Ein Blaulicht auf einem Einsatzfahrzeug der Polizei.
Ein Blaulicht auf einem Einsatzfahrzeug der Polizei. Foto: Daniel Vogl/dpa/Symbolbild

Potsdam/Neuruppin (dpa/bb) – Das Bildungsministerium untersucht Vorwürfe der Kindeswohlgefährdung gegen sechs Erzieherinnen und Erzieher einer städtischen Kindertagesstätte in Hennigsdorf. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin leitete inzwischen ein Ermittlungsverfahren ein, wie der Sprecher der Behörde am Freitag mitteilte.

Laut Bildungsministerium in Potsdam, das die Aufsichtsbehörde ist, geht es um Vorwürfe, dass Kinder grob angepackt und hochgezogen worden seien, es geht um «Anbrüllen und Anschreien, Ignorieren, Einsperren sowie Ess- und Schlafzwang». Zuvor berichteten die «Märkische Allgemeine Zeitung» und die «Märkische Oderzeitung» darüber. Immer wieder werden in Brandenburg Vorwürfe wegen körperlicher Übergriffe und unangemessener Erziehungsmethoden in Kitas laut.

Die Vorfälle in Hennigsdorf sollen laut Ministerium im Zeitraum zwischen Oktober 2019 bis April 2023 geschehen sein. Die Stadt Hennigsdorf (Kreis Oberhavel) als Trägerin der Kita teilte mit, dass die Vorwürfe gegen sechs Beschäftigte seit März dieses Jahres bekannt seien. Die Mitarbeiter seien derzeit nicht in der Einrichtung eingesetzt.

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin ermittelt wegen des Verdachts der Nötigung, wie der Sprecher sagte. Es werde geprüft, ob strafrechtliches Verhalten vorliege und inwieweit auch Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Zeugen sollen befragt werden, darunter die Eltern. Die Ermittlungsbehörde werde zudem den Beschuldigten rechtliches Gehör geben.

Das Bildungsministerium teilte auch mit, dass unklar sei, ob und inwieweit die ehemalige Leitung der Einrichtung etwa durch eine «Mitwisserschaft und Verschleierung» und möglicherweise «unzureichende Interventionen» beteiligt gewesen sein könnte. Die Stadt richtete nach eigenen Aussagen eine Sprechstunde für Eltern ein. Zudem gebe es fachliche Beratung auch für die Beschäftigten der Kita.

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hatte in einem anderem Verfahren Anklage gegen die frühere Leiterin einer Kita in Neuruppin und gegen ihre Stellvertreterin erhoben. Der Behördensprecher hatte im April gesagt, den Frauen werde vorgeworfen, Kinder etwa zum Essen gezwungen zu haben. In einer Potsdamer Kita wurden Vorwürfe laut, dass Erzieherinnen Kinder eingesperrt haben sollen.

Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg mehr Missstände gemeldet als noch 2021: Laut Bildungsministerium wurden 82 Verdachtsfälle von übergriffigem Verhalten von Beschäftigten gegen Kinder bekannt. Im Jahr 2021 waren es 56 Fälle. Einen tatsächlichen Anstieg von Missständen leitet das Ministerium daraus nicht ab. Als Gründe werden eine erhöhte Aufmerksamkeit genannt und ein anderes Meldeverhalten. Dazu habe das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz beitragen.