ampel Müllerstraße / Fennstraße Richtung Wedding. Die Rechtsabbieger-Ampel wurde vor ca. einem 3/4 Jahr ausgeschalteten bzw. eingehüllt und seit dem staut sich der Verkehr ohne Ende.

Vor ca. zwei Wochen wurde die Ampel für ein paar Tage wieder aktiviert und es lief alles reibungslos, jetzt ist sie wieder ausser Betrieb und es staut sich wieder. Die Unfallgefahr ist dadurch sehr hoch, da einige Mitbürger der Meinung sind das man ungestraft auch aus der rechten Geradeaus Spur abbiegen kann – erstaunlich das es noch keine größeren Unfälle gab.

U. H.


Sehr geehrter Herr Schwarz, ich habe zwei Anmerkungen zu Ihren Artikel.

  1. Die Wuhletalstraße (Marzahn) wird durch die Straßenbahnlinien M8 + 16 gequert und durch Ampel geregelt. Wenn ich als Zufußgehender, ohne Straßenbahnverkehr,  die Wuhletalstraße queren möchte muss das Signal geschaltet (gedrückt) werden. Es dauert dann 1 Minute und 5 Sekunden bis die Ampel den Zufußgehenden Grün gibt. Ich halte die Wartezeit für überzogen, den viel, leider auch Kinder, ignorieren das Rot, wenn keine Autos die Wuhletalstraße befahren. Die Zeitverzögerung sollte zwischen 20 – 30 Sekunden liegen.
  2. Sollte nicht an ampelregulierten Kreuzungen mit starken Fußgängerverkehr nicht einmal darüber nachgedacht werden, eine Phase einzurichten bei den nur die Zufußgehenden (ohne Fahradfahrende usw.) Grün erhalten?

Mit freundlichen Grüßen
Kurt S.


Sehr geehrter Herr Schwarz, als Leser des Berliner Abendblatt habe ich mit großem Interesse Ihren Artikel: „Von Rot gestoppt“ gelesen. Lassen Sie mich als Autofahrer noch einen „Beitrag leisten“. Auf der B1 in Mahlsdorf stadtaus/ein-wärts sind auf ca. 900 Metern ganze fünf Ampeln installiert (1. Star-Tankstelle, 2. Hönower Str., 3. An der Schule, 4. Pilgramer Str., 5. Möbelhaus Porta) Die Ampel: Strasse An der Schule wurde zuletzt installiert. Seit dem und überhaupt ist kein flüssiger Autoverkehr auf diesem Abschnitt zustande gekommen.

Dass möglicherweise die Straßenbahn auf der Hönower Str. Vorrang hat, ist nach meinen Beobachtungen zu bezweifeln. Sollte dies trotzdem der Fall sein ist es zwingend notwendig die anderen Ampeln entsprechen einzustellen. Stau und Umweltbelastung sind eindeutig zu viel. Es wäre schön, wenn Sie diese mail an die von Ihnen erwähnten Stellen weiterleiten.

Mit freundlichen Grüßen
Carsten B.


Sehr geehrter Herr Schwarz, es ist gut, dass das frustrierende Problem der katastrophalen Ampelschaltungen endlich öffentlich gemacht wird! Dies jedoch nur auf einige Kreuzungen reduzieren zu wollen würde der Sache nicht gerecht werden, es ist ja eher umgekehrt – ich kenne keine Berliner Ampel, die noch vernünftig geschaltet ist. Offensichtlich waren dafür mindestens diese zwei Überlegungen maßgebend:

  • Fußgänger sollten nicht mehr so lange auf grün warten müssen
  • Längere Kreuzungsräumphase, um Rotfahren zu entschärfen.
    Diese vermeintlich größere Sicherheit führt aber nicht tatsächlich zu mehr Sicherheit, weil Autofahrer ja nicht dumm sind und schnell mitbekommen, daß die Kreuzung auch nach Umschalten auf rot noch lange frei bleibt. Das Ergebnis: Bei längst rot wird immer noch gefahren. Damit wird der Zeit-Sicherheitsgewinn aufgebraucht!
    Das Gegenteil zeigt die Kreuzung Westerlandstr. / Berliner Str. (die ich täglich befahre):
    Diese hat (teilweise) noch eine kurze Räumphase – da habe ich noch keinen Rotfahrer gesehen! Das zeigt anschaulich, daß die Sicherheit nichts mit der Länge der Räumphase zu tun hat.

