Berlin (dpa) – Vor dem 90. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth den Wert von Literatur für demokratische Systeme unterstrichen. «Buch und Literatur sind Stimmen der Demokratie», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
«Vor 90 Jahren ist angefangen worden, auf dem Bebelplatz und an anderen Orten in Deutschland Bücher zu verbrennen, weil ganz offensichtlich Bücher für die Nazis gefährlich waren», so Roth. «Das Wort, die Literatur, das Buch sind gefährlich für Autoritäre, für Diktatoren, für Autokraten.» Das mache die Bedeutung von Literatur und die Bedeutung des Buches in einer Demokratie so wichtig.
Roth verwies auch auf aktuelle Beispiele. «In der Ukraine sind ukrainische Bücher verbrannt worden», sagte sie unter Hinweis auf russische Angriffe auch auf Kultureinrichtungen. «Im Iran sind Künstlerinnen, sind Autorinnen, sind Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Gefängnis», sagte Roth. «In der Türkei ist die Repression derzeit auch immer gerichtet gegen das geschriebene Wort und gegen diejenigen, die schreiben.»
Am 10. Mai 1933 hatten nationalsozialistische Studentinnen und Studenten auf dem Berliner Opernplatz, dem heutigen Bebelplatz, Bücher zahlreicher Autorinnen und Schriftsteller als «undeutsches Schrifttum» verbrannt. Darunter waren Werke etwa von Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Erich Kästner, Erich Maria Remarque, Anna Seghers oder Kurt Tucholsky.
Die NS-Kampagne «Wider den undeutschen Geist» wütete an zahlreichen Universitätsstandorten. Das Berliner Ereignis wurde im Radio übertragen und verfilmt. Auch Propagandaminister Joseph Goebbels war in Berlin beteiligt.