Front view of a happy employee comparing report online with a computer sitting in a desk at office

Fachkräftemangel und Krankheitsfälle führen viele Ämter an ihre Grenzen.

Längst haben sich die Spandauer daran gewöhnt, dass Ämter über mehrere Wochen hinweg eingeschränkt oder gar nicht zu erreichen sind. Beispiel Elterngeldstelle: Dort fiel im gesamten Februar sowohl die telefonische als auch die persönliche Sprechstunde aus. Der für Bürgerdienste, Ordnung und Jugend zuständige Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD) begründete die Schließung seinerzeit damit, dass die Mitarbeiter ältere Anträge abzuarbeiten hätten.

Hohes Arbeitsaufkommen ist einer von mehreren Gründen, die das Bezirksamt ins Feld führt, wenn es darum geht, Einschränkungen im Bürgerservice zu erklären. Aber auch der Personalmangel infolge von Krankheit oder fehlenden Fachkräften wird häufig genannt. Viele fragen sich, was die Verwaltung tut oder tun muss, um die Personalsituation zu verbessern. Dabei hat nicht nur dieser Bezirk vor allem mit einem Problem zu kämpfen: Viele, die sich für eine Karriere im öffentlichen Dienst entschieden haben, wechseln zum Senat oder zum Bund, weil dort bessere Verdienstmöglichkeiten locken.

Keine Bewerber

„Im Laufe der letzten Jahre hat die Personalentwicklung auch in Spandau beständig an Bedeutung zugenommen“, sagt Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD). „Auf Stellenausschreibungen für Ärzte, Bau- und Elektroingenieure erhalten wir häufig keine oder fast keine Bewerbungen.“ Da der Bezirk nicht mit höheren Gehältern locken könne, gelte es, die Vorzüge des öffentlichen Dienstes in das Bewusstsein zu bringen und „uns selbst als guten Arbeitgeber aus Sicht der Beschäftigten weiterzuentwickeln“.

Landesweites Problem

Vor drei Jahren schlossen Verwaltung und Personalrat eine Dienstvereinbarung zur Personalentwicklung. „Viele erfahrene Führungskräfte sind in den letzten Jahren ausgeschieden oder werden in absehbarer Zeit ausscheiden“, so Kleebank. „Da dieser Erosionsprozess alle Berliner Behörden gleichermaßen betrifft, muss mit einer eklatanten landesweiten Mangelsituation bei den Führungskräften gerechnet werden.“

Dies mache es notwendig, einen Fokus bei der Gewinnung von Führungskräften auf die Qualifizierung geeigneter Mitarbeiter im eigenen Hause zu richten. Derzeit bietet die Bezirksverwaltung Ausbildungsplätze in vier Ausbildungsberufen und teilweise über dem eigenen Nachwuchsbedarf an. Die Ausbildung wird von internen Qualifizierungsmaßnahmen flankiert. Nach Ausbildungsende werden Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten angeboten, je nach Ausbildungsabschluss und Stellensituation auch unbefristet.

Mehr Anreize

„Die große Problemlage des öffentlichen Dienstes ist der Konkurrenzkampf zwischen Bund, Land und Bezirk, der nur über eine einheitliche Bezahlung zu lösen sein wird“, sagt CDU-Fraktionschef Arndt Meißner. „Wir müssen als Bezirk ein attraktiver Arbeitgeber sein. Dazu gehören zum Beispiel auch flexible Arbeitszeiten und ein Gesundheitsmanagement. Wir erwarten von Stadtrat Machulik als auch vom personalverantwortlichen Bezirksbürgermeister, dass sie den Personalbedarf offen und transparent kommunizieren und offensiv beim Senat und im Abgeordnetenhaus einfordern.“

Zudem fordert die CDU-Fraktion, dass das Bezirksamt immer für die Bürger erreichbar ist. „Wochenlange Ausfälle von Sprechstunden sind inakzeptabel“, so Meißner. Hier müsse eine Personalsteuerung erfolgen.

Jugendliche ansprechen

Um das große Defizit an jungen Fachkräften auszugleichen, solle die Verwaltung mehr dafür tun, den Nachwuchs, etwa an Schulen, gezielt zu erreichen. Meißner spricht sich zudem für eine Spandauer Jobmesse und einen „Tag der offenen Rathaustür“ gezielt für Schüler sowie für ein Schülerpraktikantenprogramm aus.

Datum: 9. Juni 2019. Text: Nils Michaelis. Bild: Getty Images Plus/iStock/Antonio Guillem.