
Berlin (dpa/bb) – Im Streit um den Abbau von rund 150 Stellen bei der Videoplattform Tiktok in Berlin haben die Betriebsräte mit dem Unternehmen eine Einigung gefunden. Diese umfasse vor allem Regelungen zur Höhe der Abfindung für die betroffenen Beschäftigten, teilten beide Seiten mit. Der Beschluss war den Angaben zufolge von der Einigungsstelle gefasst worden, die bei betrieblichen Auseinandersetzungen schlichten kann.
Die Lösung sieht Verdi zufolge eine Grundabfindung von mindestens 17.000 Euro vor, abhängig von der Dauer der Beschäftigung. Hinzu kämen Zuschläge für Eltern sowie für Mitarbeiter mit schweren Behinderungen. Bei Beschäftigten, deren Aufenthaltstitel an den Bestand des Arbeitsvertrags gebunden ist, sei die Kündigungsfrist verlängert worden, hieß es. Die Kündigungen seien in der vergangenen Woche zugestellt worden, teilte Verdi mit.
Abbau trifft vor allem Content Moderation
Betroffen ist insbesondere der Bereich der sogenannten Content Moderation, bei der überprüft wird, ob Inhalte auf der Plattform den Richtlinien und geltenden Gesetzen entsprechen. Verdi kritisierte, dass diese Aufgaben künftig stärker von Künstlicher Intelligenz ausgeführt werden sollen. Das habe negative Auswirkungen auf die Nutzerinnen und Nutzer, weil so potenziell weniger problematische Inhalte entdeckt würden.
Zudem warnt die Gewerkschaft davor, dass sich dadurch auch die Arbeitsbedingungen für die verbleibenden Moderatorinnen und Moderatoren verschlechtern könnten. Sie fürchtet vor allem eine mangelnde psychologische Begleitung für die Beschäftigten.
Tiktok, das zum chinesischen Konzern Bytedance gehört, wies die Befürchtungen zurück. Schon jetzt unterstütze KI vielmehr die Arbeit der Moderatoren und Moderatorinnen und sorge dafür, dass diese besonders belastende Inhalte nicht sehen müssten. Menschen spielten zudem weiter eine Schlüsselrolle bei der Moderation von Inhalten.
Sozialsenatorin Canzel Kiziltepe (SPD) äußerte Respekt für die Beschäftigten, die sich mit der Einigung gegen ein mächtiges Unternehmen behauptet hätten. «Wir dürfen diese Einigung nicht als Sieg über den Strukturwandel verstehen, sondern als Minimalabsicherung für die Betroffenen», teilte sie mit. Plattformarbeit dürfe kein rechtsfreier Raum bleiben. «Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen, die Mitbestimmung sichern, Qualifizierung ermöglichen und soziale Absicherung gewährleisten.»