Die Ampeln sind nicht nur nicht auf grüne Welle programmiert sondern noch viel tiefgründiger falsch geschaltet. Nachfolgend meine Beobachtungen für falsche Ampel-Schaltungen, die alle einzeln wegprogrammiert werden müßten:

  • rote Wellen: defakto stadtweit
    Betrifft nicht nur eine der beiden (Quer-) Richtungen einer Kreuzung, sondern alle. D.h., daß die jeweilige Kreuzung in keiner Verkehrsrichtung auf grüne Welle programmiert ist. 
  • extra und vor allem lange Ampelschaltungen für links abbiegenden Verkehr (= Gegenverkehr wird solange gestoppt), wo fast kein abbiegender Verkehr vorhanden ist, auch nicht im Berufsverkehr (Bsp.: abbiegender Verkehr in die Nebenstraßen eines Wohngebietes, wie Bornholmer Str. / Stavangerstr.)
  • Jeder noch so unbedeutende Linksabbiegeverkehr bekommt einen Kreuzungsräumpfeil.
    Diese Pfeile leuchten viel zu spät auf, die nach links wartenden Autos haben dann schon längst die Kreuzung geräumt. Weiterhin leuchten sie viel zu lange, da längst kein Verkehr mehr nachfolgen kann, weil die Kreuzungszufahrt schon lange auf rot steht.
    Sinn würden sie nur machen, wenn eine Richtung länger grün hat als die Gegenrichtung, also die Zufahrt zur Kreuzung länger frei bleibt. Vor allem aber nur an unübersichtlichen Kreuzungen aber nicht an jeder.
  • Verkehr in gleiche Richtungen (parallel miteinander) wird nicht gleichzeitig frei geben:
    Die im separaten Gleisbett in Straßenmitte fahrende Staßenbahn wird freigegeben zusammen für die Fußgänger rechts und links parallel zur Bahn. Nur der ebenfalls parallele Autoverkehr wird blockiert, weil die Fußgängerquerrichtung ebenfalls grün hat. Das nutzt diesen Fußgängern aber nichts, da sie ja nur bis zu den Schienen laufen dürfen – die Fußgängerampel in Straßenmitte für das Gleisbett zeigt (logischerweise) rot.
    Solche unsinnigen Freigaben bzw. Nicht-Freigaben betreffen viele Kreuzungen, auch die ohne Staßenbahnen.
  • Verkehr in gleiche Richtungen (parallel gegeneinander) wird nicht gleichzeitig frei geben:
    Wenn ich z.B. nach rechts abbiegen will und auf den aufleuchtenden Grünpfleil warte, sehe ich, daß die Gegenrichtung (also die von rechts kommenden nach links abbiegenden Fahrzeuge) eher losfahren als mein Grünpfeil aufleuchtet. Oder aber der Pfeil leuchtet gar nicht auf und nur die Gegenrichtung wird freigegeben (Landsberger Allee [von Osten kommend] in die Rhinstr., Granitzstr. in die Berliner Str. oder Am Steinberg in die Prenzlauer Allee).
  • Neuschaltung von Ampelphasen, besonders bei Baustellenampeln:
    Es erfolgt grundsätzlich keine Anpassung (nach ein paar Tagen oder wenigstens nach 2 Wochen), wenn diese falsch programmiert sind und Stau produzieren. Gerade Baustellen bleiben oft mehrere Monate oder gar Jahre bestehen, da wäre es sehr wichtig, solche Ampeln zu überprüfen und deren Phasen nachzuregeln.
    aktuell: Mühlenstr. (Pankow): Die Grünphase dauert nur wenige Sekunden!
  • Insgesamt fehlen überall verkehrsabhängige Ampelsteuerungen:
    Vor fast jeder Ampelkreuzung lassen sich Schnitte in der Farbahn für Leiterschleifen erkennen; die technischen Ressourcen sind also vorhanden. Auch im Internet (Verkehrsanzeige GoogleMaps) werden die Staus in Echtzeit angezeigt.
    Berlin hat eine Verkehrslenkungszentrale. Jeden Tag wird nach den Radio-Nachrichten aus dieser Zentrale „mit der großen Monitorwand“ berichtet. Warum paßt diese Zentrale die Ampelschaltungen nicht an den Bedarf an?
  • Es gibt nicht zuviel Verkehr …
    Bei einer ausgefallenen Ampelschaltung wird an großen Kreuzungen schnell eine Handregelung durch Polizisten eingesetzt, bei kleineren geht’s auch komplett ohne. In beiden Fällen verschwindet der Stau!
    Das zeigt, daß nicht die Kreuzungskapazität zu klein ist, sondern die Ampelschaltungen am Bedarf vorbei gehen.
  • Wie Sie indirekt schreiben – die Ampelphasen sind viel zu kurz (ca. seit 2010); es können nur wenige Fahrzeuge die Kreuzung passieren.
    Da die Kreuzungsräumphasen nicht ebenfalls verkürzt werden können, sinkt der Durchlaß; Rückstau entsteht.

