Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit rechnet mit einem Andauern der Geflügelpest und einer Ausdehnung weiter nach Süden. (Illustration)
Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit rechnet mit einem Andauern der Geflügelpest und einer Ausdehnung weiter nach Süden. (Illustration) Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Greifswald (dpa) – Die Ausbreitung der Geflügelpest in Deutschland ist nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bereits vergleichbar mit den Dimensionen des bisherigen Rekordjahres 2021. Die Zahl der im Referenzlabor des Instituts registrierten Infektionsfälle sei bereits höher als zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 2021.

«Wir hatten 2025 einen sehr zeitigen Beginn der Infektionswelle und müssen nun abwarten, ob sie auch früher wieder abebbt», sagte eine Sprecherin des Bundesinstituts für Tiergesundheit mit Hauptsitz auf der Ostseeinsel Riems bei Greifswald. 


Nach ihren Angaben wurden seit Anfang September in bundesweit 66, zum Teil auch sehr großen Geflügelhaltungen Infektionen mit dem hochansteckenden Vogelgrippe-Virus H5N1 nachgewiesen. Die Zahl der vorsorglich getöteten Nutztiere nähere sich inzwischen der Marke von einer Million. Zudem sei bei knapp 300 verendeten Wildvögeln festgestellt worden, dass sie mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert waren. 

Im Jahr 2021 hatte die Vogelgrippe laut FLI insgesamt 286 Geflügelfarmen, Zoos und private Haltungen erfasst. Der Fachpresse zufolge wurden damals mehr als zwei Millionen Nutztiere getötet. Halte die Dynamik des Infektionsgeschehens an, sei bis Jahresende mit ähnlichen Zahlen zu rechnen, sagte die Sprecherin. 

Geflügelbetriebe in Niedersachsen bislang am stärksten betroffen  

Allein über das zurückliegende Wochenende seien etwa 15 neue Infektionsfälle in Geflügelhaltungen hinzugekommen. Darunter sei ein Großbetrieb mit knapp 30.000 Nutztieren in Vorpommern.

Die meisten Ausbrüche gab es den Angaben zufolge bislang in Niedersachsen. Dort seien inzwischen 30 Betriebe betroffen. Zuletzt sei die Vogelgrippe dort in einer Putenzuchtanlage mit knapp 7.000 Tieren festgestellt worden. In Brandenburg sind laut FLI bisher 11 Nutztierhaltungen betroffen, in Mecklenburg-Vorpommern 7, in Schleswig-Holstein sowie Thüringen je 5. 

Angesichts der Vielzahl neuer Infektionsfälle hatte Instituts-Präsidentin Christa Kühn die Hoffnung auf ein rasches Abflauen der aktuellen Vogelgrippe-Welle gedämpft. Als wahrscheinlich gelte eine Verlagerung des Infektionsgeschehens Richtung Südwesten, da das Virus mit dem Herbstvogelzug weitergetragen werde. 

Zugvögel als Überträger der Geflügelpest

Zugvögel sind nach Angaben der Fachleute Überträger der Geflügelpest, die bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verläuft. Die Zahl der tot aufgefundenen Tiere spiegele allerdings nicht die tatsächliche Viruslast in der Wildvogel-Population wider. Viele Wasservögel würden das Virus über den Kot ausscheiden, ohne selbst schwer zu erkranken, hieß es. 

Um die Einschleppung in große Geflügelbetriebe möglichst zu verhindern, seien weiterhin höchste Aufmerksamkeit und die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften sowie Schutzmaßnahmen erforderlich, mahnte Kühn.

Nach dem Fund toter Kraniche, bei denen H5N1 nachgewiesen wurde, hatten das Saarland und Hamburg als erste Bundesländer eine landesweite Stallpflicht für Nutzgeflügel angeordnet. In einer Reihe anderer Bundesländer gilt die Stallpflicht regional begrenzt.