Die Stadt Cottbus will stärker gegen Gewalt an Schulen vorgehen. (Archivbild)
Die Stadt Cottbus will stärker gegen Gewalt an Schulen vorgehen. (Archivbild) Foto: Frank Hammerschmidt/dpa

Cottbus (dpa/bb) – Mit einem Brandbrief rufen Eltern einer Grundschule in Cottbus um Hilfe. Berichtet wird von Gewalt, Angst und Sprachbarrieren wegen eines vergleichsweise hohen Migrationsanteils.«Es schafft keiner, unsere Kinder zu schützen», sagte Christin Wulf, deren Namen unter dem Elternbrief steht, der Deutschen Presse-Agentur. Sie sieht zunehmende Gewalt: «Wegen einer kleinsten Beleidigung eskaliert das sofort.» Lehrer und Schulleitung machten aber eine «tolle Arbeit».

Wulf schlug vor, dass die Gruppen der Kinder getrennt werden, damit es nicht mehr eskaliere. Das schlägt auch ein Vater – der anonym bleiben möchte – vor. Er sagte, seine beiden Kinder seien wegen mehrerer Vorfälle bereits im Krankenhaus gewesen.


Die Stadt Cottbus will stärker gegen Gewalt vorgehen – bis zum Aus für gewalttätige Kinder im Regelbetrieb. «Fakt ist, dass es immer wieder Schülerinnen und Schüler gibt, insbesondere eine kleine Gruppe von Schülern, die sich nicht an Regeln hält und Konflikte immer versucht, mit Gewalt zu lösen», sagte Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) am Freitagabend im RBB-Fernsehen. «Wir müssen einen Weg finden, dass diese Schülerinnen und Schüler nicht mehr in dem Regelbetrieb und an dieser Schule unterrichtet werden.» Wie er das umsetzen will, blieb zunächst offen.

Eltern berichten von Schlägen, Tritten und Stürzen

«Es kam wiederholt zu Schlägen, Tritten und Stürzen, deren Folgen ärztlich behandelt werden mussten», heißt es in dem Brief, der der dpa vorliegt. «Viele unserer Kinder gehen inzwischen mit großer Angst und typischen Symptomen wie Bauchschmerzen in die Schule, erzählen von Angst vor bestimmten Wegen, vor einzelnen Gruppen von Mitschülern und davor, etwas zu sagen und dafür bestraft zu werden.» Mehrere Medien hatten zuvor über den Brief berichtet.

In dem Elternbrief der Cottbuser Schule ist von einem Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund von mehr als 40 Prozent die Rede. Landesweit lag der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund nach Angaben des Bildungsministeriums zu Beginn des Schuljahres 2025/2026 bei rund 11 Prozent.

Minister hofft auf Ruhe

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) war nach eigenen Angaben bereits in Kontakt mit der Schulleitung. «Wir wissen, dass es an wenigen Individuen hängt, an einzelnen Personen, die sozusagen in ihren Gruppen dort für Unruhe sorgen», sagte er dem RBB. «Ich hoffe sehr, dass es bald gelingt, dort Ruhe reinzubringen.» Die Schule sei über viele Jahre hinweg «in schwierigem Umfeld sehr engagiert unterwegs».

Vor dem Hintergrund eskalierender Gewalt- und Straftaten im Frühsommer hatte Oberbürgermeister Schick im August bereits Maßnahmen wie einen Sicherheitsdienst an Schulen angekündigt. Schick forderte auch eine Quote, die sichere, dass nicht zu viele Schüler ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse an Schulen konzentriert werden. Das ist umstritten.

Umgang mit Gewalt an Schulen

Wenn es an Schulen zu Gewaltvorfällen kommt, gibt es dafür ein festgelegtes Verfahren. Die Vorgaben sind laut Ministerium in einem Rundschreiben «Hinsehen-Handeln-Helfen. Angst- und gewaltfrei leben und lernen in der Schule» geregelt.

Die AfD-Landtagsfraktion richtete ein Meldeportal für Gewaltvorfälle an Schulen ein. AfD-Politiker gehen davon aus, dass eine Zunahme von Gewaltvorfällen und Straftaten auf Schüler mit Migrationshintergrund zurückgeht. Das Bildungsministerium hatte den dargestellten migrantenspezifischen Zusammenhang zurückgewiesen. Es hält das Portal für den falschen Weg, weil es weder eine altersgemäße, pädagogische Reaktion ermögliche noch Handlungshinweise oder Unterstützung gebe.