Überlegungen:

  • Viel mehr grüne Rechtsabbieger-Blech-Pfeile: Inzwischen sind sie alle abgebaut. Ihre Gefährlichkeit für Fußgänger ist aber nicht vorhanden!
    Die bei Pfeilbenutzung (also abbiegendes Auto) quer bzw. vor dem Fahrzeug laufenden Fußgänger sind immer im Sichtbereich der Frontscheibe. Gefährlich wird es nur bzw. ausgerechnet bei Grün für das rechts abbiegende Auto!
    Geradeaus (also parallel zum Auto) laufende Fußgänger bzw. ?fahrende Radfahrer sind schlechter wahrnehmbar (außerhalb der Frontscheibe, verdeckt durch A-Säule oder Beifahrer). Sie sind aber bei der Grünpfeilbenutzung nicht betroffen, erst beim Abbiegen bei grün für das Auto, wenn der Grünpfeil inaktiv ist. Wenn kein Pfeil vorhanden ist, kann überhaupt erst mit den Fußgängern losgefahren werden und dann staut sich´s durchs Warten in der Rechtsabbieger-Spur.
  • Mit längeren Ampel- (grün-) zeiten ließe sich sich der an der Kreuzung treffende entgegenkommende Verkehr in einer grünen Welle einfacher aufeinander absimmen, da das Zeitfenster zum Treffen der beiden Verkehrströme größer wäre und damit einen gewissen zeitlichen Versatz ermöglicht.
  • Die Öffies stehen mit im Stau! Ein Umstieg auf sie bringt aus dieser Sicht somit nicht viel.
  • Es produziert zwar keinen Stau, regt aber zur Rotfahrerei an:
    Sinnloses Warten vor einer roten Ampel bei keinem Verkehr tief in der Nacht.
    Es sollten so viele Ampeln wie möglich nachts und in anderen verkehrsschwachen Zeiten abgeschaltet werden; notfalls kann gelbes Blinklicht geschaltet werden. Auch hier könnten die Leiterschleifen genutzt werden, um bei steigendem Verkehrsaufkommen die Ampeln wieder anzuschalten.

Neben den von Ihnen aufgezählten Folgen von (Rot-) Staus kommen noch viel mehr hinzu – falls Sie noch mehr Argumente benötigen:

