Die CDU will an prominenter Stelle an den früheren Bundeskanzler erinnern.
Quizfrage: Was haben Osnabrück, Mainz und Nürnberg, was Berlin nicht hat? Einen Helmut-Kohl-Platz! Das könnte sich allerdings bald ändern.
CDU und SPD verhandeln über die Bildung einer Koalition in Berlin. Aus den laufenden Gesprächen für eine schwarz-rote Senatskoalition dringt so gut wie nichts nach außen. Wie wollen die angehenden Partner den Wohnungsmangel bekämpfen oder die Verkehrsprobleme lösen? Was wird aus den Schulen? Das fragen sich viele Menschen.
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Ein erstes Herzensprojekt der CDU ist dann aber doch bereits bekannt geworden: ein Platz für Helmut Kohl in der Hauptstadt. Medienberichten zufolge reden SPD und CDU bei den Koalitionsverhandlungen auch darüber, welche Straße oder welcher Platz nach dem früheren Bundeskanzler benannt werden soll.
Neuer Versuch
Es ist nicht das erste Mal, dass die Hauptstadt-Union den ehemaligen Vorsitzenden der Bundes-CDU im Stadtbild verewigen möchte. Alle bisherigen Versuche waren allerdings im Sande verlaufen oder gescheitert. Der frühere CDU-Fraktionschef Burkhard Dregger hatte im Jahr 2018 den Großen Stern vorgeschlagen – ein denkbar prominenter Ort im Westen der Stadt. „Selbstverständlich“ unterstütze er den neuesten Vorstoß angesichts der „überragenden Verdienste Helmut Kohls bei der Wiederherstellung der Einheit Berlins, Deutschlands und Europas“, sagte er dieser Tage dem „Tagesspiegel“.
Mit dem Wahlsieg der Union ist dieses Ziel nun zum Greifen nah: CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner hatte kurz vor der Entscheidung über die Wiederholungswahl im vergangenen Jahr gefordert, „an einer zentralen Stelle Berlins“ an den „Kanzler der Einheit“ zu erinnern. „Fast 25 Jahre nach der Kanzlerschaft Helmut Kohls sollte sein politisches Wirken, insbesondere bei der deutschen Einheit, im Berliner Stadtbild gewürdigt werden“, so Stefanie Bung von der CDU-Verhandlungsgruppe Stadtentwicklung.
Umstrittene Person
Wie die SPD zu dem Thema steht, ist nicht bekannt. Man darf davon ausgehen, dass die Sozialdemokraten sich nicht allzu sehr dafür begeistern, einen Mann zu ehren, der 1982 ihren Kanzler Helmut Schmidt aus dem Amt gedrängt hat. Aber auch innerhalb der CDU ist nicht jeder automatisch Helmut-Kohl-Fan. Unvergessen ist die Spendenaffäre Ende der 90er-Jahre. Mit dieser hatte der 2017 verstorbene Patriarch seiner Partei massiv geschadet. Mit seiner Weigerung, die Spender zu nennen, offenbarte er ein merkwürdiges Demokratie- und Rechtsverständnis. Das sollte trotz all seiner Verdienste um die deutsche Einheit und das Zusammenwachsen Europas nicht vergessen werden.
Andererseits gibt es in Berlin etliche öffentliche Orte, die an nicht gänzlich unbelastete Persönlichkeiten erinnern. Die meisten Menschen laufen achtlos an ihnen vorbei. Das wäre bei einem Helmut-Kohl-Platz vermutlich nicht anders.
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Text: Nils Michaelis