Kaum noch Geld und Kapazitäten, um Tiere aufzunehmen: Tierheime sorgen sich um Zukunft.
Während die Energiepreise weltweit explodieren, können auch die Tierschutzvereine und -heime die steigenden Kosten kaum noch stemmen. Laut dem Vorsitzenden des Landestierschutzverbandes Brandenburg, Rico Lange, leiden die Tierheime momentan sogar unter einer finanziellen Dreifachbelastung: Neben den Energiekosten ist auch der Mindestlohn gestiegen, hinzu kommt die Anpassung der Gebührenordnung zum 22. November, wodurch auch Behandlungen beim Tierarzt mehr kosten.
Bisher habe noch niemand die steigenden Tierarztkosten als Abgabegrund angegeben, so Ute Reinhardt vom Tierschutzverein für Berlin (TVB), doch all das summiere sich und lasse leider sicherlich so einige darüber nachdenken, ob sie sich ihren geliebten Vierbeiner weiterhin leisten können.
Neues Zuhause gesucht
Während der Corona-Zeit haben sich so einige Menschen ein Haustier angeschafft, oft auch unüberlegt. Keine zwei Jahre später geben viele davon ihren einstigen Liebling wieder zurück ins Tierheim. So viele, dass das Tierheim Berlin bereits Mitte des Jahres einen Aufnahmestopp verhängte.
Zu den Spitzenzeiten beherbergte das Tierheim Berlin bis zu 1.400 Tiere, die Häuser des Tierschutzvereins für Berlin seien so gut wie voll, so Ute Reinhardt. Laut ihr sitzen in den Tierhäusern des TVB derzeit etwa 260 Hunde sowie 345 Katzen, die auf ein neues Zuhause warten. Auch bei den Schildkröten mangelt es zusehends an Platz, derzeit versorgt der TVB etwa 155 davon.
Die Warteliste für eine Aufnahme im Tierheim für Hunde und Katzen ist lang. Zudem haben viele Einrichtungen noch zusätzlich Katzen und Hunde aus der Ukraine aufgenommen, deren Zuhause zerstört oder Besitzer nicht aufzufinden waren. Laut Reinhardt seien es oft auch schwere Krankheiten und finanzielle Gründe, die die Halter zur Abgabe zwingen. Doch gerade für Stubentiger würde es momentan kaum noch Aufnahmekapazitäten geben, sagt Ute Reinhardt. „Bei den Exoten erwarten wir noch eine Abgabewelle, da sie sehr hohe Temperaturen benötigen und damit auch hohe Energiekosten verursachen.”
Förderung reicht nicht aus
„Unsere Katzenzimmer sind alle voll“, berichtet auch die Vorsitzende des Tierheims Falkensee in Dallgow-Döberitz, Heike Wegner. Finanziell werde es ebenfalls langsam eng, sagt sie: „Bei den Sachspenden bekommen wir noch recht viel, Geldspenden nehmen gerade ab.” Und die Unterstützung durch die Kommunen reiche bei weitem nicht aus, erst recht nicht für Kastrationen.
Wegen Problemen mit Fördergeldern im vergangenen Jahr seien weniger Katzen kastriert worden und hätten sich stärker vermehrt, so der Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Brandenburg. „Wir haben momentan um die 300 Katzen und es hört nicht auf”, schildert Simone Herrmann von der Tierschutzliga. „Und wenn man dann 70.000 Euro für Kastrationen ausgibt und vom Land Brandenburg nur 3.000 Euro dafür bereitgestellt werden, reicht das hinten und vorne nicht.”
Energiepauschale gefordert
Der TVB wandte sich mit einer dringlichen Forderung nach einer Energiepauschale an den Senat. „Allein unsere Gaskosten sind in diesem Jahr um 150 Prozent gestiegen”, berichtet Ute Reinhardt. „Wir zahlen voraussichtlich 250.000 Euro in diesem Jahr alleine für Gas, deshalb hoffen wir sehr auf die öffentliche Unterstützung.” Laut der Senatsverwaltung für Finanzen ist das Tierheim Zuwendungsempfänger des Landes Berlin.
Im Entwurf für den Nachtragshaushalt, den der Senat Anfang November beschlossen hat, sind 130 Millionen Euro für mögliche Energiekostenzuschüsse an solche freien Träger vorgesehen.
Das Abgeordnetenhaus will in dieser Woche mit den Beratungen über den Nachtragshaushalt beginnen und ihn am 14. November beschließen. Eine konkrete Zusage in Sachen Energiepauschale gab es für das Tierheim allerdings noch nicht. Die Tierheime sind deshalb weiterhin dringend auf Sach- und Geldspenden angewiesen.
Text: Sascha Uhlig/dpa