  • Anfahrlärm
  • Ausbremsen des öffentlichen Nahverkehrs, der vielfach mit im Stau steht
  • Stauvermeidung könnte Straßenkapazität freigeben, da dann auf vielen Straßen auf separate Busspuren verzichtet werden könnte (da der Bus dann voran käme)
  • Nutzung der Anwohnerstraßen als Ausweichstrecke (niemand weicht freiwillig auf enge, zugeparkte, kinderbespielte und meist kopfsteinbepflasterte Nebenstraßen aus, wenn es auf der Hauptstraße fließt; bei Stauvermeidung könnten somit die Durchfahrtssperren in Anwohnerstraßen wegfallen, die letztlich zusätzlichen (Anwohner-) Verkehr erzeugen)
  • Stau fördert Aggression, Wut, rabiates Fahren, schnell noch bei „gerade-rot“ durchkommen usw.
  • Den im Stau Stehenden raubt es Tages- und Freizeit, und das jeden Tag
  • Vernichtung von (Benzin-) Energie in großen Dimensionen
  • umweltbelastende Abgase

Ich hoffe sehr, daß Sie mit Ihrer Initiative eine Lawine anstoßen, um die Stadt endlich aus dem Würgegriff der Ampelstaus zu befreien!

Mit freundlichen Grüßen,
Marco L.


Liebe Abendblattredaktion, ich kenne auch eine Fußgängerampel an der es noch hakt. Und zwar die Fußgängerampel in Höhe des Lidl Allee der Kosmonauten 141A. Hier ist es regelmäßig so, dass man nachdem man gedrückt hat, zunächst sehr lange auf Fußgängergrün wartet. Dann wird grün, man schafft aber nur 1 Fahrbahn, da sich oft die Straßenbahn dazwischenschaltet und die Straßenbahnüberquerung rot wird (regelmäßig ist die Schaltung so toll, dass Fußgänger UND Straßenbahn stehen).

Wenn dann endlich wieder grün für Fußgänger ist, hat man manchmal sogar das Pech, dass so schnell rot wird, dass man nochmal steht, bevor man die Gegenfahrbahn bei grün passieren kann. Das Ergebnis ist, dass hier ein Großteil der Fußgänger (verständlicherweise) regelmäßig bei rot geht, was ich besonders bedenklich finde, weil die Ampel auch von einer Vielzahl von Schülern des anliegenden Wilhelm-von-Siemens Gymnasiums genutzt wird. Früher war an dieser Stelle ein Fußgängerüberweg. Ich meine, da lief es flüssiger.

Viele Grüße
D. Brettschneider


Ewiges Warten auf Grün an einer Fußgängerampel an der B1: Die Anforderungsampel B1/Märkische Allee (Höhe Alt-Biesdorf 78 ) bleibt
nach „Drücken“ so lange rot, dass man denkt, sie sei kaputt. Über zwei Minuten habe ich schon mal gestoppt. Sie wird sowohl von Schülern
genutzt als auch von diversen Fußgängern und Radfahrern. An dieser Ampel kommt man dann aber in einem Zuge über die B1 im Gegensatz zu der Ampel B1/Grabensprung/Oberfeldstr. Da kann man immer nur bis zur Mittelinsel laufen.

Da könnte man sogar sitzen, da es ewig dauert, bis mal wieder grün kommt zum weiterlaufen. Man muss für diese Kreuzung als Fußgänger sehr viel Zeit einplanen. Sollte man zum S-Bahnhof Biesdorf wollen, mindestens 5 Minuten mehr Wegzeit einplanen! Nur wegen Überquerung der B1. Läuft man von der Südseite Richtung Norden kommt immer die Phase, wenn man schon auf der Mittelinsel ist, wo von auswärts keine Autos gefahren kommen und eigentlich die Straße komplett frei ist, aber trotzdem ist die Fußgängeramel rot, weil es eben nach Zeit geschaltet wird und nicht nach Verkehr oder Anforderung.

Es gibt bestimmt noch viel zu tun, um Ampeln intelligenter zu steuern. Aber, ob wir das noch erleben…

Freundliche Grüße,
C. Starke


Sehr geehrter Herr Schwarz, vielen Dank, dass sich jemand der Problematik Ampelschaltungen annimmt. Eigentlich hätte man dies von Interessenvertretern wie dem ADAC erwartet. Bestimmt quillt Ihr Postfach seit der Veröffentlichung Ihrer Beiträge über.

