Berlin (dpa) – US-Finanzminister, Manager, Museumsdirektor: Vor seinem 100. Geburtstag ist der Berliner Ehrenbürger W. Michael Blumenthal mit einem festlichen Mittagessen beim Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) geehrt worden. Wegner würdigte Blumenthal damit für seine herausragenden Verdienste, vor allem um das Jüdische Museum Berlin.
Gerade in Zeiten eines verstärkt auftretenden Antisemitismus sei eine solche Institution besonders wichtig, sagte Wegner und versprach Blumenthal: «Wir werden alles daran setzen, dass Menschen mit Kippa oder mit Davidstern sicher durch unsere Straßen in Berlin laufen können.»
Brandenburger Tor hat besondere Bedeutung
Blumenthal, geboren am 3. Januar 1926 in Oranienburg, war von 1997 bis 2014 Gründungsdirektor des Jüdischen Museums, das inzwischen regelmäßig mehr als 700.000 Besucher im Jahr hat. Blumenthals jüdische Familie war 1939 vor den Nationalsozialisten über Shanghai in die USA geflohen. Dort wurde Blumenthal 1976 Finanzminister.
Vor dem Mittagessen bei Wegner erzählte Blumenthal, er sei nicht nur Amerikaner, sondern auch Berliner. Vor allem das Brandenburger Tor habe eine besondere Bedeutung für seine Familie: Sein Vater sei sehr stolz darauf gewesen, dort als Soldat zu Kaisers Zeiten Wache gestanden zu haben. Er selbst habe als US-Finanzminister bei einem Besuch in Westberlin am Brandenburger Tor mit einem Fernglas nach Osten geschaut – und ein Offizier der Volkspolizei habe seinerseits mit einem Fernglas ihn betrachtet. «Gewinkt haben wir nicht», erinnerte sich Blumenthal.

