Potsdam (dpa/bb) – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die geplante Stärkung der Lehrerausbildung für richtig, sieht aber noch viele Baustellen – darunter die Zeit. «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, er kommt fast zu spät», sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. «Das löst unsere Probleme aber in diesem und dem nächsten Jahr und die nächsten vier Jahre nicht.» Zugleich müsse die Ausbildung auf den Bedarf zugeschnitten sein, forderte er.
Wissenschaftsministerin Manja Schüle und Bildungsminister Steffen Freiberg (beide SPD) hatten am Freitag ein Zehn-Punkte-Programm vorgestellt, um die Lehrerausbildung wegen des drastischen Lehrkräftemangels zu verstärken. Geplant sind unter anderem ein duales Lehramtsstudium in Senftenberg ab 2026/27 für mehr Praxisbezug und Ein-Fach-Lehrerinnen und -Lehrer. Zugangsbeschränkungen für Lehramtsstudiengänge sollen die Ausnahme werden.
Der GEW-Vorsitzende verlangte, die Ausbildung an den richtigen Stellen auszubauen. «Wir müssen so ausbilden, dass die Bedarfe an der Schule gedeckt werden», sagte Fuchs. Als Beispiele bei den Schularten nannte er Grundschulen und bei den Fächern Naturwissenschaften. Nötig sei auch, den Lehrerberuf attraktiv zu machen, weil Brandenburg in Konkurrenz zu anderen Bundesländern stehe. Die Absolventen müssten in Brandenburg bleiben, sagte er. Fuchs hält mehr Studienseminare für nötig – derzeit gibt es drei in Bernau, Cottbus und Potsdam.
In Brandenburg ist für das kommende Schuljahr nach Angaben des Bildungsministeriums die Neueinstellung von mindestens 1800 Lehrkräften nötig. So viele ausgebildete Lehrer und Seiteneinsteiger werden voraussichtlich kaum zu finden sein. Deshalb will Minister Freiberg unter anderem Lehrer ab dem 63. Lebensjahr mit reduzierten Unterrichtsstunden verlocken, nicht vorzeitig in Rente zu gehen. Das Land wirbt zudem mit Anzeigen und in sozialen Medien um Lehrkräfte.