Darum an dieser Stelle nur ein weiteres Beispiel für ärgerliche Fehlschaltungen: Sie betrifft die Einmündung der Friedenstraße in die Landsberger Allee am Platz der Vereinten Nationen. Man kommt den Berg am Friedrichshain herunter gerollt und verliert die Energie durch das Abbremsen unten an der Ampel. Bei einer Einmündung sollte das vermeidbar sein.

Wir sind gespannt auf die Reaktionen der SenMVKU.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf I.

Antwort von FUSS e.V. (Fachverband für Fußgänger)

Zudem erreichte uns auch eine Antwort von Roland Stimpel vom FUSS e.V., dem Fachverband für Fußgänger, welcher sich seit fast 40 Jahren für die Interessen der Menschen zu Fuß einsetzt. Herr Stimpel schreibt:

Sehr geehrter Herr Schwarz, als Fachverband für Fußverkehr freuen wir uns über Ihre Idee, über schlecht geschaltete Ampeln zu berichten. Zu den Ärgernissen wegen langer Wartezeiten und roter Wellen kommen – nicht übertrieben – tödliche Gefahren, wenn Gehende Grün haben und einbiegende Fahrzeuge auch. Allein seit November wurden drei Menschen zu Fuß und im Rollstuhl an solchen Ampeln totgefahren, während sie bei Grün die Fahrbahn querten:

  • Am 2.11. ein 85-jähriger auf der Falkenseer Chaussee in Spandau (verstorben am 24.11.) (Mehr Infos)
  • Am 20.11. ein 27-jährige Rollstuhlfahrerin in der Rhinstraße in Marzahn (verstorben am 26.11.) (Mehr Infos)
  • Am 8.1. eine 79-jährige in der Seidelstraße in Reinickendorf (Mehr Infos)

Zu den Gefahren kommen mehrere Behinderungen:

  • An großen Plätzen und Kreiseln muss bis zu siebenmal am Bordstein und auf der Mittelinsel warten, wer von einer Seite zur anderen gehen will. Beispiele sind der Ernst-Reuter-Platz und das Ende der Westtangente an der Schloßstraße in Steglitz. Hier brachte ich jahrelang meine Kinder zur Schule. Allein an dieser einen Kreuzung summieren sich die Wartezeiten auf über drei Minuten.
  • An manchen Kreuzungen gibt es nur auf drei Seiten Ampeln – zum Beispiel auf dem von Touristen stark begangenen Spreeuferweg an der Friedrichstraße. Hier soll man nacheinander die Ampeln an den drei anderen Einmündungen nehmen. Das dauert für 15 Meter Straße zweieinhalb Minuten.
  • Das Fußgängerrot an vielen Ampeln ist viel zu lang und das Grün viel zu kurz. Nahe dem Checkpoint Charlie gibt es 70 Sekunden Rot und dann nur 10 Sekunden grün. Besonders übel ist das am U-Bahn-Ausgang Kochstraße, wo sich auf der schmalen Mittelinsel dutzende von Menschen drängen. Der Rückstau reicht oft auf die Treppe oder gar auf den Bahnsteig.

Fazit: Menschen zu Fuß werden an Ampeln noch viel stärker schikaniert als im Auto. Wer darin auf Grün wartet, sitzt wenigstens warm und trocken. Wer es am Bordstein tut, ist Lärm, Abgasen, Gefahren durch dicht vorbeifahrende Autos und bei Regen dem Spritzwasser ausgesetzt. Darum haben die Menschen zu Fuß den größten Anspruch auf kürzere Wartezeiten.

Wir empfehlen, an vielen kleineren und mittleren Kreuzungen die Ampeln stillzulegen und durch Zebrastreifen zu ersetzen. Sie sind nicht gefährlicher als Ampeln. Und niemand – ob zu Fuß, auf dem Fahrrad oder im Auto – muss bei Rot warten, auch wenn es gar keinen Querverkehr gibt.

Mit freundlichen Grüßen
Roland Stimpel (Vorstand von FUSS e.V.)


Wir danken Ihnen für all Ihre Zuschriften und haben diese an SenMVKU weitergeleitet!

Text: Sascha Uhlig