Inge Deutschkron verstarb am Mittwoch im Alter von 99 Jahren. Die bedeutende jüdische Zeitzeugin wurde mit ihrer Autobiografie „Ich trug den gelben Stern“ bekannt.
Die Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Das bestätigte die Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa am Mittwoch unter Berufung auf ihr persönliches Umfeld.
„Ich trug den gelben Stern“
Deutschkron war mit ihrer Autobiografie „Ich trug den gelben Stern“ über ihre dramatische Überlebensgeschichte als Jüdin in Berlin bekannt geworden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihren Einsatz dafür, dass „wir die richtigen Lehren aus den Verbrechen während des Nationalsozialismus ziehen“. Er schrieb nach einer Mitteilung: „Trotz allem, was ihr von Deutschen angetan wurde, hat Inge Deutschkron sich nicht von Deutschland abgewandt.“
„Mit Inge Deutschkron haben wir eine bedeutende jüdische Zeitzeugin des nationalsozialistischen Terrors in unserer Stadt verloren“, erklärte der Präsident des Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner. „Die Berliner Ehrenbürgerin brachte immer wieder die Kraft auf, ihre Geschichte zu erzählen und uns mit dieser wachzurütteln.“
Niemals vergessen
„Inge Deutschkron hinterlässt uns als ihr Vermächtnis die historische, gesellschaftliche und politische Pflicht, niemals zu vergessen, was ihr, ihrer Familie und Millionen europäischer Jüdinnen und Juden angetan wurde“, erklärte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Das Internationale Auschwitz Komitee würdigte die Autorin als eine „Autorität der Menschlichkeit und der Erinnerung“.
Der Schoah entkommen
Deutschkron wurde am 23. August 1922 im brandenburgischen Finsterwalde geboren. Zu Zeiten der Nazi-Herrschaft erfuhr sie als Jüdin in Berlin Hass, Diskriminierung und Verfolgung. Sie konnte der Schoah jedoch entkommen. Später arbeitete Deutschkron in Deutschland und Israel. 2013 hielt sie im Bundestag beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus eine bewegende Rede.
Auch der Bundespräsident erinnerte speziell an dieses Ereignis: Ihre Rede „hat mich und viele andere Menschen tief berührt“, schrieb er. „Inge Deutschkron hat sich um unser Land, um ihr Land verdient gemacht. Wir werden sie niemals vergessen.“
Begegnungen geschaffen
Ungeachtet ihres Alters besuchte Deutschkron als Zeitzeugin unzählige Schulen und ermöglichte Begegnungen zwischen Holocaust-Überlebenden und Berliner Schülern. Zudem gründete sie den Förderverein „Blindes Vertrauen“ und rief im Rahmen ihrer Stiftung zu Courage auf.
„Ihre Fähigkeit und ihr Wille, immer wieder ihre Geschichte und die Geschichte der Verfolgung so vieler jüdischer Menschen in der Nazizeit zu erzählen und an die zu erinnern, die diesen Menschen in ihrer Not geholfen hatten, beeindruckte Generationen von jungen Menschen zutiefst“, betonte Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees.
Niemals gebrochen
„Ihr unendliches Leid und das anderer Juden unter der mörderischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten hat sie geprägt, aber nicht gebrochen“, erklärte der Vorsitzende der CDU-Fraktion Berlin, Kai Wegner.
„Uns allen wird Inge Deutschkron sehr fehlen“, hieß es auf der Internetseite der Inge Deutschkron Stiftung. „Voll von Ideen, immer kämpferisch gegen jede Form von gesellschaftspolitischer Ungerechtigkeit war sie für ihre Freunde eine stete Quelle des Antriebes“, hieß es dort in einem Statement des stellvertretenden Stiftungsvorsitzenden André Schmitz.
Verteidigerin demokratischer Werte
„Inge Deutschkron war eine nachdrückliche Verteidigerin demokratischer Werte“, würdigte der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses Buchner die Gestorbene. „Wir trauern um eine starke Berlinerin.“
Quelle: dpa